Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
gerichtet ist?«
Martí erkennt als einer der ersten die Problematik der Dritten Welt. Für sein Land verlangt er:
»Es geht mir nicht um den bloßen Umsturz, sondern um die Errichtung eines guten, gesunden und gerechten sozialen Systems, ohne politische Demagogie und ohne autoritäre Arroganz. Wir dürfen nicht vergessen, dass großes Leid auch ein großes Bedürfnis nach Gerechtigkeit erzeugt, dass Vorurteile unter den Menschen und die soziale Ungerechtigkeit auf die Dauer vor dem Prinzip der Gleichheit nicht bestehen können, nach dem die Natur den Menschen geschaffen hat.«
Und: »Der Schwache sollte unserer künftigen Gesellschaft ebenso heilig sein, wie es der Wahnsinnige der griechischen Antike war.«
Im Frühjahr 1885 gelingt es Martí, nach Kuba zurückzukehren, um den entscheidenden Kampf aufzunehmen. Aber wenige Tage nach seiner Landung fällt er in der Schlacht von Dos Rios, einem der ersten Gefechte des kubanischen Unabhängigkeitskrieges.
Unter seinen wenigen Habseligkeiten findet man einen Brief an einen Freund in Mexiko, in dem es heißt:
»Ich bin jetzt täglich in Gefahr, mein Leben für mein Land und meine Pflicht zu geben - so wie ich sie verstehe und wie ich sie mit all meinen Kräften zu erfüllen suche: noch rechtzeitig zu verhindern, dass die Vereinigten Staaten unter dem Vorwand, Kuba zu befreien, sich bis zu den Antillen ausdehnen, um von diesem Sprungbrett aus unser Amerika zu überrennen. Alles, was ich bis zu diesem Tag getan habe und noch tun werde, dient allein diesem Ziel ... ich habe im Inneren des Monstrums gelebt. Ich kenne seine Eingeweide. Doch meine Waffe ist Davids Schleuder.«
(Castro hat seinen Martí studiert, sich an ihm orientiert.)
Bei Ausbruch des Unabhängigkeitskampfes gegen Ende des 19. Jahrhunderts entsenden die Spanier 200.000 Soldaten nach Kuba (unter ihnen auch Fidels Vater), um die 25.000 Patrioten, die sich aufgelehnt haben, wieder unter ihre Knute zu bringen. Der ungezügelte Soldatenhaufen führt sich so blutrünstig auf, dass die ganze Welt Mordio schreit.
Jetzt tritt genau das ein, was der tote Martí befürchtet hat. Die USA intervenieren. Der Zufall will es, dass eben in diesen Tagen auch noch der amerikanische Kreuzer »Maine« im Hafen von Havanna in die Luft fliegt.
Das amerikanische Eingreifen reiht sich ganz natürlich ein in jenen »splendid little war« - den herrlichen kleinen Krieg -, den die Yankees führen und nach dem ihnen die Philippinen, Puerto Rico und Kuba zufallen.
Erst 1902 verlassen die amerikanischen Truppen die Insel wieder. Zuvor ist ein Vertrag abgeschlossen worden, der den USA im Golf von Guatemala einen Marinestützpunkt sichert. Zum Preis dieses Truppenabzugs gehört außerdem noch das sogenannte »Platt Amendment«, ein Vertragszusatz, nach dem die USA das Recht haben, wann immer sie es für richtig halten, in die inneren Angelegenheiten Kubas einzugreifen, um den Besitz, und das Leben amerikanischer Bürger zu schützen.
Dazu ein moderner amerikanischer Politologe:
»Die Vereinigten Staaten besaßen den Schlüssel zum kubanischen Haus, sie traten ein, wann immer sie wollten, und die kubanischen Regierungen, die sie unterstützten, hatten - das lag in der Natur der Sache - von Leuten geführt zu werden, auf die sich Washington verlassen konnte.«
Imperialismus unter dem Tarnmantel der Sorge um Ruhe und Ordnung.
Es folgt ein Reigen von Gangsterpräsidenten: Alfredo Zayas, mit dem Beinamen »der Pesetendieb«. Er nahm ganz offen mit der amerikanischen Unterwelt Verbindung auf, schlug alle Rekorde an Korruption. Washington schloss die Augen und fuhr fort, ihn zu unterstützen.
General Gerardo Machado, Mustertyp eines karibischen Diktators. Als sich 1933 das Volk gegen den brutalen General erhebt, hilft Präsident Roosevelt, »der gute Nachbar«, Machado aus dem Wespennest und setzt eine provisorische Regierung ein.
Schließlich: Fulencio Batista, Sohn aus armer Familie (der Bruder ist an Unterernährung und Tuberkulose gestorben). Er bringt es zum Unteroffizier, gründet im Unteroffizierskorps eine mächtige politische Organisation. Über sieben Jahre hin begnügt sich der rundliche kleine Wachtmeister damit, Präsidenten ein- und abzusetzen, indem er hinter den Kulissen alle Fäden zieht. Als er in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät, erhält Batista Anleihen der American Export-Import Bank. Um im Inneren Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten, organisiert er die stärkste, bestbezahlteste und bestgenährteste
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