Ich habe mich verträumt
denn, Grace?“
Ich schluckte. „Über unseren Streit. Über … du weißt schon. Dich und mich.“
Er lehnte sich gegen den Pick-up und verschränkte die Arme. Seine Körpersprache war nicht gerade ermutigend. „Grace, ich glaube, du bist … Ich glaube, es gibt ein paar Dinge, die du klären musst.“ Er wollte weitersprechen, hielt jedoch inne und schüttelte den Kopf. „Sieh mal“, fuhr er fort, „du hast mich vom ersten Tag an angelogen. Ich komme damit nicht klar. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob du wirklich über Andrew hinweg bist, und ich will nicht dein Lückenbüßer sein. Ich will etwas anderes. Ich will … na, du weißt, was ich will.“ Jetzt sah er mich direkt an, jedoch ohne sichtbares Gefühl.
Eine Frau, ein paar Kinder, einen Rasen, den er am Wochenende mähen konnte . „Cal, ich …“ Ich brach ab und kaute auf meinem Daumennagel. „Okay. Du willst absolute Ehrlichkeit, also bin ich jetzt ganz ehrlich. Du hast teilweise recht. Ich habe diesen Freund erfunden, weil ich noch nicht ganz über Andrew hinweg war. Und ich wollte nicht, dass jemand das merkt, weil ich mich damit so … klein gefühlt habe. So dumm … weil ich nicht von dem Kerl loskam, der mich wegen meiner Schwester verlassen hatte. Bevor irgendjemand das merken könnte, habe ich lieber einen tollen Freund vorgetäuscht. Und dass die anderen dachten, ich hätte diesen tollen Typen, der mich liebt und bewundert … das war mal eine nette Abwechslung.“
Er nickte kaum merklich, schwieg jedoch.
„Als Andrew sich in Natalie verliebte …“ Ich zögerte kurz, dann fuhr ich fort. „Ich habe ihn geliebt, er hat mich nicht ganz so sehr geliebt, und dann sieht er Natalie, meine perfekte kleine Schwester, nur ein einziges Mal an und ist bis über beide Ohren verknallt. Es war schwer, damit klarzukommen.“
„Da bin ich sicher“, sagte Cal, nicht unfreundlich.
„Was ich aber eigentlich sagen will … Ich bin jetzt wirklich über Andrew hinweg, Callahan. Ich weiß, ich hätte dir die Wahrheit über Wyatt sagen sollen, aber …“ Mir versagte die Stimme. Ich räusperte mich und überwand mich fortzufahren. „Ich wollte nicht, dass du mich als jemanden siehst, der einfach ausgetauscht wurde.“
Er seufzte. Sah zu Boden und schüttelte leicht den Kopf. „Ich habe über den Abend nachgedacht, als ich dich von Blackie’s nach Hause gebracht habe“, sagte er. „Du hattest eine Verabredung gehabt, stimmt’s?“ Ich nickte. „Ich wette, du warst ziemlich … verzweifelt.“
„Ja“, gestand ich flüsternd.
„Und danach war ich so ungefähr deine letzte Chance, oder? Die Hochzeit deiner Schwester rückte immer näher und du hattest noch niemanden gefunden, der dich begleitet. Der Exknacki von nebenan war das Beste, was du kriegen konntest.“
Ich zuckte zusammen. „Nein, Cal. So war es nicht!“
„Vielleicht“, erwiderte er. Nachdem er etwa eine Minute lang geschwiegen hatte, sagte er: „Wenn du über Andrew hinweg bist, dann freue ich mich für dich, Grace. Aber sonst kann ich nichts mehr für dich tun.“
Ach, verdammt. Jetzt musste ich weinen. Die Tränen brannten in meinen Augen, und mein Hals tat weh, als würde ich erwürgt. Callahan merkte es. „Und um ganz offen zu sein“, fügte er leise hinzu, „möchte ich nicht mit jemandem zusammen sein, der lügt, um besser dazustehen. Jemandem, der nicht die Wahrheit sagen kann.“
„Ich habe die Wahrheit gesagt! Ich habe dir alles erzählt!“, krächzte ich.
„Und was ist mit deiner Familie, Grace? Hast du vor, es da auch allen zu erzählen? Auch Andrew und deiner Schwester?“
Bei der Vorstellung krümmte ich mich zusammen. Wie Scarlett O’Hara hatte ich mir vorgenommen, es morgen zu tun. Oder übermorgen. Vielleicht auch nie. Wahrscheinlich hatte ich gehofft, die Wyatt-Dunn-Fantasie würde sich einfach so in der Vergangenheit auflösen.
Callahan sah auf die Uhr. „Ich muss los.“
„Cal“, brachte ich mühsam hervor, „ich wünsche mir wirklich sehr, dass du mir verzeihst und mir noch eine Chance gibst.“
Er sah mich lange an. „Alles Gute, Grace. Ich hoffe, du kannst deine Angelegenheiten klären.“
„Okay“, flüsterte ich und blickte auf meine Schuhe, damit er mein Gesicht nicht sehen konnte. „Ich wünsch dir auch alles Gute.“
Dann stieg er in seinen Wagen und fuhr davon.
In meinem Haus setzte ich mich an den Küchentisch und ließ die Tränen über mein Gesicht laufen, wo Angus sie munter ableckte. Na toll. Ich hatte es
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