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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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kriege kein Auge zu. Ich starre an die Decke, wo ein Pfeil in Richtung Mekka zeigt. In dem Verhörkurs habe ich gelernt, dass der verhörende Polizeibeamte den zu Befragenden als Erstes davon abbringen muss, ständig seine Unschuld zu beteuern. Denn je öfter er sagt, er sei unschuldig, desto fester glaubt er selbst daran und desto schwerer wird es, ihm ein Geständnis zu entlocken. Ich wiederhole es im Stillen so oft, dass es zum Mantra wird. Ich wiederhole es für den Fall, dass ich ins Wanken gerate, weil die Beweise sich über mir auftürmen wie Schneekristalle auf einem Felsvorsprung und ich Gefahr laufe, von einer Lawine verschüttet zu werden. Portia hat Paul ein Alibi geliefert. Du hast das alles inszeniert, Paul. Ich weiß noch, was du mal zu mir gesagt hast: »Kleine Dinge kosten genauso viel Anstrengung wie große. Also nimm dir immer Großes vor.«
    Du hast dir was ganz Großes vorgenommen. Das Bild von mir mit dem Schal steht mir vor Augen. Du musst das alles schon unglaublich lange geplant haben. Ich berühre die Leichtbetonwand, streiche mit der flachen Hand über die körnige Struktur. »Fuck« hat da jemand hingekritzelt. Ich könnte es nicht treffender sagen. Ich verstehe nicht, warum Paul das mit mir macht. Mehr Geld wäre kein hinreichender Grund, das weiß ich, so gut kenne ich ihn, aber was ist es dann? Was übersehe ich? Ich muss mit Lex reden. Wenn ich die richtigen Antworten kriegen will, muss ich die richtigen Fragen stellen. Ich muss hier raus. Ich lege die Hände zusammen und fahre mir über Nase und Kinn. Sollte ich je hier rauskommen, Paul, dann heißt es: du oder ich; ich oder du.

36
    E s muss Morgen sein, denn die Zellentür wird aufgeschlossen, und O’Shea steht wartend daneben. »Kommen Sie, Kate, auf zur zweiten Runde.« Ich folge Samuels und ihr durch den Gang; ich kann es nicht erwarten, hier rauszukommen.
    Sie bietet mir eine Tasse Tee an, die ich dankbar annehme. Heute trägt sie eine blassrosa Bluse mit abgerundetem Kragen. Sie zieht den Blazer aus und hängt ihn ordentlich über ihre Stuhllehne. Die Bügelfalten an den Blusenärmeln sind messerscharf. Ich nicke anerkennend. Theo erscheint. Er sieht ziemlich zerknittert aus. O’Shea nickt keineswegs anerkennend.
    »Erzählen Sie von Ihrer Ehe, Kate.«
    »Unsere Ehe war sehr erfolgreich.«
    »War? Was hat sich da geändert?«
    »Er hatte Blut an den Händen und hat wirres Zeug geredet – das hat sich geändert.«
    »Also war noch vor gut zwei Wochen mit der Forman-Ehe alles in schönster Ordnung?«
    Ist wirklich erst so wenig Zeit vergangen? Ist das alles innerhalb von nur sechzehn Tagen passiert? Das kann doch nicht sein.
    O’Shea dreht sich zu Samuels um, und der reicht ihr eine Daily Mail . »Nennen Sie das erfolgreich?« Sie schlägt die Zeitung auf und präsentiert mir eine Doppelseite, auf der unter anderem ein Foto von Marcus und mir zu sehen ist: Wir stehen neben dem Kanal und umarmen uns; meine Kinder stehen daneben und schauen uns groß an. Es stammt von dem Tag, als er uns ans andere Ufer gerudert hat. »Frau des Inside-Out -Machers unter Verdacht. Hat sie Melody ermordet?«, schreit die Headline.
Die Geschichte gleicht den TV-Dramen, die Paul Forman selbst produziert: Gestern wurde die Frau des Inside-Out - Machers, Kate Forman, unter dem Verdacht festgenommen, die freie Fernsehredakteurin Melody Graham, 26, ermordet zu haben. Gerüchte über eine Affäre zwischen dem außerordentlich erfolgreichen und hochangesehenen Fernsehproduzenten und Melody verweisen auf ein mögliches Motiv und haben zu dieser jüngsten Festnahme geführt. Und wie unser Foto zeigt, ist in der Ehe des mächtigen Fernsehmannes nichts, wie es scheint. Marcus Dutoit, 22, Baumpfleger, lebt in einem Hausboot, das auf dem Kanal am Garten des luxuriösen Londoner Forman-Hauses liegt. Dieses ungewöhnliche Arrangement hat bereits bei den Nachbarn der Formans wie auch bei Forwood TV Befremden ausgelöst …
    Ich habe keine Geduld, Zeile für Zeile zu lesen, sondern springe zu einem Foto von Astrid, größer noch als das von Melody. Und dann sehe ich, dass sie weiter unten im Text zitiert wird. »Kate hat einen so netten Eindruck gemacht, ein bisschen wie eine Lieblingstante, aber diese Beziehung zu Marcus erschien mir für jemanden von ihrer Stellung doch ziemlich unpassend …« Sich selbst bezeichnet sie als enge Mitarbeiterin von Paul, als »Assistentin der Geschäftsführung«.
    »Das ist das Letzte …« Ich verstumme. Plötzlich

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