Ich hasse dich - verlass mich nicht
er gegen die Einweisung protestiert, aber wenn er wieder entlassen werden soll, hat er sich möglicherweise in der Krankenhausumgebung abgekapselt und hat häufig sogar Angst vor der Entlassung. Er hat das starke Bedürfnis nach Fürsorge, wird jedoch möglicherweise gleichzeitig der Führer der Abteilung, der versucht, andere Patienten zu kontrollieren und ihnen zu »helfen«. Zeitweise scheint er von seinen katastrophalen Problemen überwältigt; zu anderen Gelegenheiten zeigt er viel Kreativität und Initiative.
Es ist charakteristisch für den Borderline-Patienten, im Krankenhaus mit dem Personal einen faszinierenden Pas de deux aus Spaltung und projizierender Identifikation zu kreieren (siehe Kapitel 2 und Anhang B). Ein Teil des Personals empfindet die Borderline-Persönlichkeit wie einen bemitleidenswerten, aber ansprechenden Gassenjungen; andere betrachten ihn als berechnenden, sadistischen Manipulierer. Diese unvereinbaren Auffassungen entstehen, wenn der Patient das Personal in gute (unterstützende, verständnisvolle) und böse (konfrontierende, fordernde) Projektionen aufteilt, so wie er es auch bei anderen Menschen in seinem Leben tut. Wenn das Personal die zugedachten Projektionen akzeptiert – »gut« (»Sie sind der Einzige, der mich versteht«) und »böse« (»Ich bin Ihnen völlig gleichgültig, Sie interessiert nur Ihr Gehalt am Ende des Monats«) – ist der projizierte Identifikationskreis komplett: Zwischen »guten« und »bösen« Mitarbeitern kommt es zu Konflikten.
Bei diesem Kampf nimmt der Borderline-Patient im Krankenhaus die interpersonalen Muster seiner äußeren Welt wieder auf: den verführerischen Wunsch nach Schutz, der schließlich zu Enttäuschung führt, dann zu Gefühlen von Verlassenheit und schließlich zu selbstzerstörerischen Verhaltensweisen und emotionalem Rückzug.
Akute stationäre Behandlung
Seit den 1990er-Jahren wurden die Behandlungsprogramme im Krankenhaus aufgrund von Kostenerhöhungen bei der Krankenhauspflege und vermehrten Einschränkungen durch die Versicherer umstrukturiert. Den meisten Krankenhauseinweisungen heute geht eine akute, potenziell gefährliche Krise einschließlich Selbstmordversuchen, gewaltsamen Ausbrüchen, psychotischen Einbrüchen oder selbstzerstörerischen Episoden (Drogenmissbrauch, unkontrollierte Anorexie/Bulimie usw.) voraus.
Ein kurzer Krankenhausaufenthalt erstreckt sich in der Regel über mehrere Tage. Dabei wird eine vollständige physische und neurologische Beurteilung durchgeführt. Im Krankenhaus kommt es zu einer Konzentration auf Strukturen und es werden Grenzen gesetzt. Unterstützung und positiver psychischer Kontakt werden betont. Die Behandlung konzentriert sich auf praktische, anpassungsfähige Reaktionen auf die Unruhe. Die beruflichen Fertigkeiten und Fähigkeiten des täglichen Lebens werden überprüft. Es finden gemeinsame Treffen mit der Familie statt, wenn dies erforderlich scheint. Ein formaler Vertrag zwischen Patient und Krankenhauspersonal kann helfen, gemeinsame Erwartungen und Grenzen zu stärken. Ein solcher Vertrag kann das tägliche Therapieprogramm umreißen, das der Patient absolvieren muss, und die speziellen Ziele des Patienten während des Krankenhausaufenthalts, die das Personal gemeinsam mit ihm angehen will.
Zu den wichtigsten Zielen eines kurzen Krankenhausaufenthalts gehören die Lösung der vorausgegangenen Krise und die Beendigung selbstzerstörerischen Verhaltens. So könnte beispielsweise die Ehepartnerin eines Patienten, der mit dem Gedanken spielt, sich zu erschießen, aufgefordert werden, Schusswaffen aus dem Haus zu entfernen. Persönliche Stärken und solche in der Umgebung werden identifiziert und unterstützt. Wichtige Therapiefragen werden aufgedeckt oder neu eingeschätzt, sodass sich für die ambulante Behandlung möglicherweise Änderungen ergeben. Die tiefere Ergründung dieser Fragen ist bei einem kurzen Aufenthalt eingeschränkt und wird auf ambulanter Basis oder mit einem weniger intensiven Programm, beispielsweise einem zeitweiligen Krankenhausaufenthalt, gründlicher verfolgt (siehe übernächster Abschnitt). Da es hauptsächlich darum geht, den Patienten so schnell wie möglich nach draußen zurückkehren zu lassen sowie Rückfälle oder eine Abhängigkeit vom Krankenhaus zu vermeiden, werden Pläne für die Entlassung und die Nachbehandlung sofort nach der Einweisung gemacht.
Längerer Krankenhausaufenthalt
Heute ist eine ausgedehnte Krankenhausbehandlung sehr
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