Ich hatte sie alle
sondern die furchterregende Wikingerbraut. Drei-Finger-Eddie setzte sich seine Sonnenbrille auf und nickte mit dem Kopf in Richtung Nicolas: »Der weiße Nigger da hinten hat uns angequatscht. Sagte, wir müssen nur für zwei Stunden ein bisschen den Affen machen und klatschen, dann tut er die Kohlen rüber. Außerdem wollte ich immer schon The Dating Game live miterleben.«
Ja, das klang durchaus nach Nicolas. Wahrscheinlichwar er in der Nacht zuvor in die Ecken Hollywoods gelatscht, um die selbst die Kakerlaken einen großen Bogen machen, und hatte alles angequatscht, was bis zehn zählen konnte. Diese Mischung aus totalem Irrsinn und fatalem Übermut wurde hier oft belohnt.
Endlich wurden die Türen zu den Studios geöffnet, und fast alle schafften es beim ersten Anlauf durch die Sicherheitsschleuse. Nur Gil hatte eine längere Diskussion mit den Angestellten, ob er seine Medizin mit hineinnehmen durfte oder nicht. Schließlich gab er nach und ließ die angebrochene Flasche Whiskey und den Sixpack in sicherer Obhut.
Es war lausig kalt im Zuschauerraum. Zwei Spezialisten teilten uns die Sitzplätze zu, um ein möglichst unrealistisches Bild für den Fernsehzuschauer zu erzeugen. Alle Japaner wurden über den gesamten Raum verteilt, Drei-Finger-Eddie von seinem Platz aus der ersten Reihe vertrieben, weil man ihn nicht beim Klatschen sehen sollte. Amanda beanspruchte zwei Plätze, wurde ausgerechnet neben Nicolas platziert und forderte das doppelte Honorar von ihm. Ich saß schließlich in der zweiten Reihe neben Gil, weil wir so schön gegensätzlich aussahen: er hellbraun mit Grünstich im Gesicht, ich schneeweiß mit vor Kälte blau angelaufenen Fingern.
Gil versuchte mir das Prinzip der Show The Dating Game zu erklären, geriet aber so sehr ins Stottern, dass ich nicht ganz schlau daraus wurde. Plötzlich erklang die Erkennungsmelodie, die ich natürlich nicht erkannte,und alle klatschten. Der Moderator, ein junger Kerl mit Ziegenbärtchen, rannte zur Mitte der Bühne und verbeugte sich. Enttäuschte »Buh«-Rufe im Publikum. So beliebt kann die Show wohl doch nicht sein, dachte ich.
Es stellte sich heraus, dass es sich bei dem Ziegenbärtchen gar nicht um den echten Moderator handelte, sondern um George, den Warm-Upper, den Pausenclown. Er riss ein paar müde Witze über Randgruppen, über die nur die lachten, die sie nicht verstanden – also die Japaner und die jeweilige Randgruppe. Dann stieg er die Treppe zum Publikum hinauf und kündigte an: »Gleich wird mein geschätzter Kollege und großes Vorbild Chuck Wooley hier hereinkommen, und ich will einen gaaaaaaaaaaanz heißen Applaus für ihn hören. Aber vorher verlose ich einen tollen Preis – diesen Walkman!«
Bewunderndes Raunen im Publikum. Vielleicht ließen sich aus der ganzen Sache ja doch noch mehr als zwanzig Dollar ziehen.
George fragte in die gespannte Runde: »Die Preisfrage lautet: Welche war die allererste Fernsehrolle, die der große Chuck Wooley gespielt hat?«
Erwartungsvolle Stille. Keiner der Anwesenden schien schon so lange auf der Welt zu sein, dass er sich an die ersten Schauspielversuche von Herrn Wooley hätte erinnern können. George starrte ängstlich in die Runde.
Gil murmelte vor sich hin: »Ich hab’s gleich, ich hab’s gleich.«
George sah sich nach allen Seiten um. Allgemeines Schulterzucken ging durch den Raum wie eine »La-Ola« bei den Paralympics.
George versuchte zu helfen: »Also, Leute, das war eine der beliebtesten Action-Serien der Siebziger … oder Sechziger. In der Rolle hieß Chuck Mister … Na? Na? … Mister …?«
Gil sprang auf und rief begeistert: » Mister Schlongo! «
Alle lachten, George drehte sich zu uns um.
»Na ja, eigentlich hieß er Mister Dingo, aber ich lasse es heute mal gelten. Unser Freund Jimi Hendrix gewinnt diesen wertvollen Walkman.«
Erleichtertes Klatschen. George überreichte Gil seinen Preis, Gil war fassungslos vor Glück. George flüsterte ihm zu: »Danke, Mann, solche Typen wie dich kann ich brauchen. Guter Witz auch, Mister Schlongo, haha!«
Gil verstand ihn leider nicht mehr, denn er hatte sich den Kopfhörer schon aufgesetzt und suchte seine Taschen nach einer Kassette ab.
George verließ die Bühne und machte Platz für sein großes Vorbild, Chuck Wooley. Das Publikum schämte sich wohl noch etwas, daher bekam Chuck einen besonders langen Applaus. Der Mann hatte seine besten Jahre längst hinter sich, und auf den ersten Blick schien sein Alkoholproblem
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