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Ich hatte sie alle

Ich hatte sie alle

Titel: Ich hatte sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katinka Buddenkotte
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andere Projekte.Deswegen sagt sie einfach: »Und, Jungs? Hat jemand von euch Fight Club gesehen?«
    Und schon stimmt die Herde der Jungbullen an, diesen großartigen Film in die Scheiße zu trampeln:
    »Ich hab’ ja sofort gewusst, dass der eine in Wirklichkeit auch der andere war.«
    »Ich fand das mit der Seife so krass. Was war da noch mal?«
    »Bei der Frau hätte ich ja ’ne andere genommen … die Pämmella Anderson … oder so eine halt, ne?«
    Zu diesem Zeitpunkt hat sich die Dame von Welt bereits erhoben, ihren Mantel übergestreift und sich zur Wohnungstür bewegt. Halb hofft sie, halb fürchtet sie den Ausspruch zu hören, der den Todesstoß für sämtliche angedachten Paarungsversuche bedeutet. Und natürlich hört sie ihn doch noch, als sie schon fast im Treppenhaus ist:
    »Habta gemerkt? Da war ein Anschlussfehler!«
    Die Dame von Welt schafft es, sich nicht im, sondern noch vor dem Taxi zu erbrechen, fährt nach Hause und stellt fest, dass sie dort nicht mal mit sich selbst unkeusch werden mag, weil sie sich schmutzig fühlt. Schließlich ist eben noch durch ihre Ohröffnung Unrat in sie eingedrungen, der sich auf ihre Hand übertragen haben mag.
     
    Anschlussfehler. Anschlussfehler. Anschlussfehler.
     
    Menschen, die damit prahlen, dass sie in einem Film einen Anschlussfehler bemerkt haben, sind meist selbstAnschlussfehler ihrer eigenen Eltern. Menschen, die so tun, als hätten sie den Anschlussfehler höchst selbst bemerkt, aber in Wirklichkeit im Internet oder per Videotext davon erfahren haben, sind unentdeckte Autisten.
    Leute, die über Anschlussfehler in Filmen reden, haben nicht nur kein Leben, sondern auch keine Fantasie. Sie können sich nicht fallen lassen, weil sie gar nicht über Fallhöhe verfügen. Kleine Beamtenseelen, die sich große Hüte aufsetzen, wenn mal gefeiert wird, sich aber zu Weihnachten den Ziegenbart wieder abrasieren, weil Mutti sonst findet, der Junge sähe kriminell aus oder, schlimmer noch, ungepflegt. Neider, die sich nichts Verboteneres vorstellen können, als die Azubine beim Betriebsfest mal kurz auf dem Kopierer zu nageln, aber es nie tun, weswegen die Azubine trotzdem ein Flittchen ist, denn sie hat neulich, als das Geld für das Abschiedsgeschenk von Frau Müller gesammelt wurde, nur einen Euro gegeben, wo doch alle anderen zwei … das geizige kleine Luder, das es wohl nur für Geld macht, die Schlampe … Anschlussfehler.
    Anschlussfehler haben Leute, die sich extra einen kleinen Kater kaufen, den sie in der engen Zwei-Zimmer-Wohnung halten und ihn trotzdem kastrieren lassen; doppelt gequält hält besser; der protzte ja auch so rum mit seinem Gestank, das potente Vieh; das hat er nun davon; warum ist der auch bei mir eingezogen, wo er nicht mal Miete zahlt … Anschlussfehler.
    Anschlussfehler haben die Leute, die auf die Frage, ob man sich bitte mal ganz schnell ihr Handy ausleihenkönne, weil da Schwerverletzte im Graben lägen, mit »ungern« antworten.
    Anschlussfehler haben auch die Menschen, die in ihrem Bumshotel in der DomRep nasse Füße bei einem Orkan bekommen haben und völlig fertig in die RTL-Kamera jaulen: »Wir wollten doch nur Urlaub machen …« Die ertrunkenen Eingeborenen in den Slums wollten da nicht mal leben, mussten sie aber, dummer Anschlussfehler aber auch. Die Leute, die ihre spielenden Kinder während des Tsunami gefilmt haben, die gibt es glücklicherweise kaum noch … kein Anschlussfehler .
    Anschlussfehler haben diese Leute, die mit dem Auto zum Nordic Walken in den Park fahren. Die ihre Joghurtbecher in der Spülmaschine waschen, bevor die in den gelben Sack kommen. Die verschlissene, löchrige T-Shirts in die Kleidersammlung der Obdachlosenhilfe bringen, denn der Sommer kommt bestimmt, da hat man’s gern mal luftig. Oder warum schlafen die sonst unter der Brücke?
    Macht Gott Anschlussfehler? Jeden Tag, und sie vermehren sich ständig.

Bis ich vierzehn war, hatte ich nicht geglaubt, dass es auch mal von Vorteil sein könnte, eine ältere Schwester zu haben. Doch dann brachte sie mir etwas bei, was mir für den Rest meines Lebens von großem Nutzen sein sollte. Denn sie tat etwas, was eine Frau nie tun sollte: Sie brachte ihren ersten Freund mit nach Hause.
    An jenem bewussten Sonntag bereute ich es ebenfalls erstmalig, in einem so aufgeklärten und offenen Haus wie dem unserer Eltern aufgewachsen zu sein. Wir befanden uns alle im Wohnzimmer, meine Eltern sahen fern, ich pubertierte dazu, und mein kleiner Bruder

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