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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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Monaten! Ich habe gefragt, ob du dich von diesem Typen getrennt hättest, und du hast gesagt, du wärst nicht mehr mit ihm zusammen!“
    „Und das war ich ja auch nicht, oder?“ Mein nervöses Lachen klang wie ein trockenes Würgen. „Ja. Stimmt. Ich habe gelogen. Das war vermutlich ein Fehler.“
    „Vermutlich?“, bellte er.
    „Okay, es war definitiv ein Fehler! Ich gebe es zu, es war dumm und unreif, und ich hätte es nicht tun sollen, aber ich stand mit dem Rücken zur Wand, Cal!“
    „Das muss man dir lassen, Grace.“ Seine Stimme war wieder ausdruckslos und ruhig. „Du bist eine ausgezeichnete Lügnerin. Ich hatte tatsächlich etwas geahnt, stimmt, aber dann hast du meine Zweifel restlos zerstreut. Gut gemacht.“
    Autsch. Bebend sog ich die Luft ein. „Cal, hör mich an. Es war kindisch, das weiß ich. Aber versuch doch, mich zu verstehen.“
    „Du hast mich angelogen, Grace. Du hast fast jeden angelogen, den du kennst!“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und wandte sich ab. Allmählich wurde ich wütend. So schlimm war es nun auch wieder nicht gewesen. Niemand war verletzt worden. Tatsächlich hatte meine Lüge einige Leutedavor bewahrt, sich unnötige Sorgen um die arme verlassene Grace zu machen. Und auch mir war es damit besser gegangen.
    „Callahan, sieh mal“, sagte ich ruhig. „Ich habe eine Dummheit gemacht, das gebe ich zu. Und so ungern ich dir das sagen möchte, aber Menschen machen Fehler. Manchmal tun sie blöde Dinge, vor allem für Menschen, die sie lieben. Von solchen Sachen hast du doch sicher schon gehört.“
    Daraufhin sah er mich nur wieder böse an, schwieg aber weiter. Kein Verständnis, kein Mitgefühl. Und so fuhr ich fort.
    „Ich meine … komm schon, Cal. Du bist auch nicht perfekt. Hm? Du hast auch etwas Dummes getan, um jemanden zu schützen, den du liebst. Und ich muss gestehen, dass ich es fast ein bisschen seltsam finde, ausgerechnet von dir eine Moralpredigt zu hören.“
    „Und was soll das jetzt bedeuten?“
    „Das bedeutet, dass du der Exhäftling bist, der für seinen Bruder ein Verbrechen verschleiert hat, und deshalb vor zwei Monaten erst aus dem Knast gekommen ist.“
    Ups. Das hätte ich vielleicht nicht sagen sollen. Er sah jetzt nicht mehr angespannt aus, sondern regelrecht zornig. Und ruhig. Eine schreckliche Kombination.
    „Grace“, sagte er ruhig und stand auf. „Ich kann nicht fassen, dass ich mich so in dir getäuscht habe.“
    Es war, als würde er mein Herz zerschmettern. Ich sprang auf und stellte mich tränenüberströmt vor ihn. „Warte, Callahan. Bitte.“ Ich holte tief Luft. „Ich dachte, dass ausgerechnet du das verstehen würdest. Wir haben beide aus den richtigen Beweggründen heraus etwas Falsches getan.“
    „Du bist noch nicht über Andrew hinweg“, konstatierte er.
    „Ich bin ganz sicher über Andrew hinweg“, widersprach ich. Es stimmte. Und es war schrecklich, dass er mir nicht glaubte.
    „Du hast gelogen, damit die Leute denken, du wärst es. Du hast immer weiter gelogen, und auch jetzt lügst du noch und merkst nicht einmal, dass an diesem Bild etwas nicht stimmt, oder?“ Cal starrte zu Boden, als könnte er es nicht ertragen, mich anzusehen. Als er fortfuhr, sprach er ganz leise.„Du hast deine Familie belogen, Grace, und du hast mich belogen.“ Nur mit Mühe, so schien es, sah er mir in die Augen. „Ich gehe jetzt. Und für den Fall, dass das nicht klar ist: Es ist aus.“
    Er schlug die Tür nicht zu. Nein, schlimmer noch: Er schloss sie ganz, ganz leise.

30. KAPITEL
    D as ist, also, irgendwie total lahm.“ Kerrys Gesichtsausdruck zeigte eine Mischung aus Abscheu, Fassungslosigkeit und Märtyrertum, wie es nur ein Teenager hinbekam.
    „Ich dachte, wir könnten auf Pferden reiten“, jammerte Mallory. „Sie haben doch gesagt, wir wären in der Kavallerie. Der Typ da drüben hat ein Pferd. Warum kann ich kein Pferd haben?“
    „Stellt euch vor, wir wären abgestiegen“, erwiderte ich barsch. Meine Stimmung war in den letzten achtundvierzig Stunden nicht gerade besser geworden.
    Meine selbstgerechte Entrüstung war ungefähr zehn Minuten, nachdem Callahan die Haustür so unwiderruflich geschlossen hatte, verschwunden und ich stand heiß vor Scham und Schock in meinem plötzlich so leeren Leben. Callahan O’Shea, der mich hübsch und witzig fand, der nach Holz und Sonne roch, wollte nichts mehr mit mir zu tun haben.
    Den restlichen Abend verbrachte ich trotz Julians und Margarets redlichem Bemühen, mich

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