Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
Sanchez schreit Befehle, auf die niemand mehr zu hören scheint.
Wieder wird eine Einheit der Armee vernichtend geschlagen. Major Sanchez und der schwer verwundete Leutnant Ayala geraten in Gefangenschaft. Sieben Soldaten sind tot. Insgesamt haben die Guerillas 18 Gefangene gemacht. Sie werden in eine nahegelegene Schlucht zum Verhör gebracht. Die Ärzte bemühen sich um Leutnant Ayala, aber die Lungenverletzung ist so schwer, dass er nachts gegen halb zwölf Uhr stirbt.
Die geschlagenen Soldaten stehen stöhnend, frierend und erschöpft herum, und Major Sanchez bittet die Rebellen, ein Feuer anzünden lassen zu dürfen, damit seine Männer sich wärmen und die von der Nachtluft feuchten Kleider trocknen können.
Kurz nach Mitternacht erfahren die Gefangenen, dass sie in Kürze freigelassen werden sollen. Major Sanchez besteht darauf, alle Toten und Verwundeten mitzunehmen.
»Wie denken Sie sich denn das?« fragt ihn Coco Peredo, »Sie haben doch dazu gar nicht genügend Leute.«
»Der Feldwebel und alle Männer, die nicht verwundet sind, werden mir helfen«, erwidert Sanchez.
Um 5:30 Uhr am Morgen befielt Coco, die Verwundeten hinunter zum Flussufer zu bringen: Er sagt zu den Soldaten: »Hört her, ihr seid unsere Brüder. Wenn eure Vorgesetzten euch befehlen zu kämpfen oder euch dazu zwingen wollen, dann habt keine Angst und kommt zu uns herüber. Wir tun euch nichts, wenn ihr eure Waffen fortwerft oder nach dem ersten Schuss die Hände in die Luft streckt. Wir lassen euch jetzt eure Uniformen. Es könnte euch sonst zu kalt werden. Wir behalten aber eure Stiefel, weil wir die dringend brauchen. Wir können uns im Augenblick kein Schuhwerk beschaffen. Nur Major Sanchez darf seine Stiefel behalten.«
Die Guerilleros ziehen den Soldaten die Stiefel aus. Dann machen sich die ersten Gefangenen auf den Weg, die Verwundeten folgen langsam. Die Soldaten tragen die Toten und Schwerverwundeten auf dem Rücken. Sanchez schleppt die Leiche von Leutnant Ayala. Ab und zu werden die schweren Lasten ausgewechselt.
Die ersten Vögel beginnen zu rufen, Dunst treibt durch den Wald.
Hinter den Soldaten laufen die Guerillas. Sie rauchen und begleiten ihre Gegner noch etwa drei Kilometer. Dann verabschieden sie sich: »Hier müssen wir umkehren. Viel Glück. Wollen hoffen, dass wir uns mal Wiedersehen. Waffen und Munition können wir immer gebrauchen.« Die 20 Guerillas teilen sich in Gruppen zu vier oder fünf Mann auf. Einige gehen noch ein Stück weiter mit. Sie entdecken einen Soldaten, der sich in einem Busch versteckt hat. Sie rufen ihm zu, er solle sich ergeben und fragen ihn dann, wo er her komme. Der Soldat antwortet, er gehöre zur Kompanie Sanchez und sei eingeschlafen, nachdem er sich am vergangenen Nachmittag hier versteckt habe.
»Los, mach, dass du mit den anderen davonkommst! «
Nach einer halben Meile stoßen die freigelassenen Gefangenen auf eine Abteilung, die sie suchen kommt. Sie wird von einem Fallschirmjäger-Offizier angeführt. Major Sanchez rät ihm, die Guerillas jetzt nicht anzugreifen, sondern mit zum Calamine-Haus zurückzukommen.
Es stellt sich heraus, dass der Suchtrupp in der vergangenen Nacht ganz nahe am Lager der Guerillas vorbeigekommen ist.
»Das einzige, was wir in der dichten Dunkelheit gesehen haben, waren kleine helle Punkte ... wie von Glühwürmern.«
Es muss sich dabei um die kleinen Taschenlampen gehandelt haben, die Ches Männer benutzten.
Nach dem Gefecht von Iripiti versucht Guevara zunächst, Bustos und Debray abzusetzen. Als Ort, der für die Rückkehr der beiden in die zivilisierte Welt in Frage kommt, wird Muyupampa, 63 Meilen südlich von Ñancahuazú, ausgewählt.
Die kleine Stadt liegt zwar innerhalb jenes Gebietes, das inzwischen von der Armee zur Sperrzone erklärt worden ist, aber Che hofft, dass Bustos und Debray die Soldaten werden überzeugen können, dass sie Journalisten sind, so dass man ihnen die Weiterreise gestatten wird.
Die Nachrichten von der Außenwelt sind so spärlich, dass es zu dieser Fehleinschätzung kommt. Bustos und Debray werden der Armee gewissermaßen zu treuen Händen übergeben. Außerdem sollen Tania und Chino evakuiert werden. Tania leidet an wundgelaufenen Füßen und an schweren Depressionen. Bei Chino erweist sich dessen Kurzsichtigkeit als hinderlich, um nun an der Phase des Bewegungskrieges teilzunehmen. Deshalb erhält er, der aus Peru stammt, den Auftrag, in sein Heimatland zurückzukehren und dort mit einer revolutionären
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