Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
Gegend hat, kauft sich Debray noch ein Hemd und Hosen. Tania kommt gegen 19 Uhr zurück und berichtet, sie habe den Kontaktmann getroffen. Sie rät den beiden Männern, nur das Notwendigste mitzunehmen und ihre übrigen Habseligkeiten im Hotel zu deponieren. In spätestens zwei Tagen werde man in Camiri zurück sein. Sie gehen noch essen und fahren gegen 22 Uhr in einem Jeep zu einer Ranch ab. Am Steuer des Wagens sitzt ein Mann, von dem sie später erfahren, dass er Coco Peredo ist. Während der Fahrt findet eine lebhafte Unterhaltung zwischen Coco und Tania statt. Aus dem, was sie aufschnappen, entnehmen Debray und Bustos, dass es sich bei der Ranch um das berühmte Calamine-Haus handelt. Nach der Denunziation eines Nachbarn hat die Polizei dem Stützpunkt der Guerillas einige Tage zuvor einen Besuch abgestattet. Es ist zu erwarten, dass die Polizei noch einmal zurück kommt und dann eine gründliche Durchsuchung vornehmen wird. Die Behörden vermuten nämlich, dass die Männer dort eine Kokain-Fabrikation betreiben.
Sie kommen im Calamine-Haus am Morgen des 6. März an und werden dort von vier oder fünf als Landarbeiter getarnten Guerilleros empfangen. Man erklärt ihnen, Debrays Interviewpartner schlage vor, in Anbetracht dessen, dass die Polizei jederzeit im Calamine-Haus auftauchen könne, das Gespräch an einem besonders dafür hergerichteten Platz weiter aufwärts im Gebirge zu führen.
Gegen 7 Uhr am Morgen brechen Debray, Bustos, Tania und Peredo zu Fuß auf; sie tragen Packtaschen und Bündel mit Proviant, den Coco in Camiri eingekauft hat. Nachdem sie eine halbe Stunde gegangen sind, rasten sie an einem schattigen Fleck und warten auf die Männer, die sie zu ihrem Bestimmungsort führen sollen. Als die Guerilleros kommen, stellt Tania ihre Schützlinge vor: »Dies hier ist der Franzose, und der dort ist der Argentinier.«
Unter den Männern, die vom Gebirge herabgekommen sind, befindet sich auch Antonio, der für die Zeit von Guevaras Abwesenheit das Kommando im Basislager führt. Um 14 Uhr treffen alle im sogenannten Hauptlager der Guerilleros bei Ñancahuazú ein. Vorerst müssen sie auf Guevara alias Ramón warten, der noch auf einem Übungsmarsch unterwegs ist.
Nach Ches Rückkehr finden zwischen Debray, der den Decknamen Danton erhält, und dem Kubaner ausführliche Gespräche statt. Bei der ersten Unterredung berichtet Danton von seinem Auftrag und erzählt, dass der erste Bericht in der Zeitung Le Monde erscheinen soll.
In diesem Artikel, den Debray verfassen wird, soll der Name Ñancahuazú nicht erwähnt werden, vielmehr wird nur davon die Rede sein, dass ein wichtiger Fock irgendwo in den Anden errichtet worden ist.
Erst nachdem die Anwesenheit von Guerillas ohnehin durch deren Aktivität in der Öffentlichkeit bekannt geworden ist, wird ein zweiter, ausführlicher Artikel in dem mexikanischen Magazin Sucesos veröffentlicht werden.
Che erklärt Danton, dass als Fernziel die Einsetzung einer antiimperialistischen Regierung in Bolivien angestrebt wird. Dem muss aber der Aufbau einer revolutionären Basis vorhergehen, die allen Völkern Südamerikas als Beispiel dafür dienen kann, wie sie selbst ihren Befreiungskampf durchführen können.
Das zweite Gespräch findet am 24. März in ziemlich gespannter Atmosphäre statt. Am Tag zuvor ist es zu den ersten größeren Kampfhandlungen mit der bolivianischen Armee gekommen. Debray befragt Guevara über Ereignisse seines bisherigen Lebens und versucht, Ches ideologische Haltung angesichts des Streits zwischen den Chinesen und den Sowjets im sozialistischen Lager klar herauszuarbeiten.
Beeindruckt von der Ähnlichkeit ihrer Standpunkte und voller Sympathie für die Guerilleros, bittet Debray, in die Gruppe aufgenommen zu werden. Seine Tätigkeit als Wissenschaftler und Journalist will er aufgeben. Guevara versucht, ihm das auszureden, und macht ihm klar, dass er, indem er die Weltöffentlichkeit über die Absichten der Guerilleros informiere, der gemeinsamen Sache weit mehr von Nutzen sein könne, als wenn er in der Gruppe mitkämpfe.
Che mag wohl auch bezweifeln, dass Debray körperlich den großen Strapazen des Guerillalebens gewachsen ist. Von diesem Augenblick an stimmen beide Männer darin überein, dass Debray die »Rote Zone« möglichst bald verlassen soll.
Das dritte Gespräch ist das kürzeste. Es geht dabei nur darum, dass Debray Fotos, die er schon gemacht hat, nicht mitnehmen soll, da die Gefahr besteht, dass sie in die Hände
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