Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
halten.
Sie legen ein Dossier über das Mädchen an.
Tamara schließt ihr Studium der romanischen Sprachen nicht ab und muss, möglicherweise weil die Partei sie schon für andere Aufgaben bestimmt hat, 1959 die Hochschule verlassen.
Tamaras Eltern, überzeugte Kommunisten, scheinen mit dem Entwicklungsgang, den ihre Tochter nimmt, durchaus einverstanden zu sein. Professor Bunke ist nach seiner Rückkehr aus Argentinien als Verwaltungsfachmann in einer staatlichen Sportorganisation beschäftigt, während seine Frau einen Posten im DDR-Außenministerium bekleidet.
1959 wird Tamara einer kubanischen Delegation, die die DDR bereist, als Übersetzerin beigegeben. Der Delegation gehört in seiner Eigenschaft als Präsident der kubanischen Nationalbank auch Ernesto Guevara an. Tamara verliebt sich in Ernesto, der sich allerdings von ihrer Schwärmerei wenig beeindruckt zeigt. Er setzt aber durch, dass sie eine offizielle Einladung der kubanischen Regierung zu einem Besuch auf der Insel erhält.
Tania
Am 12. Mai 1961 trifft sie in Havanna ein, aber schon seit Januar arbeitet sie als Agentin des DDR-Geheimdienstes und hat die ersten Eignungsproben bestanden, in dem sie auf der Leipziger Messe ausländische Besucher in verfängliche Situationen bringt, sie fotografiert. Ihre Auftraggeber benutzen die Bilder dann, um von den betreffenden Männern Informationen zu erpressen.
Ihr Wunsch, nach Kuba zu gehen, mag zunächst durchaus einer persönlichen Begeisterung für das sozialistische Experiment auf der Zuckerrohrinsel entsprungen sein. Sobald aber der Geheimdienst erfährt, dass eine offizielle Einladung ausgesprochen worden ist, schaltet er sich ein. Der Agentenführer Günther Männel, der später unter einem anderen Namen in Baden-Württemberg lebte und durch den diese Vorgänge nach seinem Übertritt in die Bundesrepublik bekannt wurden, trifft sich mit ihr auf dem Bahnhof Friedrichstraße in Berlin und fragt sie, ob sie bereit sei, auch in Lateinamerika für den Geheimdienst zu arbeiten.
Sie stimmt zu und erhält darauf vor ihrer Abreise nach Kuba noch eine gründliche Ausbildung im Gebrauch von Feuerwaffen, der Bedienung von Funkgeräten und der Anfertigung gefälschter Pässe und anderer Dokumente.
In Kuba betätigt sich Tamara politisch in der Kommunistischen Jugend-Union in der Federation kubanischer Frauen und in der Miliz. Sie arbeitet bei der »Frente Unitario Nicaraguense« mit, einer Gruppe, die von Kuba aus Guerillaeinsätze in Nicaragua vorbereitet. Sie studiert Philosophie an der Universität Havanna.
Während des dreijährigen Aufenthalts auf der Insel beginnt sie sich für Folklore, Volkskunst und vor allem für die Musik primitiver Volksstämme zu interessieren und unterhält einen ausgedehnten Briefwechsel mit ausländischen Fachleuten dieser Sachgebiete.
Dieses Hobby ist eine Vorbereitung für ihre späteren Reisen in Südamerika und bietet außerdem eine gute Tarnung für Absichten ganz anderer Art. Sie vermeidet auf Kuba jeden Kontakt zu dem Kreis um den Guevara-Gegner Anibal Escalante und gilt bald bei den prominenten Fidelisten als unbedingt zuverlässig. Es ist möglich, das sie über Mitglieder der DDR-Handelsmission Berichte an ihre Auftraggeber nach Ost-Berlin geschickt hat. Es wäre aber durchaus auch denkbar, dass Sie gerade deswegen in Kuba blieb, um sich dem lästig gewordenen Zwang, für den Staatssicherheitsdienst zu arbeiten, entziehen zu können.
Nach Auskunft der Gauck-Behörde und laut Versicherungen eines Ex-KGB-Generals gibt es bis heute keine Unterlagen als Beweis ihrer Tätigkeit für diese Dienste. (Zitiert nach Spiegel Online / Update: Ebook-Edition 2013).
Jedenfalls verlässt sie nach etwa drei Jahren Havanna und zwar nun eindeutig mit einem Sonderauftrag der Kubaner. Am 18. November 1964 trifft sie, aus Peru kommend, in Bolivien ein. Sie reist mit einem gefälschten Pass, der sie als Laura Gutiérrez Bauer, geboren am 15. Januar 1938, Tochter des Antonio Gutiérrez und der Hilda Bauer, identifiziert. Als Beruf gibt der Ausweis Sprachlehrerin an. Bekannten erzählt sie aber, sie sei nach La Paz gekommen, um Pharmazie zu studieren. Tatsächlich ist sie zunächst an der Schule für Pharmazie der Universidad Mayor San Andrés immatrikuliert. Niemand schöpft Verdacht, dass ein attraktives Mädchen aus Buenos Aires ausgerechnet die recht provinzielle Apothekerschule in La Paz beziehen will, wo doch ihre Heimatstadt weit bessere Studienmöglichkeiten bieten würde. Sie
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