Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)
ist auch nicht wichtig, ob wir im Ausguss Blut von ihr gefunden haben. Wir haben genug in der Hand, um Sie zu verklagen.«
Endlich ist es mit der ätzenden Ungewissheit vorbei: Er war es. Er war es. Er. War. Es. Das Blut auf dem Schal stammt von ihr. Ein Beweis, ein nüchterner, handfester Beweis, der Paul belastet. Ich lehne den Anstaltsfraß ab und nage an einem Finger, um die Gier nach einer Zigarette zu besänftigen. Im Geiste gehe ich jene schicksalhafte Nacht noch einmal durch, von dem Moment an, als ich ihn auf dem Küchenboden fand. Ich sehe sein entwaffnendes Grinsen vor mir. Er kann so gut eine bestimmte Atmosphäre erzeugen, Leute dazu bringen, das zu tun, was er will, ganze Gruppen manipulieren, auch die Polizei. Natürlich war Portia bereit, ihm ein Alibi zu liefern. Dieser ganze Alptraum hat unendlich viel kostenlose Publicity gebracht, hat Inside-Out in den Schlagzeilen gehalten und die Bekanntheit von Forwood TV auf ein nie da gewesenes Maß gesteigert. Welcher echte Ehrgeizling kann schon widerstehen, wenn es heißt: »Eine Hand wäscht die andere«? Eine kleine Lüge hier, eine fette Lüge da – so entstehen neue Allianzen, die mächtiger sind, als ich es auch nur erahnen kann. Solange man zu den Gewinnern gehört, ist das alles ein großes Spiel, wie das Mörderspiel. Kein Gedanke an jene, die auf dem Weg zum Sieg niedergetrampelt werden. Er hat das alles perfekt geplant. Vielleicht habe ich nun meinen ersten Meisterverbrecher gefunden. Er hat Portia, Lex und mich geschickt ausgespielt und dabei nichts übersehen, keine einzige undichte Stelle gelassen.
Und dennoch. Und dennoch … Ich habe einmal meine Brötchen damit verdient, Leute so zu befragen, dass Unerwartetes zutage trat. Stell die Frage anders, und du bekommst eine andere Antwort. Was war das mit dem Hund? Der Hund passt nicht ins Bild. Und ein Meisterverbrecher stellt sicher, dass alles passt. Was hast du übersehen, Paul? Was kann ich verwenden, um mich zu retten?
Auf meine Bitte hin kommt mein Anwalt zu mir, ein dünner Mann mit Brille und langen Koteletten, die ein kratziges Geräusch von sich geben, wenn er sich über die Wange fährt. Die Polizeibeamten haben ihn mir vorgeschlagen, und ich habe mit ungefähr der gleichen Begeisterung zugestimmt wie ein Hochzeitsgast, der sich zwischen Hühnchen und Lachs entscheiden soll. John ist gekommen und wollte mich vertreten, aber ich habe ihn weggeschickt. Er ist durch Paul kontaminiert, liegt mit seinem Bruder auf einer Linie. Also nehmen Theo mit dem kratzigen Gesicht und ich es mit dem Rest der Welt auf.
»Haben sie wirklich genug, um mich zu verklagen?«
»Ja, aber sie werden darauf aus sein, sich ein noch besseres Fundament zu schaffen. So zwingend, wie sie es gern hätten, ist es nicht, die Beweisstücke mit Ihnen in Verbindung zu bringen. Auf dem Messer ist keine DNA von Ihnen gefunden worden, und den Schal kann Ihr Mann genauso getragen haben wie Sie. Im Moment untersuchen sie Ihr Auto, aber ich denke, wenn sie bis jetzt nichts gefunden haben, wird es dabei auch bleiben.«
»Das Alibi, das Paul da plötzlich vorweisen kann, ist doch verdächtig, oder?«
Theo weicht einen Schritt zurück. Seine schwarzen Schuhe sind ziemlich abgetragen. »Meine Aufgabe ist es, Sie zu vertreten, Mrs. Forman. Zu anderen Themen Spekulationen anzustellen bringt mich da nicht weiter.«
»Ich heiße Kate. Hören Sie auf, mich mit Forman anzureden.«
Theo nickt und bläst seine gelblichen Wangen auf. »Ich habe eben im Gang ein Gespräch mit angehört.« Er legt eine Pause ein, und ich hebe den Blick vom Boden. »Es sieht so aus, als wären sie sich nicht einig. O’Shea scheint von der Geschichte, die sie jetzt haben, nicht hundertprozentig überzeugt zu sein.«
»Die stimmt ja auch nicht!«
»Aber damit steht sie allein da. Der Druck nimmt zu. Sie soll Sie verklagen und den Fall abschließen.«
»Wo sieht sie denn die Lücken?«
»Das weiß ich leider nicht. O’Shea ist weggerufen worden, deshalb haben sie beantragt, Sie über Nacht hierbehalten zu können. Wir sehen uns also morgen früh.«
Ich lasse mich auf dem Zellenbett nieder; die Plastikhülle, mit der es abgedeckt ist, raschelt. Ich will nicht Theo als Ersten am Morgen sehen, ich will meine Kinder sehen.
»Können Sie mir einen Tee und ein Snickers besorgen?« Theo schweigt und kratzt sich die Wange. »Ach bitte, ich habe den Automaten im Flur doch gesehen!« Schließlich nickt er, und kurz darauf habe ich das Gewünschte.
Ich
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