Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)
verweigert, wie in meinem Fall. Dass wir beruflich scheinbar alles erreicht haben, die Bankkonten gut gefüllt sind, sich unser Leben aber dennoch hohl und leer anfühlt. Dann kommen wir nicht umhin, festzustellen, dass wir etwas Wesentliches übersehen haben, nämlich uns selbst und unsere emotionalen Bedürfnisse. Wir merken plötzlich, dass wir ohne menschliche Nähe, Wärme, Zuneigung, Geborgenheit und Halt dastehen, und kommen uns verdammt nackt und schutzlos vor.
SCHREIBEN SIE, WENN AUS IHREM SAMENKORN EIN STARKER BAUM WACHSEN SOLL
Notieren Sie je drei Überzeugungen, die Sie zurzeit in puncto
Karriere,
Hierarchie,
berufliche Macht und Ohnmacht,
Erfolg und
persönliches Fortkommen vertreten.
Welche dieser Überzeugungen wären Sie bereit aufzugeben, damit aus Ihrem Samenkorn ein starker Baum wachsen kann?
IM KOPFKINO WIRD DER SPASS GEBREMST
»Die Welt ist nicht da, um verbessert zu werden. Auch ihr seid nicht da, um verbessert zu werden. Ihr seid aber da, um ihr selbst zu sein.«
Hermann Hesse
Um beruflich dauerhaft leistungsfähig sein zu können, brauchen Menschen Spaß , Freude oder gar Begeisterung . Doch ihr Arbeitsumfeld scheint ihnen die Chance dafür nicht zu geben. Also verlegen sie die Erfüllung dieses Bedürfnisses nach Spaß und Begeisterung in die Freizeit. Stellen Sie sich einmal vor, Sie könnten all die Begeisterung, die während der Fußballweltmeisterschaft in den Wohnzimmern, auf den Fanmeilen und beim Public Viewing aufgebracht wurde, auch bei Ihrer Arbeit erleben. Der englische Unternehmer und Multimilliardär Richard Branson sagt in seiner Biografie: »Spaß zu haben ist das primäre Kriterium, warum ich ein Projekt beginne.« Und er hat inzwischen dreihundertfünfzig Projekte gestartet, aus denen jeweils eine unternehmerische Aktivität entstand.
Andere Worte für Spaß sind Freude und Humor . Freude ist sprachlich mit froh verwandt und bedeutet erregt, bewegt und lebhaft zu sein. Wer freudvoll ist, hat Energie, ist voller Tatendrang und beweglich. Das Wort Humor entstand in der Antike und bedeutet Feuchtigkeit , die richtige Mischung der Körpersäfte. Sie entsteht, wenn wir Emotionen leben, denn Emotionen bringen unsere Körpersäfte und damit unsere Muskeln in Fahrt. Begeistert zu sein ist mehr als Spaß haben. In dem Wort Begeisterung ist das Wort Geist enthalten. Es bedeutet, dass jemand ein höheres Ziel verfolgt oder eine Vision hat . Beides sind Motivationen, die über unser eigenes Wohl und Wehe hinausgehen. Das erkennen Sie in dem Wunsch nach einer sinnvollen Arbeit. Die Hirnforschung liefert hierzu eine wichtige Erkenntnis.
Menschen schöpfen ihre Potenziale nur dann aus, wenn sie sich für das, was sie tun, auch begeistern.
Wie Sie mit Spaß oder sogar begeistert arbeiten können, ist Ihnen im Moment vielleicht noch ein Rätsel. Das Rätsel löst sich selbst, wenn Sie Ihr Innerstes bestimmen lassen, was Sie in der Außenwelt bewegen. Dazu gilt es herauszufinden, wer Sie wirklich sind .
Wann immer ich Menschen bitte, mir zu sagen, wer sie sind , erhalte ich eine Liste von Äußerlichkeiten: Titel, Ämter, Besitztümer und abgrenzende Statussymbole. Meine Gesprächspartner sind beispielsweise »hier der Chef«, Unternehmer, Geschäftsführer, Vorstand, Aufsichtsratsmitglied, Designer, IT-Spezialist, Produktionsund Logistikleiter, Abteilungsleiter, Bereichsleiter, Finanzdirektor, Sicherheitsexperte, Meister, Wirtschaftsjunior, Auditor, Rechtsanwalt, Ingenieur, Techniker, Berater, Kaufmann, Betriebsratsmitglied, EU-Kommissar, Präsidiumsmitglied, Verbandssprecher und Präsident oder Schatzmeister von irgendwelchen Vereinen und Organisationen. Sie haben Netzwerke, hochrangige Kontakte, Ehegatten, Geliebte, Affären, Partner, Kinder, Häuser, Wohnungen, Boote, einen Lieblingssport, Hobbys, Haustiere, Unternehmen, Autos, Vielflieger-Status und vieles mehr.
Sie kleben sich all diese Dinge auf wie Etiketten und verwechseln ihr Wesen damit. Aber wer sie wirklich sind, wissen die meisten nicht. Das ist so, weil in unserer Bildung und der Art und Weise, wie unsere Gehirne programmiert wurden, etwas grundlegend schiefgelaufen ist.
Was uns Arbeit und Beruf sauer aufstoßen lässt, ist das Denkmuster des 17. Jahrhunderts, das cartesianische Erkenntnismodell, das in unserem Kopf herumspukt. Wir verdanken es vor allem René Descartes. Er formulierte den viel zitierten Satz: »Ich denke, also bin ich« und setzte damit die Stimme im Kopf des Menschen mit dem gleich, was der Mensch ist
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