Ich haette dich geliebt
wir die Treppe hinaufgingen, zwickte Luise mir in den Po. Wir alberten umher.
In der Wohnung war es dunkel. Ich hatte die Vorhänge zugezogen, damit keine Sonne hereinkam und die Luft nicht zu sehr aufheizte.
„Bist du ein Vampir? Mann, ist das dunkel hier?“, sagte Luise.
„Stell deine Sachen da drüben ab. Ich mach ein bisschen Licht.“
„Lass mal“, sagte Lusie und umarmte mich von hinten. Sie drückte mich ganz fest und summte etwas, was ich vor lauter Aufregung nicht verstand.
Bis zum nächsten Tag verließen wir die Wohnung nicht mehr. Wir tranken noch morgens um fünf Wein und aßen Knäckebrot. Was anderes hatte ich nicht da. Ich musste an meine Mutter und Louis denken. Hatten sie sich auch so wohl gefühlt, wie ich jetzt? So unangestrengt glücklich? So schwerelos?
Luise sprang in ihrer weißen Baumwoll-Unterwäsche ungezwungen umher. Sie küsste mich und ich küsste sie zurück. Beide Handys machten sich am Abend bemerkbar. Mikkel? Wir schauten nicht nach, obwohl ich nur zu gern gewusst hätte, wer Luise so viele SMS schrieb.
Der nächste Tag war schon ziemlich vorangeschritten, als wir aufwachten. Luise schien abwesend und machte unzweifelhaft deutlich, dass sie los wollte. Ich war verletzt und konnte das nur schlecht verbergen.
„Wieso denn so plötzlich? Hast du Heimweh?“
„Nein, ich weiß nicht ...“ Luise zog sich ihr Kleid über den Kopf.
„Ist es wegen Mikkel. Sag bloß, du hast ein schlechtes Gewissen? Na super.“
Ich schaute sie eindringlich an.
„Ein bisschen vielleicht. Es ist so komisch. Ich kann es selber nicht erklären. Ich fahr los.“
Wir redeten nicht mehr, bis Luise fertig angezogen und gekämmt an der Tür stand.
„Wir sehen uns an Deinem Geburtstag, ja?“
Luise schlug einen sanften Ton an.
„Ja, fahr vorsichtig. Bis dann.“
Ich riss mich zusammen und umarmte Luise, obwohl es mir schwer fiel. Innerlich war ich böse darüber, dass Luise so wankte und an Mikkel dachte.
Als ich die Wohnung aufräumte, fühlte ich mich genauso leer wie die Weingläser, die überall rumstanden. CDs ohne Hülle lagen auf dem Fußboden. Es roch nach abgestandener Luft. Ich räumte so gründlich auf, wie schon lange nicht.
11. Lieber Louis
Ohne eigentlich zu wissen, was ich überhaupt sagen würde, klingelte ich bei Frau Dr. Leitner. Das Wartezimmer war bis auf eine ältere Dame leer. Ich klagte über einen akuten Halsschmerz und wunderte mich über meinen Mut. Die ältere Dame brauchte eine Ewigkeit. Ich war froh über jede gewonnene Minute. Noch konnte ich abhauen.
Dann kam ich doch dran. Mir zitterten die Knie. Dr. Leitner sah anders aus, als ich sie in Erinnerung hatte, allerdings war das auch über zwanzig Jahre her. Sie war jetzt wahrscheinlich um die sechzig. Etwas in ihrem Gesicht strahlte Härte aus. Sie bewegte sich steif und ihr Körper wirkte in dem weißen Kittel fast männlich. Sie reichte mir die Hand. Warm und trocken.
„Womit kann ich Ihnen helfen?“
Ich bekam Angst.
„Ich wollte sie eigentlich nur etwas fragen.“
Sie schaute skeptisch über ihren Brillenrand.
„Haben Sie eine Schwester namens Emma?“
Sie nahm die Brille ab, und ich konnte sehen, dass ihre Augen dunkelgrün waren.
„Hatte ich. Emma war meine Schwester. Und warum wollen Sie das wissen?“
„Ich weiß, dass sie meinen Vater gekannt hat. Ich kannte meinen Vater aber selbst nicht, und jetzt habe ich erfahren, dass er mit Emma in der Bank am Hauptplatz gearbeitet hat. Es ist kompliziert.“
Ich verhaspelte mich.
„Schön. Ihr Vater kannte Emma. Na und? Was wollen Sie jetzt wissen?“
Ich senkte den Kopf und spürte, dass der undurchsichtige Blick von Dr. Leitner auf mir ruhte.
Ich hatte keine andere Chance, als ihr die Wahrheit zu sagen.
„Mein Vater hat sich verantwortlich gefühlt. Meine Mutter auch. Für Emmas Tod.“
Sie lachte harsch auf, so als ob ich etwas sehr Dummes gesagt hatte. Nur ihr schnell wippender Zeigefinger verriet eine minimale Nervosität.
„Glauben Sie mir, meine Liebe. Niemand ist Schuld an Emmas Tod. Sie war krank. Schizophrene Psychose! Wissen Sie, was das ist? Ein Defekt im Kopf. Das hat unterschiedliche Auswirkungen. Sie konnte nicht unterscheiden, zwischen sich selbst und anderen. Verstehen Sie? Alles was gesagt wurde, bezog sie auf sich. Alles. Nachrichten. Meldungen in der Zeitung. Weiß der Kuckuck!“
Sie hielt inne und stand auf. Ich vermutete, dass sie mich rausschmeißen wollte. Aber sie holte sich nur ein Glas Wasser.
„Sie hatte
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