Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
geben die USA von Zeit zu Zeit den kubanischen Präsidenten Anleihen. Viel von dem Geld verschwindet durch Korruption. Große Summen werden für die Ausrüstung der Armee ausgegeben, die stark sein muss, um das System der Ausbeutung aufrecht zu erhalten.
Das Kuba, in dem Fidel Castro aufwächst, ist in Wahrheit eine Kolonie der USA.
Im Oktober 1945 beginnt Fidel sein Studium an der Universität Havanna.
Sein Vater schenkt ihm ein Auto. Der junge Mann stürzt sich sofort in die Studentenpolitik.
Er studiert Jura, aber ohne Neigung. Später erzählt er: »Ich frage mich, warum ich eigentlich Jura studiert habe. Ich weiß es nicht, wahrscheinlich vor allem deswegen, weil manche Leute sagten: Er redet gut, also muss er Rechtsanwalt werden. Weil es mir Spaß machte, zu debattieren und zu diskutieren, redete man mir ein, ich hätte Talent zum Rechtsanwalt.«
Er ist ein Student, der nie Vorlesungen besucht, nie ein Buch aufschlägt, außer kurz vor dem Examen. Später wird er bedauern, nicht ein anderes Fach belegt zu haben.
Studentenpolitik in Kuba verläuft in wesentlich anderen Bahnen als beispielsweise in Europa oder in den USA. Manche Gruppen gleichen Gangsterbanden, die von Politikern der großen Politik angestiftet werden, Rivalen zu beseitigen. Wahlen an der Universität Havanna werden nicht selten durch Faustkämpfe, Schießereien und Entführungen entschieden.
Im Sommer 1947 plant eine Studentengruppe, der Fidel angehört, eine Invasion der Dominikanischen Republik. Im letzten Augenblick wird das Unternehmen abgeblasen. Die Mehrzahl der Beteiligten wandert ins Gefängnis. Fidel entkommt. Er schwimmt, mit einer Maschinenpistole behängt, über die Bucht von Nipe. Haie schnappen nach ihm, aber er erreicht sicher die Hacienda seines Vaters.
Ähnliche Abenteuer sind häufig.
In Bogotá, Kolumbien, findet eine Panamerikanische Konferenz statt.
Die Organisation der Union Amerikanischer Staaten soll bei dieser Gelegenheit reformiert werden. General Marshall vertritt die USA. Alle anderen amerikanischen Staaten sind durch ihre Außenminister vertreten. Kubanische und argentinische Studenten planen eine Protestdemonstration. Das Reisegeld zahlt Perón, der dem zunehmenden Einfluss der USA in Lateinamerika gegensteuern will. Aus Kuba sind der Sekretär einer Studentenunion, ein kommunistischer Studentenführer, Castro als Vertreter der Jura-Studenten und der Kubano-Amerikaner Rafael del Pino eingeladen. Sie wollen außerdem in Bogotá die Gründung einer Interamerikanischen Studenten-Organisation versuchen. Kommunisten und Perónisten in ganz Südamerika arbeiten bei diesem Plan zusammen.
Am 29. März 1949 treffen Castro und del Pino in Bogotá ein. Während der nächsten Woche verhandeln sie mit den anderen Delegationen.
Am 3. April beginnt das panamerikanische Treffen der Staatsmänner mit einer öffentlichen Zeremonie im Teatro Colono, bei der außer den Außenministern die Prominenz Kolumbiens anwesend ist. Die Studenten werfen von den Balkonen Tausende von Flugblättern hinunter, auf denen gegen den US-Kolonialismus protestiert wird.
Zwei Tage später müssen sich Castro und del Pino auf der Polizei melden. Als sie der Vorladung nicht nachkommen, werden ihre Hotelzimmer durchsucht und weitere Flugblätter mit angeblich pro-kommunistischer Propaganda beschlagnahmt.
Am 6. April bringt man sie auf das Polizeipräsidium und verwarnt sie. Am 9. April wird der allgemein beliebte liberale Politiker Jorge Gaitan während einer Demonstration von einem Wahnsinnigen umgebracht. Gaitan galt als die große Hoffnung der reformwilligen Kräfte im Land. Sein Tod verwandelt Bogotá in einen Hexenkessel. Der Mörder wird gelyncht. Geschäfte werden in Brand gesteckt. Polizeistationen fliegen in die Luft. Die Polizei händigt den Demonstranten ihre Waffen aus. Die Kommunisten versuchen die allgemeine Verwirrung auszunutzen. Jedoch ohne Erfolg. Mehrere Tage wütet die »Violencia« wie ein Erdbeben. 3.000 Menschen kommen ums Leben.
Wie häufig bei solchen Anlässen muss ein Sündenbock her. General Marshall und die Mehrzahl der in der Stadt anwesenden Staatsmänner geben den Kommunisten die Schuld. Der US-Botschafter Pawley behauptet, kurz nach Gaitans Ermordung im Radio eine Stimme haben sagen hören: »Hier spricht Fidel Castro aus Kuba. Dies ist die kommunistische Revolution! Der Präsident ist getötet worden. Alle militärischen Einrichtungen in Kolumbien sind in unserer Hand. Die Marine hat sich uns ergeben. Diese
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