Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)
ein kurzes, spöttisches Lachen von mir, zucke aber gleich darauf zusammen, als Samuels mit der flachen Hand auf den Tisch schlägt. »Sie vergeuden hier unsere Zeit! Er hat nicht nur mit ihr geschlafen, er wollte Sie ihretwegen verlassen, oder nicht? Er war glücklich mit ihr. Die beiden hatten viel mehr miteinander vor, als nur Fernsehen zu machen!« Ich sitze auf meinen Händen und kneife mich in die Schenkel. »Hier kommt eine Quizfrage für Sie, Kate: Wer arbeitet noch weniger als ein Fernsehmanager und macht sich ein noch schöneres Leben? Antwort: seine Frau! Sie haben kommen sehen, dass Sie Ihr Geld und Ihren Status an ein jüngeres Modell verlieren würden, und da haben Sie die Frau umgebracht.«
»Ich habe niemanden umgebracht!«
»Warum sind Sie in das Büro Ihres Mannes eingebrochen?«, fragt O’Shea.
Jetzt löst sich der Anwalt aus seiner Starre und tut das, wofür er bezahlt wird. »Soweit ich informiert bin, hat es sich nicht um einen Einbruch gehandelt. Mrs. Forman hat den Schlüssel ihres Mannes benutzt, um sich Zutritt zu den Räumlichkeiten zu verschaffen.«
O’Shea formuliert neu: »Wonach haben Sie mitten in der Nacht gesucht? Was war so wichtig, dass es nicht bis zum nächsten Morgen Zeit hatte?«
»Ich war auf der Suche nach Hinweisen, die meinen Verdacht zerstreuen oder aber erhärten würden. Ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als herauszufinden, dass alles ganz anders war. Können Sie sich das nicht vorstellen? Und ich habe ja auch was gefunden. Ich habe Beweise für krasses Fehlverhalten von Lex. Wenn das bekannt wird, könnte ihm sein Anteil am Erlös des Firmenverkaufs vorenthalten werden. Forwood hat mit Melodys Ideen gearbeitet, aber finanziell war da im Vertrag gar nichts geregelt. Da herrscht heilloses Durcheinander, und das erscheint mir verdächtig.«
O’Shea wedelt mit der Hand, als wolle sie Nagellack schneller trocknen lassen. »Wir sind über die Finanzen von Forwood und Melodys Beitrag dazu informiert. Das ist mir zu dünn.«
Samuels beginnt, auf und ab zu gehen, aber der Raum ist so klein, dass er immer schon nach zwei Schritten kehrtmachen muss. »Das ist ein aussichtsloses Ablenkungsmanöver. Sie müssen endlich reden, Kate. Liefern Sie uns etwas, oder Sie sind wegen Mordes dran. Dann gibt es in fünfundzwanzig Jahren eine Inside-Out -Serie über Sie, aber Ihre Tochter sieht sich die bestimmt nicht an. Wie alt ist sie jetzt? Vier? Sie wird sich nicht an Sie erinnern. Sie wird sich ein Foto anschauen müssen, um zu wissen, wie Sie aussehen – immer vorausgesetzt, er erlaubt ihr, ein Foto von Ihnen zu besitzen. Sie wird eine neue Mutter haben, vielleicht auch neue Brüder und Schwestern, denn ein Mann wie Paul wird nicht lange allein bleiben, oder was meinen Sie?«
»Hören Sie auf.«
»Sie dachten, Sie wären auf Melody eifersüchtig, aber stellen Sie sich vor, wie es sein muss, weiterzuleben und zu wissen, dass er mit einer anderen Frau zusammen ist und Ihre Kinder hat!«
»Hören Sie endlich auf!«, schreie ich, als mir das ganze Ausmaß meines Elends bewusst wird.
»Ich denke, meine Klientin braucht eine Unterbrechung. Das ist doch sehr intensiv hier«, sagt der Anwalt.
Samuels beugt sich – an O’Shea vorbei – zu mir vor und stützt sich mit einer großen Hand auf den Tisch. »Wenn Sie in die Zelle zurückkehren, Kate, und die vier Wände anstarren, machen Sie sich klar: Wenn Sie sie wirklich nicht umgebracht haben, dann hat er Sie gelinkt, und zwar richtig. Denken Sie darüber nach!« Er tippt sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe, beugt sich noch weiter zu mir vor und flüstert: »Denken Sie genau nach!«
»Wir sollten jetzt auf jeden Fall unterbrechen«, sagt mein Anwalt.
O’Shea türmt ihre diversen Akten zu einem Stapel auf, wobei sie auf glatte, exakte Kanten achtet. Mich beschleicht das Gefühl, dass sie mit Samuels’ Verhörtechnik nicht hundertprozentig einverstanden ist. »Glauben Sie nicht, dass es auf die Frage hinausläuft, ob Sie oder er«, sagt sie und schiebt ihren Stuhl mit einem lauten Schaben über den Linoleumboden zurück. »Vielleicht halte ich Sie auch beide für schuldig.« Jetzt beugt sie sich wieder über das Diktiergerät. »Es ist zwölf Uhr zweiundzwanzig, die Vernehmung ist beendet«, sagt sie, schaltet das Gerät aus und steht auf.
»Sagen Sie mir nur eins«, bitte ich. »Haben Sie auch im Ausguss Blut von ihr gefunden?«
O’Shea, die schon an der Tür ist, dreht sich noch einmal um. »Nein. Aber es
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