Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
der Regierungstruppen fallen.
Che verspricht, alles nötige Material für den Bericht über Ñancahuazú nach Paris zu schicken. Der erste Artikel in Le Monde könne noch ohne Fotos erscheinen. Die Geheimhaltung des Standorts ist nun nicht mehr nötig, da mit dem Gefecht die Guerilla begonnen und nun ohnehin geplant ist, Ñancahuazú vorerst zu räumen.
In Ches Tagebuch sind die Hinweise auf Danton ziemlich spärlich. Aus einigen Bemerkungen glaubt man herauslesen zu können, dass Debray eine vertrauliche Nachricht von Fidel überbracht hat und zur Außenwelt mit einer nicht schriftlich niedergelegten Nachricht für den kubanischen Führer zurückkehrte. Guevara notiert auch, dass Debray, außer seinem journalistischen Auftrag, Botschaften an weltbekannte Persönlichkeiten, unter ihnen Bertram Russel und Jean-Raul Sartre, mitnimmt.
In Hinblick auf die späteren Ereignisse - Derbys Festnahme, die Verhöre, Folterungen und den Prozess gegen ihn - aber auch zur Kennzeichnung seiner Gesinnung, ist eine Äußerung bezeichnend, die er vor den Militärrichtern machen wird:
»Jeder hat zu entscheiden, auf welcher Seite er steht, auf der Seite der militärischen Gewalt oder auf der Seite der Gewalt, die von den Guerillas ausgeht; auf der Seite der Gewalt, die unterdrückt, oder auf der Seite der Gewalt, die befreit. Verbrechen angesichts von Verbrechen! Was wählt der einzelne, wofür bekennt er sich verantwortlich, wo ist er Mitläufer, wo Komplize? Sie (gemeint sind die Militärs, die ihn unter Anklage gestellt haben) wählten den einen Weg, ich den anderen. Das ist alles.
Natürlich besteht die Tragödie darin, dass wir nicht Objekte töten, nicht Nummern, abstrakte auswechselbare Instrumente, sondern genau, auf beiden Seiten, unersetzliche Individuen, essentiell unschuldig, einzigartig für jene, die sie lieben, die sie geboren haben, die sie wertschätzen. Dies ist die Tragödie der Geschichte, jeder Geschichte, jeder Revolution. Es sind nicht Individuen, die sich in dieser Schlacht Auge um Auge gegenüberstehen, sondern Klasseninteressen und Ideen, aber jene die fallen, die sterben, sind Personen, sind Menschen. Wir können diesen Widerspruch nicht vermeiden, wir können dem Schmerz, der daraus resultiert, nicht entkommen ...«
Jeder hat zu entscheiden ...
Anfang vom Ende
Am Morgen des 23. März durchkämmt eine kleine Patrouille der Armee unter dem Kommando von Major Hernan Plata und seinem Adjutanten, Hauptmann Augusto Silva Bogado, und Oberleutnant Ruben Amezaga die Umgebung des Calamine-Hauses. Hauptmann Silva erzählt später in Camiri einem Journalisten:
»Wir verfolgten einige Guerillas seit mehreren Tagen. Wir nahmen an, dass sie sich in der Ñancahuazú-Schlucht aufhalten würden. Etwa gegen 7.20 Uhr erreichten wir den Fluss gleichen Namens. Wir folgten ihm stromaufwärts. Wir kamen nur schwer voran. Der Untergrund war sandig und schlüpfrig. An einigen Stellen stand uns das Wasser bis an die Hüften.
Ungefähr um 7.30 Uhr stieg der Mann, der vorn ging, aus dem Flussbett. Er hatte die frischen Fußspuren der Guerillas entdeckt. Wir rasteten ein paar Minuten und warteten auf Major Plata, der hinter uns kam. Wir mussten uns formieren. Als das geschehen war, wurde beschlossen, dass Major Plata die erste Schwadron anführen und mit ihr vor gehen solle, die zweite Schwadron würde in einer gewissen Entfernung folgen. Oberleutnant Amezaga übernahm die Führung der restlichen Leute. Ich war mit vorn. Ehe wir zu marschieren begannen, sagte ich meinen Männern, sie sollten nur recht vorsichtig sein und sich ständig nach rechts und links umschauen.
›Weiter oben kann’s unsere Haut kosten‹, sagte unser Scout.
›Keine Angst«, erwiderte ich, ›die anderen unterstützen uns schon, wenn es brenzlig werden sollte.‹
Wir kamen an eine Biegung des Flusses. Wir waren kaum ein paar Schritte gegangen, als wir und die zwei Gruppen, die uns folgten, plötzlich in schweres Feuer gerieten.
Es war Kreuzfeuer. Die Schüsse kamen von rechts und von links. Wir gingen in Deckung, krochen am Boden entlang und schossen zurück.
Ich hörte einen Schrei, sah, dass der Scout Epifanio Vargas getroffen worden war. Auch einen Soldaten hatte es erwischt.
Als das Gefecht begann, befand sich Oberleutnant Amezaga in der Mitte des Flusses, und dort wurde er auch verwundet. Er schoss trotzdem weiter in Richtung der Höhen, von wo aus die Schüsse zu kommen schienen, und ich sah, wie er einen Guerilla traf. Es gelang dem
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