Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
Verwundeten in ein nahegelegenes Krankenhaus zu schaffen und sie dort zu behandeln. Eines der Autos hat unterwegs eine Reifenpanne und muss zurückgelassen werden. Etwa die Hälfte der Wagen verfährt sich am Stadtrand und ist im entscheidenden Augenblick nicht zur Stelle. Der erste Wagen hält am Kasernentor. Sechs Mann und ihr Anführer Guitart befehlen dem Posten, den Weg freizugeben für einen General. Die drei Wachsoldaten lassen sich durch die Uniformen der Rebellen tatsächlich täuschen und werden darauf entwaffnet. Die Rebellen stürmen treppauf, treiben die Soldaten vor sich her.
Draußen ist der zweite Wagen, in dem Castro sitzt, von zwei Soldaten, die ein Maschinengewehr in Stellung bringen, und einem bewaffneten Sergeanten aufgehalten worden. Fidel fährt rücksichtslos gegen das in Stellung gebrachte Maschinengewehr an. Die Schützen und der Sergeant fliehen.
Aus den übrigen Autos springen die Männer heraus. Vergeblich versucht Fidel, Ordnung in den Angriff zu bringen.
Im Inneren der Kaserne haben die Männer aus dem ersten Wagen einen Schlafsaal voller entkleideter Soldaten aufgeschreckt. Sie finden sich von einer Übermacht umringt und schießen im Handgemenge mehrere Sergeanten und den wachhabenden Offizier, Leutnant Morales, nieder. Alarm wird ausgelöst, und es folgt eine wilde Schießerei zwischen den Soldaten an den Fenstern im ersten Stock und den Angreifern auf der Straße, die hinter den geparkten Autos Deckung suchen.
Was dann geschieht, darüber gibt es nur höchst widersprüchliche Auskünfte.
Fidel stößt mit seinem Wagen an den Randstein, erregt die Aufmerksamkeit einer Wache, die feuert und verwundet seinen Beifahrer.
Raúl Castro hat nach Plan das unbewachte Justizgebäude besetzt. Abel Santamarin ist es gelungen, das Bürgerhospital einzunehmen.
Aber diese beiden Erfolge bedeuten wenig, angesichts der Tatsache, dass der Überrumplungsversuch der Kaserne misslungen und nun ein heftiges Gefecht zwischen 100 mit Sportgewehren bewaffneten Männern und 1.000 gut ausgerüsteten Soldaten in Gang gekommen ist.
Castro gibt den Befehl zum Rückzug. Die Verwundeten und Toten lässt man liegen. Auch Raúl und die Besatzung des Justizgebäudes fliehen. Im allgemeinen Durcheinander wird vergessen, jene Rebellen zu verständigen, die sich im Bürger-Hospital befinden. Sie verkleiden sich später als Kranke und verstecken sich in dem Haus, das sie bewachen und sichern sollten. Bis zu diesem Zeitpunkt sind zwei von Castros Männern getötet worden. Einer ist tödlich verwundet. Die Armee hat drei Offiziere und 16 Mann verloren.
Auch in Bayamo ist der Überfall missglückt. Die Angreifer sind durch wiehernde Pferde verraten worden. Raúl Arara zögert, den Befehl zum Rückzug zu geben, trotzdem dauert das Gefecht insgesamt nur etwa eine Viertelstunde. Das Fiasko ist noch weit größer als in der Moncada-Kaserne. Es ist zu Streitigkeiten unter den Rebellen gekommen. Einige der Männer haben Zweifel an Castros Führereigenschaften geäußert. Sechs der Angreifer sind gefallen.
Etwa 80 von den 160 Rebellen werden am 27. Juli und am darauffolgenden Tag gefangen. Die meisten von ihnen werden auf der Stelle erschossen. Andere sterben an den Folgen brutaler Misshandlungen. Nur 32 der Aufständischen bleiben als Gefangene am Leben und werden später vor Gericht gestellt.
48 Rebellen entkommen. Sie fahren mit dem Bus nach Havanna zurück oder tauchen in Santiago bei Freunden unter.
Die Soldaten und Offiziere in der Moncada-Kaserne waren teilweise zu Beginn des Überfalls noch betrunken. Höhere Offiziere erschienen erst, nachdem der Kampf vorbei war. Sie unternehmen nichts, um die Brutalitäten der Soldaten zu unterbinden, im Gegenteil, sie beteiligen sich an den Folterungen.
Überhaupt reagieren Polizei und Armee außerordentlich nervös. In den Straßen um die Kaserne, schießen Soldaten und Beamte auf alles, was sich bewegt. Bei der Suche nach Personen, die den Rebellen geholfen haben, werden Unschuldige wie Schuldige verhaftet und ermordet.
Da die Polizei und das Militär davon ausgehen, dass einige »Fidelistas« verwundet sind, besteht für jeden, der eine Verletzung hat, die Gefahr, festgenommen und misshandelt zu werden. Ein Bürger von Santiago, der nach einem Verkehrsunfall mit einem gebrochenen Arm in Gips herumläuft, wird ergriffen, nach Moncada gebracht und dort übel geschlagen. Für jeden bei dem Gefecht erschossenen Soldaten sollen zehn Gefangene hingerichtet werden. Die
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