Ich Ich Ich - wir inszenieren uns zu Tode
Mallorca«, Jürgen Drews. Der ließ sich, seine Gattin Ramona und seine damals 15-jährige Tochter Joelina für die Doku-Soap Auf und davon – mein Auslandstagebuch von der Kamera nach Los Angeles begleiten. Dort sollte die Tochter, die wie Papi singt (→ Die Copy-Göre) – und als Vorbild unbescheiden Lady Gaga nennt – mit ihrer Single »Trendsetter« groß herauskommen. Nach Ausstrahlung der Serie und dem gewünschten Presserummel kamen Mama Ramona dann angesichts der drohenden US-Karriere ihrer Tochter Bedenken, wie sie der Bunten verriet: »Es ist sehr wichtig, dass sie in ihrem Umfeld bleibt. Sie hat hier in Dülmen ihre Familie, ihre Freunde und ihr Pferd.« Wahrscheinlich sehen sie das in Hollywood ähnlich.
Auf die Spitze getrieben hat das Clan-Prinzip Angelina Jolie, die mit Brad Pitt und den derzeit sechs Kindern (drei eigene, drei adoptierte – sie selbst spricht gern von sieben Kindern, weil sie ihren Gatten dazu zählt) unter der Marke Brangelina durch die Welt tourt. Stets dabei: Ihr Tross und die Journaille; es vergeht kein Tag, an dem nicht über das Vollweib und ihren Clan berichtet würde. Sie ist eindeutig der Boss und will nicht ausschließen, einmal Politikerin zu werden. Denn als Mutti sei sie dazu qualifiziert, wie sie der Welt am Sonntag mitteilte: »WirFrauen sind es, die Leben auf die Welt bringen. Das bedeutet, wir wissen den Wert des Lebens viel mehr zu schätzen als ihr Männer.« Ihre Multikulti-Familie bezeichnete sie allen Ernstes bereits als ihren »kleinen UN-Sicherheitsrat«.
Generell gilt für den Clan-Chef: Rücksicht auf Angehörige kann nicht genommen werden. Das fällt ihm leicht, weil er auf die Idee, es könne Interessenunterschiede zwischen ihm und seinen Lieben geben, niemals käme.
Die Copy-Göre
Verwöhntes Kind, das den berühmten Namen von Mami oder Papi für die eigene Karriere nutzt. Aber trotzig darauf besteht, sein ganz eigenes Ding zu machen. So wurde Sophia Thomalla, Tochter der Schauspielerin Simone Thomalla, zum Beispiel Schauspielerin. James McCartney, Sohn des großen Beatle Paul McCartney, wurde – Überraschung! – Musiker. Und Mimi Müller-Westernhagen, Tochter des Ex-Models Polly Eltes und des Musikers Marius Müller-Westernhagen, modelte zunächst, um dann Musikerin zu werden. Zwischendurch tat Mimi aber einmal etwas wirklich Originelles: Sie ließ sich in voller Schönheit und angeblich gegen Papis Rat für den Playboy ablichten.
Meist wird aus den Copy-Gören allerdings gar nichts Besonderes, das aber häufig sehr öffentlichkeitswirksam. Man denke nur an Michael Douglas’ Sohn Cameron (Drogen), Elvis Presleys Tochter Lisa Marie (Scientology) oder die Töchter von Bob Geldof mit den putzigen Namen Peaches und Pixie (Kurz-Ehen, Drogenunfälle, Affären).
Eine tolle Methode, um noch als reifes Promi-Kind vomNamen der Alten zu profitieren, ist Unartigkeit, gern in Form von als Biografien getarnten Abrechnungsbüchern. So beschrieb Maria Riva, Tochter von Marlene Dietrich, den Superstar als mütterliches Monstrum. Die Reagan-Tochter Patti Davis plauderte über Medikamentenmissbrauch und seelische Grausamkeiten in der nach außen hin kreuzbraven Familie. Und Walter Kohl, Sohn von Helmut Kohl, enthüllt in seinem im schwersten Betroffenheitsjargon abgefassten Werk »Leben oder gelebt werden«, dass der Altkanzler ein eiskalter Machtmensch gewesen sei, der mit Frau und Kindern nicht viel am Hut gehabt habe. »Seine wahre Familie heißt CDU, nicht Kohl«, klagt der Sohn. Jahrzehntelang habe er auf ein klärendes Gespräch mit seinem Vater gehofft. »Heute weiß ich, dass wir dieses Gespräch nie führen werden.«
Immerhin dürfte es den Junior trösten, dass er nun, nachdem er seinen Vaterkomplex öffentlich ausgebreitet hat, recht bekannt ist. Unter anderem gab er auch dem Rolling Stone ein Doppel-Interview mit dem Schmuse-Soul-Sänger Xavier Naidoo. Bei der Gelegenheit outet sich Walter Kohl, der seinem Vater ebenso wie sein Bruder Peter verblüffend ähnlich sieht, als Hardrock-Fan. Aber auch Naidoos Musik schätze er, Walter Kohl, »weil sie so viele Inhalte vermittelt, und das sage ich jetzt nicht, weil du hier sitzt«. Da beschleicht den Leser das Gefühl, dass der Altkanzler vielleicht Gründe hat, ein therapeutisches Gespräch mit seinem Filius für Zeitverschwendung zu halten.
Gelegentlich geht der Versuch, von der prominenten Verwandtschaft zu profitieren, nach hinten los, wie im Fall Wafah Dufour. Die ansehnliche Nichte des
Weitere Kostenlose Bücher