Ich hasse dich - verlass mich nicht
eingesetzt, um die Kommunikation auf nicht traditionelle Weise zu ermutigen.
In der Kunsttherapie werden die Patienten aufgefordert zu zeichnen, zu malen, Collagen, Selbstporträts, Keramikskulpturen, Puppen usw. herzustellen, um auf diese Weise Gefühle auszudrücken. Dem Patienten wird beispielsweise ein Block mit leeren Blättern überreicht, auf denen er eine Vielzahl von Erfahrungen bildlich darstellen kann, beispielsweise Geheimnisse in seinem Innern, enge Beziehungen oder versteckte Ängste. In der Musiktherapie werden Melodien oder Liedertexte eingesetzt, um Gefühle zu erregen, die sonst nicht zugänglich sind. Durch Musik werden oft Emotionen erschlossen, und die Meditation in ruhiger Umgebung wird gefördert. Bei Körperbewegung und Tanz werden Gefühle durch körperliche Anstrengung ausgedrückt. In einer anderen Art der expressiven Therapie, dem Psychodrama, spielen die Patienten und der »Therapeut-Regisseur« bestimmte Probleme des Patienten durch. Die Bibliotherapie ist eine weitere Therapietechnik, in der der Patient Literatur, Kurzgeschichten, Dramen, Gedichte liest, Filme und Videos ansieht und bespricht. Edward Albees Stück Wer hat Angst vor Virginia Woolf? ist ein populäres Stück zum Lesen und besonders für die Aufführung geeignet, da seine emotionalen Szenen eine Abreaktion fördern, wenn Patienten Zeilen, die voller Zorn und Enttäuschung sind, rezitieren. Sie können Probleme in ihrem eigenen Leben widerspiegeln.
Irenes chronische Depressionen wurden durch den sexuellen Missbrauch verursacht, den sie von Kindheit an durch ihren älteren Bruder ertragen musste und an den sie sich erst in letzter Zeit erinnerte. Sie war 25 Jahre alt und alleinstehend und wurde von den Erinnerungen an diese frühen Begegnungen überflutet, sodass sie schließlich ins Krankenhaus eingewiesen wurde, da ihre Depressionen immer schlimmer wurden. Sie wurde von Schuldgefühlen überwältigt und war unfähig, ihre Erinnerungen gegenüber anderen in Worte zu fassen oder ihren Zorn zuzulassen.
Während eines Programms mit expressiver Therapie, in dem Kunst und Musik miteinander verbunden wurden, arbeiteten die Therapeuten mit Irene, damit sie sich des Zorns, den sie verneinte, bewusster werden konnte. Sie wurde ermuntert, ihren Zorn malerisch auszudrücken, während im Hintergrund laute, pulsierende Rockmusik abgespielt wurde. Sie war selbst überrascht, dass sie Penisse zeichnete, die sie dann durch Verstümmelungen entstellte. Zuerst hatte sie Angst vor diesen Zeichnungen und schämte sich, aber bald wurde sie sich aufgrund dieser Arbeiten ihres Zorns und ihres Wunsches nach Vergeltung stärker bewusst und konnte diese Gefühle akzeptieren.
Als sie ihre emotionalen Reaktionen auf die Zeichnungen besprach, begann sie, den Missbrauch in der Vergangenheit zu beschreiben und die Gefühle, die ihn begleiteten. Schließlich sprach sie offener und persönlicher mit den Ärzten und in den Gruppen, sodass sie diese schrecklichen Erfahrungen endlich meistern und in die richtige Perspektive rücken konnte.
Die stationäre Behandlung
Borderline-Patienten machen bis zu 20 Prozent aller Patienten in der Psychiatrie aus, und die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist bei Weitem die häufigste Persönlichkeitsstörung, der man im Krankenhaus begegnet. 114 Die Neigung der Borderline-Persönlichkeit zu Impulsivität, selbstzerstörerischen Verhaltensweisen (Selbstmord, Drogenmissbrauch) und kurze psychotische Schübe sind die häufigsten Vorboten für eine stationäre Behandlung.
Im Krankenhaus wird dem Patienten ein strukturiertes Milieu geboten, das hilft, seine chaotische Welt aufzunehmen und zu organisieren. Die Unterstützung und das Interesse anderer Patienten und des Krankenhauspersonals geben dem Borderline-Patienten wichtiges Feedback, sodass einige seiner Wahrnehmungen herausgefordert und andere bestätigt werden.
Das Krankenhaus reduziert die Konflikte der Borderline-Persönlichkeit in der Welt draußen auf ein Minimum und bietet bessere Möglichkeiten für eine intensive Selbstüberprüfung. Außerdem kommt es zu einer Unterbrechung in der intensiven Beziehung zwischen dem Borderline-Patienten und der Außenwelt (zu der auch sein Therapeut zählt) sowie zu einer Ausweitung dieser Intensität auf das Personal innerhalb des Krankenhauses. In dieser neutraleren Umgebung kann der Patient seine persönlichen Ziele und das Therapieprogramm neu einschätzen.
Zu Beginn ist es typisch für den Borderline-Patienten, dass
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