Ich habe mich verträumt
Sie aufhören, mich auszuspionieren.“
Oh, verdammt! Schuldbewusst biss ich mir auf die Unterlippe. „Ausspionieren? Ich will Sie doch nicht … Ich … Ich spioniere Sie nicht …“
„Vom Dachboden aus. Haben Sie ein Problem damit, wenn ich auf dem Dach liege?“
„Nein! Ich habe nur …“ Grrrr. Grrrr. Jap! Angus wand sich, um mir vom Arm zu springen, was ein guter Vorwand war, erst einmal nicht zu antworten. „Warten Sie, bitte, eine Sekunde. Oder kommen Sie doch herein. Ich muss Angus eben in den Keller sperren.“
Ich verfrachtete Angus in den Keller, atmete ein paar Mal tief durch und drehte mich dann wieder zu meinem Nachbarn, der einen Schritt ins Haus getreten war und nun erwartungsvoll eine Augenbraue hochzog.
„Hören Sie, Callahan, ich habe dort oben nur ein paar Sachen verstaut. Ich habe Sie rein zufällig gesehen und mich gefragt, was Sie da wohl machen, okay? Es tut mir leid.“
„Grace, wir beide wissen, dass Sie spioniert haben. Reden Sie sich nicht raus.“
„Na, da ist aber jemand ziemlich eingebildet, oder?“, erwiderte ich. „Ich habe nur meine Bürgerkriegsuniform verstaut. Sie können hochgehen und das nachprüfen, wenn Sie wollen.“ Im Keller hörten wir Angus bellen, um meine Aussage zu bekräftigen.
Callahan trat einen Schritt näher und musterte mich von oben herab – im wörtlichen und übertragenen Sinne, wie es mir vorkam. Sein Blick wanderte von meinem Haar zu … oh Gott … meinem Mund. „Was ich eigentlich wissen will“,begann er, „ist, warum Ihr Freund Sie so verdammt oft allein lässt.“ Seine Stimme klang ganz weich.
Es fuhr mir heiß durch den Körper, und ich hatte das Gefühl, wie von einem Magneten angezogen zu werden, gegen dessen Kraft ich ankämpfte. „Tja … also …“, begann ich schwach. Ich räusperte mich. „Ich bin auch nicht sicher, ob das weiterhin so funktioniert. Wir müssen das … äh, neu bewerten.“
Sag ihm, dass du frei bist, Grace. Sag einfach, du und Wyatt hättet euch getrennt .
Ich tat es nicht. Ehrlich gesagt, war es mir unheimlich. Mein ganzer Körper zitterte, weil ich Callahan so nahe war und weil ich Angst hatte. Angst, dass er nur mit mir spielte, und Angst, weil ich wusste, dass ich kurz davor war, ihn zu Boden zu zerren und ihm die Kleidung vom Leib zu reißen.
Dieses aufwühlende Bild wurde fast augenblicklich durch ein anderes, sehr viel weniger wünschenswertes verdrängt: wie Callahan mich zurückstößt und mit höhnischem Ausdruck in seinem markanten Gesicht entschieden Nein danke sagt.
„Also gut.“ Meine Stimme klang forsch und lehrerinnenhaft. „Gibt es sonst noch etwas, Mr O’Shea?“
„Nein.“ Trotzdem sah er mich unverwandt an, und sein Blick ging mir durch und durch, sodass es schwer war, Augenkontakt zu halten. Ich wurde bestimmt puterrot, denn mein Gesicht brannte wie Feuer.
„Kein Ausspionieren mehr“, sagte er schließlich leise. „Verstanden?“
„Ja“, flüsterte ich. „’tschuldigung.“
Dann drehte er sich um und ging, und ich stand mit wackligen Beinen in meinem Wohnzimmer und hatte das Gefühl, ein zu enges Korsett zu tragen.
Also gut, ich musste zugeben, dass ich mich ungemein zu Callahan O’Shea hingezogen fühlte. Und das war nicht gut. Zunächst einmal war ich nicht sicher, ob er mich überhaupt leiden konnte. Und zweitens … na ja. Es war nicht nur diese Exsträfling-Sache. Gut, wenn er jemanden zu Brei geschlagen hätte, wäre er ganz sicher aus dem Rennen gewesen. Veruntreuung warzwar auch ein Verbrechen, aber … nicht sooo schlimm, oder? Wenn er es bereute … und außerdem hatte er seine Schuld gegenüber der Gesellschaft beglichen.
Nein, es war nicht nur seine Vergangenheit, auch wenn ich der Vergangenheit generell viel Bedeutung beimaß. Es lag daran, dass ich mein ganzes Leben lang immer gewusst hatte, was ich wollte. Andrew war der eine gewesen, und man schaue sich nur an, wie das geendet hatte. Was ich jetzt wollte, war ein anderer Andrew, nur ohne diese Komplikation mit dem Sich-indie-Schwester-Verlieben.
Callahan O’Shea war verdammt attraktiv, aber ich würde mich in seiner Gegenwart nie entspannen können. Er war nicht der Typ, der mich bewundernd ansehen würde. Er … er … ach, Mist, er war einfach zu … alles. Zu groß, zu gut aussehend, zu anziehend, zu aufwühlend . In seiner Nähe spürte ich zu viel. Es war beunruhigend. Er machte mich reizbar und erregt und schroff, wo ich doch lieb und nett und sanft sein wollte. Ich wollte sein wie
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