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Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Titel: Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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gingen.
    Fünf Jahre zuvor hatte man die verkohlten Überreste einer fünfundzwanzigjährigen Frau in einem ausgebrannten Haus in Victoria gefunden. Ein gewisser Ray Hawthorne – alias Ray Hepple – hatte den Wohnblock verwaltet. Sieben Jahre vorher war ein älteres Paar zu Tode geprügelt in einem Seniorenheim aufgefunden worden. Da nannte er sich Ray Heggarty und hatte als Gärtner gearbeitet. Vermutlich waren alle drei Opfer aufsässig gewesen. Er hatte beide Jobs kurz nach den Morden gekündigt – aber hervorragende Referenzen bekommen.
    »Als sein Vater starb, war Ray gerade mal achtzehn und hatte die Vormundschaft für seine drei jüngeren Schwestern übernommen«, erzählte Liv Daniel. »Eine von ihnen beging mit siebzehn Selbstmord. Die beiden anderen versuchten Jahre später, ihn wegen Gewalttätigkeit und Freiheitsberaubung anzuzeigen, doch die Sache kam nie vor Gericht. Offensichtlich war der Vater völlig ausgetickt, als seine Frau ermordet wurde, und hatte alle auf dem Familiengelände festgehalten. Er missbrauchte die Mädchen und erzählte Ray, er sei für ihre Sicherheit zuständig. Die Schwestern waren schon um die zwanzig, als sie endlich fliehen konnten.«
    »Mein Gott.«
    »Offensichtlich hatte Ray danach das Bedürfnis, sich anderen Opfern zuzuwenden. Rachel ermittelt gerade in zwei Mordfällen in Südaustralien, die sich vor circa fünfzehn Jahren ereignet haben.«
    »Liv, du hast ihn gestoppt.«
    »Ja.« Sie klammerte sich an den Bankrand, sah Cameron zu, der auf und ab lief, und war dankbar, dass sie ihn überhaupt sehen durfte. Die Polizei fand hingegen weder den Jungen, der ihm den Umschlag im Café überreicht hatte, noch die Person, die die Nachricht an dem Tag in Livs Tasche gesteckt hatte, als Teagan vom Parkdeck gestürzt war. Liv hoffte nur, dass es zwei unterschiedliche Personen gewesen waren, die auf schnelles Geld aus waren, und nicht ein Lehrling, der in Rays Fußstapfen treten wollte.
    Außerdem freute Liv sich nun über vieles, was sie sich nie vorzustellen gewagt hätte. Etwa dass Cam die Gelegenheit bekommen hatte, sich von seinem Großvater zu verabschieden, oder dass Michelle ihn zu ihr ins Krankenhaus gebracht hatte.
    »Ich habe gehört, dass jemand dein altes Büro bezogen hat«, sagte Daniel.
    Sie drehte ihm den Kopf zu. »Du warst nicht bei der Arbeit?«
    »Das Büro in Sydney hat eine Vertretung geschickt, bis mein Bein wieder in Ordnung ist. Was ist mit dir? Arbeitest du?«
    »Ich habe mir eine Auszeit genommen.«
    Der Schmerz ihres letzten Tages im Büro steckte ihr noch immer in den Knochen. Liv und Kelly hatten mit einem Kaffee im Pappbecher vor den gepackten Kisten von Prescott and Weeks gesessen, und Liv hatte Kelly versichert, dass sie, egal was passierte, ihre Entscheidung, Tobys Angebot anzunehmen, verstand. Dann hatte sie ihr von dem Kuss erzählt. Sie wusste nicht, ob es einen richtigen oder falschen Weg gab, wenn der Mann der besten Freundin so etwas tat. Sie wusste nur, dass solche Geheimnisse Ärger und Verbitterung schufen – und davon hatte sie genug.
    Kellys erste Reaktion darauf war Belustigung und Unglaube. »Mach dich nicht lächerlich, Liv. Du hast deinen Kopf wahrscheinlich in die falsche Richtung gedreht, und er hat dich aus Versehen auf die Lippen getroffen.«
    »Das war kein Versehen.«
    »Du hattest viel zu bewältigen. Das hast du immer noch. Du interpretierst zu viel hinein.«
    »Es war kein Küsschen, Kell.«
    »Dann hast du es eben missverstanden«, hatte sie spitz gesagt.
    Es war Kellys Entscheidung, es zu deuten, wie sie wollte. Liv wollte sie zu nichts zwingen – sie wusste, was sich hinter dieser Tür verbarg, sobald man sie öffnete, und hatte keinerlei Eile. Das Schweigen breitete sich weiter zwischen ihnen aus. Doch daran, wie Kelly saß, ihren Becher hielt und ihre Lippen zusammenpresste, konnte Liv erkennen, wie die Wut in ihr hochstieg. Ihr darauf folgender Ausbruch schmerzte noch immer.
    »Liv, ich weiß, wie verbittert du bist. Das gibt dir aber noch lange nicht das Recht, alle anderen mit dir runterzuziehen. Ich habe nur versucht dich zu unterstützen. So etwas hättest du mir nicht erzählen sollen. Du hättest es für dich behalten sollen. Jason und ich hätten kein Problem, wenn du nicht das Bedürfnis gehabt hättest, es an die große Glocke zu hängen. Was zum Teufel soll ich jetzt machen?«
    Liv war klar, dass es leichter war, jemand anderen zu beschuldigen, als der Wahrheit ins Gesicht zu sehen, also ließ sie zu,

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