Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
liegt unter den letzten Stützpfeilern der Zentralkordillere der Anden in einem Canyon, ungefähr 225 km südwestlich von Santa Cruz de la Sierra, dem Hauptort dieser Region, und 80 km nordwestlich der Erdölfelder von Camiri. Die einzigen Ansiedlungen in der näheren Umgebung sind ein Landgut, das einem gewissen Remberto Villa gehört, das kleine Dorf Lagunilla und die Farm des Ciro Algaranaz.
Coco Peredo und sein Bruder Inti lagern bei Gesinnungsgenossen in Santa Cruz größere Mengen Proviant, Ausrüstungsgegenstände und Waffen ein.
Im Juli 1966 wird von Kuba aus Harry Villegas Tamayo, genannt Pombo, nach Bolivien geschickt. Er ist verheiratet, hat schon an der kubanischen Guerilla teilgenommen, hat zwei Kinder und bekleidet in der kubanischen Armee den Rang eines Hauptmanns.
Er überbringt eine Nachricht von Che an Ricardo. Dieser soll eine Farm weiter im Norden suchen.
Pombo fliegt mit einem falschen ecuadorianischen Pass, der auf den Namen Carlos Suarez González ausgestellt ist, zunächst nach Prag. Von dort reist er um den 15. Juli mit der Eisenbahn nach Frankfurt/Main.
Vom Rhein-Main-Flughafen fliegt er über Zürich, Dakar und Rio nach Sao Paulo und dann mit einer Linienmaschine der »Cruzeiro do Sul« weiter nach Santa Cruz in Bolivien.
Am 26. Juli kommt er in La Paz an, wo er zunächst zusammen mit seinem Reisegefährten, dem Kubaner Tuma, im Haus eines Mitglieds des Zentralkomitees der PCB (Kommunistische Partei Boliviens) untergebracht wird.
Während der Anreise beginnt Pombo ein Tagebuch. Er wird die Aufzeichnungen bis zum Mai 1967 fortsetzen. Sie sind erhalten und weisen ihn als einen kühlen Realisten aus, der sich auch nicht scheut, Ches Handlungsweise in bestimmten Situationen zu kritisieren. Andererseits steht fest, dass er sich vor allem aus persönlicher Loyalität gegenüber Guevara für das bolivianische Unternehmen gemeldet hat.
Eine von Pombos Aufgaben ist es, die PCB davon zu unterrichten, dass Bolivien Zentrum einer Guerilla und nicht nur, wie ursprünglich in Havanna vereinbart, Aufmarschgebiet für eine revolutionäre Aktion in einem der angrenzenden Länder werden wird.
Vorerst verspricht Mario Monje (Deckname: Estanislao), aus den Kadern der Partei wenigstens 20 zuverlässige Männer für die Guerilla zur Verfügung zu stellen. Im Gespräch ist außerdem noch der Plan zu einem allgemeinen bewaffneten Aufstand, dem die Führungsspitze der PCB den Vorzug geben würde.
Pombo trifft sich auch mit dem Gewerkschaftsführer und Führer der maoistischen Gruppe unter den bolivianischen Kommunisten, Moisés Guevara. Er sagt zu, unter den militärisch geschulten Bergleuten seiner Organisation Männer für die Guerilla anzuwerben.
Noch immer weiß Monje nicht, dass es Che ist, der zur Leitung des Unternehmens nach Bolivien kommen wird. Pombo rät daher in seinem ersten Monatsbericht an Ariel, den Nachrichtenoffizier in Havanna, der seine Funksprüche empfängt, Estanislao, nun einzuweihen. Der Erste Sekretär hat zu diesem Zeitpunkt zu Verstehen gegeben, er werde in einer von Che angeführten Gruppe kämpfen, selbst wenn die Partei sich offiziell nicht bereitfinden würde, die Guerilla zu unterstützen.
Am 7. August besucht Pombo eine Parade der bolivianischen Streitkräfte und vermerkt in seinem Tagebuch:
»Antichilenische Propaganda. Bolivien braucht einen Zugang zum Meer. Die Leute von der Partei erzählen uns, dass diese Parole vor allem ausgegeben worden ist, um die Aufmerksamkeit der Massen von inneren und wichtigen internationalen Problemen abzulenken.«
Die Rede von General Barrientos bezeichnet Pombo »als ein einziges Lügengewebe. Er ruft zur Einheit auf der Basis der Liebe zum Vaterland auf, um so ein neues industrialisiertes Bolivien mit eigenen Hochöfen zu schaffen«.
Langsam rückt Monje unter dem Druck des Parteiapparats von seinen anfangs gemachten Versprechungen, die Guerilla zu unterstützen, ab. Pombo beschließt deswegen, die Zuverlässigkeit der von Moisés Guevara angeworbenen Männer zu prüfen und überlegt, ob er die Gruppe »einsatzfertig« in Cochabamba versammeln soll. Das würde zwar einiges Geld kosten und circa 15 Tage in Anspruch nehmen, aber er hätte danach wenigstens Sicherheit, ob man sich auf den Gewerkschaftsführer und seinen Kreis verlassen kann.
Am 24. August mieten die kubanischen Agenten in La Paz ein eigenes Haus. Es findet dort ein Gespräch mit einem namentlich nicht genannten Kommunisten statt, der sich geweigert hat, in die Berge
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