Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
Leutnant das Ufer zu erreichen, aber er konnte sich nicht gegen den Kugelhagel schützen. So starb er.
Ich schoss rechts hinüber. Für Sekunden hob ich den Kopf. Ein Geschoß riss mir die Mütze vom Kopf, ohne mich jedoch zu verletzen.«
Dass die unerfahrene Einheit von Panik ergriffen wird, ist nur zu verständlich. Jene Soldaten, die Widerstand leisten, sehen kein Ziel vor sich. Der Feind verbirgt sich im dichten Wald. Zwischen den einzelnen Feuerstößen hört man immer wieder Rufe wie »Lang lebe Bolivien«, »Lang lebe die Nationale Befreiungsarmee«, »Ergebt Euch, Soldaten, dann werdet ihr nicht getötet!«
Als die Soldaten der Nachhut ihre Kameraden fallen sehen, werfen sie ihre Waffen fort und fliehen.
Vargas, der Scout, ist jener Mann, der den Behörden als erster von der Anwesenheit von Guerillas in diesem Gebiet Meldung gemacht hat.
Am Ende des Gefechts sind Leutnant Amezaga, fünf Soldaten und der Scout gefallen. Major Plata, Hauptmann Silva und 11 Soldaten befinden sich in Gefangenschaft, fünf dieser Männer sind verwundet. Nachdem die Soldaten entwaffnet sind, werden sie unerwartet freundlich behandelt. Die Guerillas geben ihnen zu essen, ein Arzt untersucht die Verwundeten und hilft ihnen. Die Offiziere werden verhört. Die Guerillas erklären ihnen ihre Ziele und fordern sie auf, zu ihnen überzutreten.
»Sie plapperten wie Papageien«, vermerkt Che in seinem Tagebuch, ganz im Gegensatz zu dem Bericht von Hauptmann Silva.
Ehe den Gefangenen gestattet wird, zu ihrer Basis zurückzukehren - bei ihrer beweglichen Kriegsführung können die Guerillas sie unmöglich ständig bei sich behalten - werden ihnen ihre Uniformen abgenommen, und sie erhalten dafür die Zivilkleidung der Rebellen.
Die Guerillas gestatten den Soldaten auch, gegen Mittag des nächsten Tages zurückzukommen, um ihre Toten zu begraben. Sie raten ihnen aber, mit nacktem Oberkörper zu erscheinen, damit man sehe, dass sie unbewaffnet sind. Es vergehen aber 14 Tage, ehe die Toten geborgen werden.
Zu Beginn der Kampfhandlungen befindet sich Che im Hauptlager; schweißtriefend kommt Coco angerannt und berichtet, dass ungefähr vor zwei Stunden in der Nähe des Calamine-Hauses ein Gefecht begonnen hat. Es hat mehrere Tote gegeben und größere Mengen von Waffen und militärischen Ausrüstungsgegenständen sind erbeutet worden. Inti wird mit einigen Männern ausgeschickt, um die Waffen abzuholen und die Gefangenen zu verhören. Guevara schickt auch einen Arzt mit, der die Verwundeten betreuen soll. Das wird die Regel. Sofern dies irgendwie möglich ist, werden Verwundete und Gefangene sorgfältig von den Ärzten unter den Guerilleros versorgt.
Da nun, wenn auch leider vorzeitig, die Guerilla eröffnet ist, wird ein Kommuniqué Nr. 1 der Nationalen Befreiungsarmee verfasst, das Journalisten in Camiri zugestellt werden soll.
Che ist sich darüber klar, dass er nun zu einer beweglichen Kampfführung übergehen muss, und das heißt auch, er muss Ñancahuazú verlassen. Debray und Bustos müssen an einem Ort, von dem sie aus Bolivien ausreisen können, abgesetzt werden. Che zieht dafür Gutiérrez, 37 Meilen südlich von Ñancahuazú, in Betracht.
Am 3. April, gegen 15.30 Uhr, setzen sich drei Hauptgruppen unter seinem Kommando dorthin in Marsch. Nur wenige Männer bleiben zur Bewachung der Lager zurück.
Che und sein Trupp kommen an der Stelle vorbei, an der am 23. März der Hinterhalt gelegt worden ist. Sie sehen die Leichen der Gefallenen, die inzwischen von Raubvögeln übel zugerichtet worden sind.
Als Che am 4. April Gutiérrez erreicht, stellt sich heraus, dass starke Einheiten der Armee in der Stadt anwesend sind. Das erzählen einige Einwohner und Bauern, denen man außerhalb des Ortes begegnet ist. Ein paar Guerilleros sind verkleidet auch in die Stadt selbst vorgedrungen und haben diese Aussagen bestätigt. Also muss die Gruppe unverrichteter Dinge wieder umkehren - zurück nach Ñancahuazú. Unterwegs macht Debray wieder den Vorschlag, unter die Guerilleros aufgenommen zu werden.
Che antwortet wörtlich: »Zehn Intellektuelle in der Stadt sind für die Guerilla mehr wert als ein einziger Bauer aus dieser Gegend.« Eine Bemerkung, die auch wieder beweist, wie wenig seine und Debrays Theorien der Wirklichkeit entsprechen.
Am Mittag des 3. April ist die Kompanie des Major Ruben Sanchez mit 120 Mann in dem Ort Yuti eingetroffen. Am nächsten Morgen gegen fünf Uhr bricht diese Abteilung der Armee, geführt von dem
Weitere Kostenlose Bücher