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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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mit einem DVD-Marathon der ersten Staffel von Project Runway und jeder Menge Mango-Martinis abzulenken, in einem Nebel aus Selbstverachtung. Ich konnte weder essen noch trinken und heulte fast unablässig, während Tim Gunn seine Teilnehmer zu immer höheren Leistungen peitschte. Bis in die frühen Morgenstunden wurde ich immer wieder von Schluchzern geschüttelt, bis ich schließlich gegen sechs Uhr einschlief, nur um kurz darauf wieder schlagartig wach zu werden, da mir einfiel, dass ich meinen Bürgerkriegskurs zur Nachstellung der Schlacht von Gettysburg bestellt hatte. Ich stürzte drei Becher Kaffee hinunter und stand nun in meiner blauen Uniform mit Koffeinkribbeln im Kopf und Herzschmerz in der Brust vor ihnen.
    „Ihr Lieben, die Schlacht von Gettysburg dauerte drei Tage“, verkündete ich. „Sie kostete über siebentausend Männern das Leben, und Zehntausende wurden verwundet – insgesamt sindalso etwa achtundzwanzig Prozent der Soldaten, das entspricht jedem dritten bis vierten, gefallen oder verwundet worden. Es war die blutigste Schlacht in der Geschichte Amerikas und ein Wendepunkt im Sezessionskrieg. Der Anfang vom Ende für den Süden, der sich hatte abspalten wollen.“
    Ich sah in die elf kritischen Gesichter vor mir. „Hört zu“, fuhr ich müde fort. „Ich weiß, dass ihr das hier lahm findet. Ich weiß, wir sind in Connecticut und nicht in Pennsylvania. Ich weiß, dass ein paar Hundert spinnerte Geschichtsfreaks wie ich, die verkleidet herumlaufen und mit Platzpatronen schießen, euch nicht auf Anhieb in Begeisterung versetzen.“
    „Warum haben Sie uns dann gezwungen mitzukommen?“, wollte Hunter wissen, was Kerry mit einem „Aber echt, ey“ kommentierte.
    Ich zögerte. „Ich will, dass ihr versucht … nur versucht und nur für die nächsten paar Stunden, euch so gut, wie ihr könnt, in die Lage dieser Soldaten hineinzuversetzen. Stellt euch vor, wie es wäre, so leidenschaftlich an etwas zu glauben, dass ihr bereitwillig euer Leben dafür geben würdet. Für eine Idee. Für eine Lebensweise. Für die Zukunft eures Landes, eine Zukunft, von der ihr wisst, dass ihr selbst sie vielleicht nicht mehr erleben werdet. Ihr glücklichen, netten, wohlgenährten, reichen Kinder seid hier, weil ihr auf den Schultern der Geschichte dieses Landes steht. Ich möchte nur, dass ihr das spürt – nur ein bisschen.“
    Kaelen und Peyton verdrehten die Augen, Hunter sah heimlich auf sein Handy, Kerry Blake begutachtete ihre lackierten Fingernägel.
    Tommy Michener hingegen starrte mich fasziniert und mit leicht geöffnetem Mund an und Emma Kirk machte große Augen.
    „Dann mal los“, sagte ich. „Denkt daran, wir sind ein Teil der Ersten Kavallerie. Dort drüben ist General Buford. Tut, was er sagt und … na ja. Was auch immer.“
    Stöhnend und kichernd folgten mir die Jugendlichen zu den Mitgliedern von Brother Against Brother , die sich bereits als Unions-Soldaten aufgestellt hatten. General Buford (besserbekannt als Glen Farkas, Buchhalter aus Litchfield), ritt die Reihe seiner Männer ab. Als sie das schnaubende Pferd und den Säbel des Generals sahen, wurden meine Schülerinnen und Schüler ehrfürchtig still. Glen machte das wirklich gut.
    „Wann geht’s los?“, flüsterte Tommy.
    „Sobald General Heth angreift“, flüsterte ich zurück.
    „Ich bin tatsächlich ein bisschen aufgeregt“, meinte Tommy grinsend. Ich klopfte ihm auf den Arm und lächelte zurück.
    Und dann kamen sie. Die Schreie der Rebellen gellten durch die Luft, und Dutzende Konföderierte rannten über den Hügel auf uns zu.
    „Vorwärts, Männer!“, rief General Buford und gab seinem Pferd die Sporen. Mit einem Aufschrei folgte ihm die Erste Kavallerie. Tommy Michener, an der Spitze seiner Kameraden, hielt die ungeladene Muskete über den Kopf und schrie aus Leibeskräften.
    Fünf Stunden später fuhr ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht den Minibus der Manning zur Schule zurück.
    „Das war ja so cool, Ms Em!“
    „Haben Sie gesehen, wie ich den Typen mit meinem Bajonett fertiggemacht habe?“
    „Ich war ja irgendwie, also, richtig eingeschüchtert!“
    „Ich dachte, das Pferd trampelt gleich über mich drüber!“
    „Tommy und ich haben die Kanone bedient! Haben Sie das gesehen?“
    „Und als diese anderen Typen da hinter uns auftauchten … als wir sozusagen eingekreist wurden, irgendwie!“
    Kerry Blake behielt ihre gelangweilte Pose zwar bei, doch die anderen plapperten aufgeregt durcheinander wie

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