Ich habe mich verträumt
wollte nicht, dass Callahan eine Freundin hatte. Und was bedeutete das? Wir setzten uns wieder in Bewegung, Seite an Seite, eingehüllt in den Nebel, der uns vor den gelegentlich vorbeihuschenden Scheinwerfern abschirmte und die Geräusche der Autos dämpfte. Ich schluckte. „Also, Cal, haben Sie denn … äh … überhaupt eine Freundin?“
Er sah mich kurz von der Seite an. „Nein, Grace, habe ich nicht.“
„Sie sind wohl nicht der Typ für feste Beziehungen, wie? Wollen sich noch nicht binden, hm?“
„Ich würde gern eine feste Beziehung eingehen“, erwiderte er. „Heiraten, ein paar Kinder bekommen, am Wochenende den Rasen mähen …“
„Tatsächlich?“ Ich quiekte fast. Callahan schien mir eher der Typ, der zu Bad to the Bone als Begleitmusik einen Raum betrat. Rasen mähen, während Kinder daneben herumsprangen? Hm. Hm.
„Tatsächlich.“ Er schob die Hände in die Taschen. „Ist es nicht das, was Sie und Dr. Wunderbar auch wollen?“
„Oh. Äh, sicher. Denke ich. Ich weiß nicht.“ Das war kein das Thema, das ich leicht beschwipst besprechen wollte. „Es wäre nicht leicht mit einem Mann, der mit seiner Arbeit verheiratet ist“, sagte ich lahm.
„Stimmt“, meinte Callahan.
„Tja, die Dinge sind nicht immer so wunderbar, wie sie scheinen“, fügte ich hinzu und überraschte mich selbst.
„Ich verstehe.“ Callahan blieb stehen und sah mich an. Er lächelte, nur ein kleines bisschen, und sah dann zu Boden. Ich wusste rein gar nichts über diesen Menschen. Nur, dass er verdammt attraktiv war. Dass er eine Familie wollte. Dass er für ein Verbrechen im Gefängnis gesessen hatte.
„Hey, Cal, tut es Ihnen leid, dass Sie das Geld genommen haben?“, fragte ich spontan.
Er legte den Kopf schief und schien nachzudenken. „Das ist kompliziert.“
„Warum spucken Sie’s nicht aus, Ire? Was haben Sie getan?“
Er lachte. „Vielleicht erzähle ich es Ihnen irgendwann. Aber jetzt sind wir fast zu Hause.“
Fast zu Hause. Als würden wir zusammenwohnen. Als könnte er noch mit reinkommen, ohne dass Angus ihn biss. Als würde ich uns eine Kleinigkeit zu essen machen – oder er –, und wir würden einen Film einlegen. Oder auch nicht. Wir könnten auch einfach nach oben gehen. Ein paar Kleidungsstücke ausziehen. Ein bisschen im Bett herumturnen.
„Da wären wir“, sagte Callahan und brachte mich über meinen Weg zur Veranda. Das gusseiserne Treppengeländer warglatt und kalt – im Vergleich dazu fühlte sich Callahans Hand auf meinem Rücken noch wärmer an. Oh. Einen Moment mal. Seine Hand auf meinem Rücken . Er berührte mich, und es fühlte sich einfach nur gut an, als würde eine kleine Sonne dort liegen und ihre Wärme in alle möglichen Körperteile ausstrahlen.
Ich drehte mich zu ihm, um etwas zu sagen – ich wusste nur nicht, was. Beim Anblick seines Lächelns und seiner eindringlichen Augen war jeder Gedanke wie weggewischt.
Ich bekam weiche Knie, mein Herz schien sich auszudehnen. Einen Moment lang spürte ich fast, wie es wäre, Callahan O’Shea zu küssen, und die Macht dieser Vorstellung ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch aufflattern. Ich öffnete leicht die Lippen, schloss die Augen … Er war wie ein Magnet, der mich zu sich hinzog.
„Gute Nacht, meine kleine Schnapsdrossel“, sagte er.
Abrupt öffnete ich wieder die Augen. „Genau! Gute Nacht, Bursche. Danke, dass Sie mich nach Hause gebracht haben.“
Nach einem weiteren Lächeln, das mir bis ins Mark fuhr, drehte er sich um und ging – zurück zu der Frau, die nicht seine Freundin war. Und ich stand da und wusste nicht, ob ich erleichtert oder enttäuscht sein sollte.
16. KAPITEL
H allo Dad.“ Nach der Schule hin und wieder bei meinen Eltern vorbeizuschauen war mir zur Gewohnheit geworden – manchmal lernt man aus Erfahrung eben nicht. Im Grunde genommen waren meine Eltern, jeder für sich genommen, wunderbare Menschen. Mein Vater war ein Planer und sehr verlässlich, so wie Väter es sein sollten, fand ich, und seine Begeisterung für die Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs verband uns auf ganz besondere Weise. Und meine Mutter war eine dynamische, intelligente Frau. Sie war uns als Kindern immer eine liebevolle Mutter gewesen, die Halloween-Kostüme genäht und Plätzchen gebacken hatte. Gut, meine Eltern hatten das meiste getrennt unternommen; ich kann mich nur an wenige Male erinnern, die sie gemeinsam ausgegangen waren. Sie hatten Freunde und führten ein normales Privatleben, aber
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