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Ich hasse dich - verlass mich nicht

Ich hasse dich - verlass mich nicht

Titel: Ich hasse dich - verlass mich nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kreisman
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zur Therapie überwiesen worden. Seit sechs Jahren war sie mit einem zehn Jahre älteren Mann verheiratet, der früher einmal ihr Chef gewesen war. Vor fünf Monaten hatte sie ihr erstes Kind geboren, eine Tochter, und litt nun unter schweren Depressionen.
    Sie sehnte sich nach etwas Eigenem, etwas, das der übrigen Welt signalisieren würde, »dass ich hier bin«. Innerlich fühlte sie, dass ihr »wahres Ich« ein Sumpf kindlicher Gefühle war und dass sie ihre Gefühle, die »hässlich und schlecht« waren, immer versteckte. Diese Erkenntnis verwandelte sich in Selbsthass; sie wollte aufgeben.
    Nach ihrer Rechnung hatte Elisabeth während der letzten sechs Jahre neun außereheliche Beziehungen gehabt – es handelte sich um Männer, die sie durch ihren Beruf kennengelernt hatte. Diese Beziehungen begannen bald nach dem Tod ihres Vaters. Die meisten dieser Verbindungen kontrollierte sie allein: Sie begann und beendete sie auch wieder. Sie hatte es als aufregend empfunden, dass diese Männer durch ihre Annäherungsversuche und dann durch ihre plötzliche Zurückweisung so verwirrt schienen. Ihr gefiel die körperliche Nähe, sie gab aber auch zu, dass sie sich vor zu starken emotionalen Verwicklungen fürchtete. Obwohl sie diese Beziehungen kontrollierte, empfand sie sie sexuell nie als befriedigend, aber auch auf ihren Mann reagierte sie sexuell nicht. Sie erklärte, dass sie sich sicherer fühlte, wenn sie die Sexualität einsetzen konnte, um Beziehungen »gleichzumachen«, um die Kontrolle zu behalten. Ihr Intellekt und ihre Persönlichkeit reichten ihrer Meinung nach nicht aus, um einen Mann zu fesseln.
    Elisabeth war in einer katholischen Familie der Arbeiterklasse groß geworden und hatte drei ältere Brüder und eine jüngere Schwester, die mit fünf Jahren bei einem Badeunfall ertrunken war. Elisabeth war damals erst acht Jahre alt gewesen und hatte dieses Ereignis eigentlich nicht richtig verstanden. Sie bemerkte nur, dass ihre Mutter sich stärker zurückzog.
    Solange Elisabeth sich erinnern konnte, war ihre Mutter überkritisch gewesen und beschuldigte ihre Tochter ständig, »schlecht« zu sein. Als sie ein junges Mädchen war, bestand ihre Mutter darauf, dass sie sie zur Kirche begleitete, und zwang den Vater, in Elisabeths Zimmer einen Altar zu errichten. Elisabeth fühlte sich mehr zu ihrem Vater hingezogen, einem passiven und ruhigen Mann, der von seiner Frau beherrscht wurde. Als Elisabeth in der Pubertät war, distanzierte er sich mehr und war weniger liebevoll.
    Als Jugendliche war Elisabeth ruhig und schüchtern. Ihre Mutter war nicht einverstanden damit, dass sie sich mit Jungen traf, und ihre Freundschaften mit Mädchen beobachtete sie genau; man erwartete, dass sie »angemessene« Freundinnen hatte. Ihre Brüder wurden von ihrer Mutter immer vorgezogen; Elisabeth machte bei ihren Späßen mit, um »dazuzugehören«. Elisabeth schloss die Highschool mit guten Noten ab, wurde aber davon abgehalten, das College zu besuchen. Nach der Abschlussprüfung begann sie als Sekretärin zu arbeiten.
    Mit der Zeit verstärkten sich die Konflikte mit der Mutter. Schon auf der Highschool hatte die Mutter Elisabeth als »Schlampe« bezeichnet und sie ständig der Promiskuität beschuldigt, obwohl sie keinerlei sexuelle Erfahrung besaß. Nachdem sie die Streitereien mit ihrer Mutter eine Zeit lang ertragen hatte, sparte sie genug Geld, um ausziehen zu können.
    Während dieser unruhigen Zeit trennte sich Elisabeths Chef Lukas von seiner Frau und machte eine schmerzliche Scheidung durch. Elisabeth bot Trost und Mitleid an. Er reagierte mit Ermutigung und Unterstützung. Sie begannen miteinander auszugehen und heirateten bald, nachdem die Scheidung rechtskräftig war. Natürlich war ihre Mutter entsetzt, dass sie einen geschiedenen Mann geheiratet hatte, der zudem noch zehn Jahre älter war als sie und ein vom Glauben abgefallener Katholik.
    Ihr Vater blieb distanziert. Ein Jahr nach der Eheschließung seiner Tochter starb er.
    Fünf Jahre später stand ihre Ehe vor dem Zusammenbruch, und Elisabeth gab ihrem Mann die Schuld daran. Sie betrachtete Lukas als »Dieb«, der ihre Jugend gestohlen hatte. Sie war erst 19 Jahre alt gewesen, als sie sich kennengelernt hatten. Damals hatte sie starkes Verlangen danach, umsorgt zu werden, sodass sie ihre Jugend für Sicherheit eintauschte. Es waren die Jahre, in denen sie damit hätte »experimentieren können, was ich sein wollte, sein konnte und hätte sein sollen«.
    In

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