Ich, Heinrich VIII.
Christen bei ihren Spielen mit den Löwen. Sie war mutig und bestätigte die Protestanten. Sie war im Übrigen die Letzte, die in England unter Heinrich aus religiösen Gründen hingerichtet wurde. Eine Jungfrau war sie allerdings nicht, wie es für die Heiligenverehrung vonnöten wäre, sondern eine verheiratete Frau, deren Mann sie wegen ihres religiösen Fanatismus hinausgeworfen hatte.
Der Tod des »törichtsten stolzen Knaben in England« – Henry Howards, des Grafen von Surrey – war niederschmetternd für Heinrich, ungeachtet seiner wegwerfenden Worte in seinem Tagebuch. Ich weiß es, denn ich sah die Qualen, die er durchlitt, als er sich eingestehen musste, dass Howard tatsächlich ein Verräter war, der dazu entschlossen war, seine alten Familienrechte gegen Edwards neuen Anspruch durchzusetzen. Was waren denn die Tudors und die Seymours (verkümmerte Sprösslinge Edwards iii. vor nur zweihundert Jahren) gegen die Howards, Lords im Norden seit undenklichen Zeiten! Und so musste Henry Howard für seinen Verrat bezahlen, und er musste sterben, nachdem er arrogant behauptet hatte, die Howards seien »die Richtigen, um den Prinzen zu regieren nach dem Tode des Königs«, nachdem er seinem Wappen das königliche Emblem hinzugefügt hatte, nachdem er wie ein Besessener Gemälde in Auftrag gegeben hatte, auf denen kryptische Botschaften enthalten waren: Ein »H«, das die Herrschaft über ein »T« ergriff, oder ein »H. Rex« unter einer geborstenen Säule, und so fort. Ein so prächtiger Geist und ein so dummer Mann.
Maria und Elisabeth wurden in die Thronfolge wiederaufgenommen, blieben aber unehelich – ein hübsches juristisches Jonglierstückchen ihres Vaters, mit dem er ihre Rechte und ihren Wert als Ehefrauen vergrößerte, ohne dass er seine Auffassung, er sei mit ihren Müttern niemals rechtmäßig verheiratet gewesen, damit kompromittiert hätte. Er liebte diese Töchter, und er wollte, dass sie ein möglichst ausgefülltes und glückliches Leben führten. (Eine Liebe, die sie ihrerseits nur spärlich erwiderten. Wenn der unnatürliche Akt, den man Königin Maria zuschreibt, wirklich stattgefunden hat, dann ist König Lear mit Goneril und Regan im Vergleich dazu glimpflich davongekommen. Das Skelett des Vaters zu verfluchen und zu schänden …!)
Was die Franzosen angeht, die Schotten, den Kaiser, den Papst – nun, wie Ihr wisst, starb Franz gleich nach Heinrich, wenngleich er seine Kräfte noch lange genug beisammenhalten konnte, um seinem geliebten alten Rivalen einen spöttischen Schmähbrief zu schreiben, ehe sie beide entschliefen. Der Kaiser legte seine Kronen ab, die niederländische 1555, die spanische 1556, und zog sich in ein spanisches Kloster zurück. Der Papst leitete endlich sein Generalkonzil in Trient, auf dem die Position der katholischen Kirche zur Reformation sich eher verhärtete als milderte. Man zog eine Kampflinie; die Kirche bevorzugte anscheinend die Schlacht vor dem Kompromiss. Ja, es war fast, als habe sie Prinzipien!
Die Schotten zeigen tatsächlich Bereitschaft, sich dem reformierten Glauben anzuschließen; das würde den ganzen Charakter ihres Landes verändern, im Verhältnis zu England wie auch zum Kontinent (und sie würden dann einen biblischen Vorwand für ihre Knauserigkeit finden müssen). Wohl hängt Maria, die Königin der Schotten, dem alten Glauben an; aber sie gerät immer öfter in Zwistigkeiten mit ihrem Rat und ihren Landsleuten und steht in dieser Religionsfrage allein, sodass sie Ausländer importieren muss, Italiener, Franzosen und dergleichen, um ihrem Glauben wieder Auftrieb zu geben. Eine überraschende Wendung, findet Ihr nicht auch? Obgleich Ihr ja der Meinung seid, der Herr führe die Protestanten zum Sieg.
Was das Testament des Königs betrifft – was für ein Unruhestifter ist dieses Dokument! Er hat es immer benutzt, um seinen Rat im Zaume zu halten, hat damit über ihren Köpfen gefuchtelt wie ein Schulmeister mit seiner Zuchtrute. Tut dies, und ich werde Euch (vielleicht) bedenken; tut es nicht, und ich werde Euch (wahrscheinlich) aus meinem Testament streichen. Er verwahrte es an einem geheimen Ort, ergänzte es dauernd (oh!, er war alt: Nur alte Männer benehmen sich so) und saß ständig grummelnd darüber. Der Preis, den er für diesen Luxus eines alten Mannes – und Tyrannen – zu zahlen hatte, war hoch: Als er starb, war es nicht unterschrieben, man hätte es um ein Haar nicht gefunden, und rechtlich war es fragwürdig.
Die
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