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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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wankelmütig.
    Flankiert von White und Samuels und zwei anderen, die ich nicht kenne, kommt O’Shea über den Hof, geht quer über das Himmel-und-Hölle-Feld und am Klettergerüst entlang. Sie steuern direkt auf mich zu, aber ich sehe sie in Zeitlupe, so als könnte mein Verstand das alles nicht schneller verarbeiten. Der Hund. Ist das möglich? War das auf dem Schal wirklich nur Hundeblut? Mein Fünkchen Gewissheit verglüht; der Sand, auf den mein Verdacht gebaut war, beginnt wegzudriften.
    »Mrs. Kate Forman«, jetzt steht O’Shea vor mir, »ich verhafte Sie wegen des Verdachts, Melody Graham ermordet zu haben.«
    Ich spüre förmlich, wie die etwa sechzig Mütter um mich herum kollektiv nach Luft schnappen. Es ist wahrscheinlich das erste Mal in hundertfünfzig Jahren, dass auf diesem viktorianischen Schulhof Schweigen herrscht, ohne dass jemand es angeordnet hätte. Samuels holt ein Paar Handschellen hervor und legt sie mir an. Das Klicken hallt von dem Haus wider, in dem sich meine Kinder aufhalten. Jemand nimmt mich beim Ellbogen, und dann führen O’Shea und Samuels mich zum Tor.
    »Ich wusste es«, flüstert Becca.
    Im Film gehen die Unschuldigen immer hocherhobenen Hauptes, halten sich gerade gegen die, die sie verurteilen wollen. Das sind Helden – ich dagegen starre zu Boden, auf den rissigen Beton, und spüre die neugierigen Blicke der anderen wie Feuer.
    »Mörderin!«, ruft eine Frau, und es kommt Bewegung in die Menge. Samuels packt meinen Arm noch fester und beschleunigt seinen Schritt. Harte, kalte Blicke treffen mich. Wir kommen an der Direktorin vorbei, an der Hausmeistersfrau, an einer Reporterin von einer großen Tageszeitung – sie hat ihr Handy schon aus der Tasche geholt –, an der Schülerlotsin, deren Stab traurig herunterhängt, und an Sarah, die Tränen in den Augen hat und mir zuruft, dass sie meine Kinder nach der Schule mitnehmen wird. Ich kann gerade noch nicken, da öffnet Samuels schon die Wagentür. Eine Frau, die zu spät dran ist, zieht ihr Kind zur Seite, damit sie mich ja nicht aus Versehen berühren. Er legt mir eine Hand leicht auf den Kopf und dirigiert mich auf die Rückbank.

35
    O ’Shea sitzt mir gegenüber, Ellbogen und Unterarme parallel zur Tischkante ausgerichtet. Sie ist aufreizend ruhig. »Noch einmal: Auf dem Schal, der bei Ihnen gefunden wurde, befinden sich Spuren von Melody Grahams Blut. Das Messer, das hinter Ihrem Garten im Kanal gefunden wurde, entspricht in Größe, Form und Art der Klinge dem, mit dem Melody erstochen wurde. Wem gehört der Schal?«
    »Paul.«
    »Ja?«
    »Ich habe Sie sogar angerufen, um Sie über den Schal zu informieren.«
    Sie nimmt einen Hefter zur Hand und schlägt ihn auf, drückt Deckel und Rückseite mit flachen Händen auf die Tischplatte, damit sie nicht von allein wieder zuklappen. Dann zieht sie ein Foto heraus. »Würden Sie bitte beschreiben, was auf diesem Bild zu sehen ist?«
    Gleichzeitig mit mir beugt sich der Anwalt vor; er kann der Versuchung, auch einen Blick auf das Papier zu werfen, nicht widerstehen. Ich berühre den Computerausdruck vorsichtig, als könnte meine Körperwärme das Bild wieder beleben. Da stehen Josh, Ava und ich auf einer Felsklippe und grinsen ein bisschen dümmlich. Wir sind in dicke Mäntel gehüllt und tragen Gummistiefel. Meine Kinder stehen links und rechts von mir, und wir lehnen uns in den offensichtlich starken Wind. Mein Gesicht ist teilweise durch aufgewirbeltes Haar verdeckt. Um den Hals trage ich Pauls Schal. Mein Anwalt atmet hörbar aus. Und ich dachte, Paul meinte es gut mit mir, als er mir das wärmende Stück Kaschmir anbot. »Ich habe einen Hut«, sagte er, als er seinen Mantel aus dem Kofferraum holte. »Es ist doch kälter, als wir dachten. Nimm du den Schal.« Er warf mir den Schal wie ein Lasso um den Hals und zog mich zu sich heran. Hand in Hand schwankten wir wie Betrunkene durch den kräftigen Südwestwind, hinauf zu dem Aussichtspunkt, um noch einmal frische Luft zu schnappen, bevor wir für den Nachmittag im Pub einkehrten. Das Foto ist in den Februarferien aufgenommen, auf den Klippen vor Devon, wo Paul seine Asche verstreut haben möchte.
    »Da keine Antwort kommt, werde ich das Bild beschreiben«, sagt O’Shea zu ihrem Diktiergerät. »Auf dem Foto ist Kate Forman zu sehen. Sie trägt den Schal, auf dem Spuren von Melody Grahams Blut gefunden worden sind.«
    Nun dreht sie ein Stück Papier um, das auf dem Tisch lag. »Wo waren Sie am Montag, dem achten

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