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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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„Jim!“
    „Ist schon gut, Mom. Dad entspannt sich nur. Er hört trotzdem zu, oder?“
    Mein Vater nickte, meine Mutter seufzte resigniert.
    „Tja, also, was Margaret und Stuart betrifft … Wer weiß?“, meinte Mom. „Sie werden ihren Weg schon finden. Eine Ehe ist kompliziert, Schätzchen. Das wirst du eines Tages selbst feststellen.“ Mom schnipste gegen Dads Zeitung, worauf er seine Frau böse anstarrte. „Stimmt’s, Jim? Kompliziert.“
    „Mit dir ja“, brummte mein Vater.
    „Da wir gerade von Ehe sprechen, meine Süße: Natalie möchte uns alle am Sonntag zum Brunch einladen – hat sie dir das schon erzählt?“
    „Ehe? Was?“, krächzte ich. „Wie?“, meinte Mom.
    „Du hast gesagt: ‚Da wir gerade von Ehe sprechen.‘ Sind die beiden verlobt?“
    Dad senkte seine Zeitung und sah mich über seine Lesebrille hinweg an. „Wäre das für dich in Ordnung, Schnups?“
    „Äh … ja! Natürlich! Sicher! Hat sie es euch gesagt? Mir hat sie nichts gesagt.“
    Mom tätschelte meine Schulter. „Nein, nein, sie hat nichts gesagt. Aber, Grace, Schätzchen …“ Sie hielt inne. „Es scheint ganz so, als würde es nicht mehr lange dauern.“
    „Oh, ich weiß! Sicher! Ich hoffe ja auch, dass sie heiraten werden. Sie passen gut zusammen.“
    „Und du hast ja jetzt Wyatt, also ist es für dich nicht mehr so schlimm, oder?“, meinte Mom.
    Einen kurzen Moment war ich versucht, die Wahrheit über Wyatt Dunn, den erhabenen Arzt, zu gestehen. In Wahrheit, Mom und Dad, habe ich mir den Typen nur ausgedacht, damit Nat sich nicht so schuldig fühlt. Und ach, übrigens … Es könnte sein, dass ich mich in den Exsträfling von nebenan verguckt habe .
    Aber was würden sie dazu sagen? Ich konnte mir ihre Gesichter gut vorstellen … die Bestürzung, die Sorge, die Angst, dass ich jetzt vollkommen übergeschnappt war. Die Gewissheit, dass ich noch nicht über Andrew hinweg war, dass ich ohne Aussicht auf Heilung verletzt worden war, dass meine Schwärmerei für Callahan O’Shea meine instabile Gefühlslage aufzeigte. „Genau“, antwortete ich also langsam. „Ich habe Wyatt. Und außerdem Arbeiten, die ich korrigieren muss.“
    „Und ich muss mein Kunstwerk vollenden“, sagte Mom und schnipste erneut gegen Dads Zeitung. „Also mach dir dein verdammtes Abendessen selbst.“
    „Schön! Das tue ich gern! Seit du Künstlerin geworden bist, schmeckt dein Essen sowieso nicht mehr.“
    „Werd erwachsen, Jim.“ Dann drehte Mom sich abrupt zu mir. „Schätzchen, warte noch. Wir wollen Wyatt kennenlernen.“ Sie griff nach dem Kalender, der neben dem Kühlschrank hing. „Lass uns gleich einen Termin ausmachen.“
    „Ach, Mom, du weißt doch, wie es ist. Er ist furchtbar beschäftigt. Außerdem arbeitet er ein paar Tage pro Woche in Boston zum … äh, als Berater. Oben im Kinder… Aber ich muss jetzt wirklich los. Bis bald. Wegen eines Termins melde ich mich noch.“
    Während ich durch die Stadt fuhr und meine Einkäufe erledigte – Angus brav auf meinem Schoß, um mir beim Lenken zu helfen – hallte das Echo diverser Kennenlerngeschichten in meinem Kopf wider. Meine Eltern waren zusammengekommen, als mein Vater Rettungsschwimmer am Lake Waramaug war. Meine Mutter, die dort mit ihren Freundinnen schwimmen gegangen war, hatte so getan, als würde sie ertrinken. Sie war sechzehn gewesen und hatte für ihre Freundinnen nur herumalbern wollen, aber Dad, der alles immer sehr genau und wörtlich nahm, hatte das nicht durchschaut. Er sprang in den See, zog sie raus, und als er merkte, dass sie kein bisschen Wasser in den Lungen hatte, schimpfte er so sehr mit ihr, dass sie in Tränen ausbrach. Worauf er sich in sie verliebte.
    Margaret und Stuart lernten sich bei einem Probe-Feueralarm in Harvard kennen. Es war eine bitterkalte Nacht im Januar, und Margs trug nichts außer ihrem Schlafanzug. Stuart wickelte sie in seinen Mantel und ließ sie auf seinem Schoß sitzen, damit sie nicht mit bloßen Füßen im Schnee stehen musste. Dann trug er sie in ihr Zimmer zurück (und direkt ins Bett, wie sie immer erzählten).
    So eine schöne Geschichte wollte ich auch haben. Ich wollte nicht sagen: „Oh, Daddy und ich haben uns auf einer Webseite kennengelernt, weil wir beide so schrecklich verzweifelt waren, dass uns nichts anderes einfiel.“ Oder: „Ich habe Daddy dazu gebracht, sich in mich zu verlieben, indem ich ständig Make-up trug und vorgab, ich könnte allein keine Glühlampe kaufen.“
    Andrew und ich hatten

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