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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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Vaters ist ebenso lang; Historien dieser Art sind nicht simpel. Vater ging ins Exil; er reiste über den Kanal in die Bretagne, wo der gute Herzog Francis ihn willkommen hieß – gegen eine Gebühr. Edward IV . setzte ihm nach, versuchte, ihn entführen und ermorden zu lassen. Vater überlistete – Edward war ein Trottel – und überlebte ihn; er saß in der Bretagne und sah zu, wie Edwards grausamer Bruder Richard sich des Thrones bemächtigte und Edwards Söhne, Edward V. und Richard, Herzog von York, beseitigte. Es heißt, er habe sie im Schlaf ersticken lassen und irgendwo im Tower verscharrt.
    Viele litten bald unter Richards Herrschaft und fielen von ihm ab; sie kamen zu Vater in die Bretagne, bis er einen Exilhof um sich geschart hatte. In England herrschte derweilen solche Unzufriedenheit, dass rebellische Untertanen Vater aufforderten, zu kommen und Anspruch auf den Thron zu erheben.
    Das erste Mal versuchte er es 1484; doch das Schicksal war gegen ihn, und Richard nahm seinen wichtigsten Gefolgsmann, den Herzog von Buckingham, gefangen und ließ ihn hinrichten. Im nächsten Jahr war die Zeit von neuem reif, und Vater wagte nicht, noch länger zu warten, sollte seine Anhängerschaft nicht von ihm abfallen. So stach er in See und landete in Wales mit einer Armee von nur zweitausend Mann, während Richard III ., wie man wusste, zehntausend befehligte.
    Was trieb ihn dazu? Die Geschichte kenne ich gut, aber ich kenne auch Vater: vorsichtig bis zur Tatenlosigkeit, misstrauisch, langsam in seinen Entschlüssen. Trotzdem riskierte er mit achtundzwanzig Jahren alles – auch sein Leben – für ein anscheinend hoffnungsloses Unterfangen. Zweitausend Mann gegen zehntausend.
    In Wales wurde er überschwänglich empfangen, und die Leute strömten ihm in Scharen zu; bald waren seine Truppen auf fünftausend Mann angewachsen, aber immer noch nur halb so groß wie Richards Streitmacht. Dennoch stürmte er voran durch augustgelbe Felder, bis sie wenige Meilen vor Leicester auf einem Feld namens Bosworth zusammentrafen.
    Ein wilder Kampf entbrannte, und schließlich zogen sich einige von Richards Mannen zurück. Ohne sie aber war die Schlacht verloren. Richard wurde erschlagen und von seinen eigenen abgefallenen Anhängern dutzendfach zerhauen, als er versuchte, Vater selbst anzugreifen.
    Man erzählt, in der Hitze des Gefechtes sei Richard die Krone vom Kopf geflogen und in einem Ginsterbusch gelandet; Vater habe sie dort aufgehoben und sich selbst auf den Kopf gesetzt, und ringsumher habe man »König Heinrich! König Heinrich!« gerufen. Ich bezweifle, dass es so war, aber es ist eine Geschichte von der Art, wie man sie gern glaubt. Die Leute mögen simple Geschichten, und sie pflegen auch das Profunde in eine schlichte, beruhigende Form zu biegen. Es gefällt ihnen, zu glauben, man werde König durch ein Zeichen, nicht durch etwas so Undurchschaubares und Verwirrendes wie eine Schlacht.
    Tatsächlich war es ganz und gar nicht so simpel. Trotz Schlacht und Krone im von Gotteshand platzierten Busch blieb so mancher Aufsässige, der einfach nicht bereit war, Heinrich Tudor als König zu akzeptieren. Wohl wahr, in seinen Adern strömte königliches Blut, und er hatte die Tochter des letzten Yorkistenkönigs zur Frau genommen, aber so leicht waren hartgesottene Yorkisten nicht zu besänftigen. Sie wollten einen echten Yorkisten auf dem Thron sehen oder gar keinen. Und so begann verräterisches Treiben.
    Yorkisten waren keine mehr da, aber die Verräter versuchten, die erstickten Söhne Edwards IV . wiederauferstehen zu lassen (die Brüder meiner Mutter). Den ältesten, Edward, zu »entdecken«, das wagten sie nicht, so kühn waren nicht einmal sie. So fiel ihre Wahl auf Richard, den jüngeren der beiden. Und jede dieser verräterischen Sippschaften fand bereitwillige blondhaarige Knaben in hinreichender Zahl, die willens waren, sich als diesen ausgeben zu lassen.
    Der erste war Lambert Simnel. Die Iren krönten ihn als Edward VI . Vater nahm es belustigt hin. Nachdem er den Aufstand 1487 in der Schlacht von Stoke niedergeschlagen hatte, ernannte er den vormaligen »König« zum Koch in der königlichen Küche. Die Arbeit an den heißen Herden ließ dessen königliche Haltung rasch dahinschmelzen.
    Mit dem nächsten, Perkin Warbeck, ging es weniger amüsant. Die Schotten riefen ihn zum König Richard IV . aus und gaben ihm wohl auch ein adeliges Mädchen zum Weibe. Vater ließ ihn hinrichten.
    Und doch war der Aufstände

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