Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
eine entscheidende Rolle? - Wir sind hier auf Vermutungen angewiesen. Eingeplant in die Vorbereitungen der bolivianischen Guerilla war seine Gutachtertätigkeit in der Region Alto Beni von Guevara scheinbar nicht. Und nachdem die Entscheidung für Ñancahuazú gefallen ist, kehrt Régis Debray ja auch, als habe sein Aufenthalt in Bolivien nie einem anderen Zweck als dem seiner anthropologischen Forschungen gegolten, nach Paris zurück.
Am 15. Februar 1967 will er dann dort im Buchladen »La Joie de Livre« von dem französischen Publizisten François Maspero den Auftrag bekommen haben, abermals nach Bolivien zu reisen, um dort ein Interview von »großer Bedeutung« aufzuzeichnen.
Eine andere Version besagt, Debray habe über Havanna einen Brief von Che erhalten, in dem dieser selbst das Interview anregte und Maspero als Mittelsmann für alle nötigen Vorbereitungen benannte.
Jedenfalls zahlt Maspero Debray 2.000 Dollar für den Flugschein und die übrigen Reisekosten und besorgt ihm auch alle nötigen Dokumente, Visa und Empfehlungsschreiben.
Wo er mit Guevara in Südamerika zusammentreffen werde, sei ihm erst wenige Tage vor seinem Abflug von Paris eröffnet worden.
Diese Angaben werden bei dem später stattfindenden Prozess vor einem bolivianischen Militärgericht gemacht. Es könnte sich deshalb um Schutzbehauptungen handeln, die den Zweck haben, zu beweisen, dass Régis lediglich in einer journalistischen Mission ins Land kam. Fest steht, dass er von Paris auch eine persönliche Nachricht von Aleida, Guevaras Ehefrau, an ihren Mann mitnimmt, die lakonisch lautet: »Es geht, mir gut. Ich kümmere mich um die Kinder. Sie bringen gute Noten heim. Das ist alles.«
Debray reist schließlich Ende Februar 1967, mit der Eisenbahn von Antofagasta in Chile kommend, in Bolivien ein.
Er verlässt den Zug in El Alto, der letzten Station vor La Paz, und fährt mit einer Taxe in die Stadt hinunter. Die meisten Reisenden halten es so. Man gewinnt Zeit, denn die Eisenbahn braucht fast eine Stunde, bis sie sich von den Höhen in die Hauptstadt hinab geschlängelt hat. Debray begibt sich in das Hotel Avenida, trägt sich unter seinem wahren Namen ein, zeigt seine Papiere vor.
Erwartet wird er in La Paz für den 25. Februar, und zwar soll er gegen 21 Uhr in das Mexiko-Kino gehen. Doch spielt sich der erste Kontakt mit den Mittelsleuten der Guerilleros, folgt man Debrays Aussagen, dann etwas anders ab. An jenem Dienstag um 18 Uhr trifft er sich vor dem Sucre Palace Hotel mit einem Mann, der eine Nummer von Life in der linken Hand hält. Als die Vorbereitungen zum Transport zum Fock perfekt sind, bringt dieser Mann, der sich Andres nennt, Debray zu einer Frau, deren Namen der Franzose erst später erfährt. Es ist Tania.
Zwei Tage nach dem ersten Zusammentreffen mit ihr beginnt die Reise mit einem der Busse der Flota Galgo Gesellschaft. In ihrer Begleitung befindet sich noch ein anderer Mann. Sein Deckname lautet Carlos Alberto Fructuoso, sein bürgerlicher Name aber Ciro Roberto Bustos Marco. Er stammt aus Argentinien, ist 35 Jahre alt, verheiratet, Vater von zwei Töchtern im Alter von zwei und drei Jahren. Er hat in Buenos Aires Bildhauerei studiert und in seiner Heimatstadt Córdoba und in Mendoza Kurse in diesem Fach erteilt. Seine Spezialität aber sind Porträts. Er hat gelegentlich auch als Journalist gearbeitet und unterhält Verbindungen zu Künstlerkreisen in Montevideo und Buenos Aires. Politisch hat er Kontakt zu linken Gruppen an der Universität. Als Mann, der sich für den sozialen Fortschritt engagiert, ist er auch mit einigen Personen bekannt, die sich an der Guerilla im Norden Argentiniens im Jahre 1963 beteiligt haben.
In einem Restaurant an der Straße von La Paz nach Oruro machen die Reisenden zum Lunch halt, und Debray erfährt nähere Einzelheiten über seine Begleiterin und den Argentinier. Sie kommen nach Sucre und bleiben zwei Tage im Gran Hotel. Debray zeigt seinen echten Ausweis, desgleichen Tania. Der Argentinier weist sich mit einem gefälschten Pass aus. Am nächsten Abend geht es in einem Mietwagen nach Camiri weiter. In Padilla hat das Fahrzeug eine Panne. Die Einwohner empfehlen, für die Weiterfahrt einen Jeep zu benutzen, der den schlechten Straßen besser gewachsen ist. Am Mittag des 5. März erreichen sie Camiri. Tania bringt ihre Schützlinge im Hotel Oriente unter, nicht weit vom Hauptplatz entfernt, und geht, um einen Kontakt herzustellen.
Da er keine passende Kleidung für diese
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