Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)
Konzentrationslager Bergen-Belsen. Sein eigener qualvoller Leidensweg führte ihn nach Auschwitz und später in ein Außenlager von Dachau, wo 1945 von den Amerikanern befreit wurde. Zurück in Wien diktierte er innerhalb von neun Tagen das Buch Trotzdem Ja zum Leben sagen . Das Buch erschien in vierundzwanzig Sprachen und wurde mehr als neun Millionen Mal verkauft. Der von den Nazis entwendeten wissenschaftlichen Abhandlung über die Vermeidung von Selbstmord durch Sinnfindung wäre ein solcher Erfolg wohl nicht beschieden gewesen. Wissenschaftliche Abhandlungen sind zu trocken und emotionsfrei, als dass wir uns dafür erwärmen können.
Victor Frankl bringt in seinem Buch auf zutiefst menschliche Weise das Leid der Häftlinge zum Ausdruck. Den Hunger, der ihre Körper ausmergelte, die beißende Kälte, die Schmerzen in allen Gliedern, die Angst, jeden Augenblick getötet zu werden, die Brutalität der Wächter, den Dreck und das Ungeziefer überall, die graue Hoffnungslosigkeit so vieler endlos erscheinender Tage. Gleichwohl zeigt er uns, was es heißt, jederzeit und unter allen Umständen eigenverantwortlich zu bleiben und sich nicht unterkriegen zu lassen, was immer auch kommt. Obwohl Victor Frankl in die tiefsten Abgründe des Menschseins geblickt und entwürdigt und malträtiert worden war, kehrte er nach dem Zweiten Weltkrieg als Optimist in seinen beruflichen Alltag zurück. Wie ist das möglich? Verglichen mit dem, was Victor Frankl zu bewältigen hatte, stehen wir vor weit weniger erschütternden Situationen. Wie auch immer Ihre Situation aussieht, es ist sinnvoll, sich eine Wahrheit vor Augen zu halten:
Jede Arbeit vermag uns körperlich, geistig und seelisch auszulaugen.
In diesen Momenten oder Phasen helfen wir uns selbst, indem wir uns bewusst machen, dass wir innerlich frei sind, weiterzumachen oder aufzuhören. Wir können gehen, wenn es uns nicht mehr passt. Victor Frankl hatte diese Option nicht. In seiner eigenverantwortlichen Art zu Denken formulierte er es so: »Es kommt nicht darauf an, wo und wie du dich im Leben vorfindest, sondern vor allem, was du daraus zu machen imstande bist.«
Das Wort Arbeit bedeutete ursprünglich schwere körperliche Anstrengung, Mühsal, Plage. In der Zeit von Martin Luther richtete sich der Blick weg vom Wie und auf das Wozu . Als Arbeit galt nun jede zweckmäßige Betätigung .
Für Leistungsträger ist Arbeit heute überwiegend Mühsal. Endlos lange Arbeitstage, Einsatz ohne Unterlass, und das alles in einem immer schwieriger werdenden Umfeld. Viele halten einfach nur durch. Jeder glaubt, ein bestimmtes Einkommen nötig zu haben, um unter seinesgleichen bei Thema Wohlstand mithalten zu können. Ganz egal, ob sie in der beruflichen Hierarchie oben oder unten angesiedelt sind, dafür akzeptieren Leistungsträger vieles, was sie auszehrt. Und wenn sie immer unzufriedener und einsamer werden, schieben sie es auf ihr Umfeld. In börsennotierten Unternehmen kämpfen die meisten Leistungsträger nach dem Motto »Ich – Mir – Mein« gegeneinander und zum Schaden des Unternehmens. Solange ein positives Geschäftsergebnis dabei herauskommt, ist die Welt in Ordnung. In inhabergeführten Unternehmen dominieren der oder die Eigentümer das Geschehen. Angestellte Leistungsträger fügen sich hier schneller in die Rolle des loyalen Ausführenden, denn sie sind so eine Art Mitglied der erweiterten Familie und genießen deren Schutz. Aber auch sie leiden unter den Umständen. So verzehrt sich jeder in seiner ganz spezifischen Umgebung auf seine eigene Art und Weise.
Sie müssen sich entscheiden! Spielen Sie ein berufliches Spiel, das Geld oder Leben heißt? Oder sind Sie überzeugt, dass Ihnen ein Platz im Spiel Geld und Leben zusteht?
Als Kleinkinder verwenden wir viel Mühe darauf, aufrecht stehen und gehen zu lernen. Ebenso viel Mühe bedarf es, als Erwachsener aufrichtig mit sich selbst und der eigenen Arbeit zu werden.
Was sind Sie breit, zu geben, und was erwarten Sie von Ihrem Arbeitsleben? Klafft hier vielleicht eine beachtenswerte Lücke? Menschen, die beruflich Geld und Leben spielen, begegnen uns in ganz unterschiedlichen Konstellationen. Die Chefin, die sich entschieden hat, eine herausragende Managerin ihrer chaotischen und launischen Umgebung zu sein und aus dieser Grundhaltung heraus souverän mit allen Widrigkeiten umgeht, erinnert sich am Ende eines Arbeitstages nur an die Menschen und Vorkommnisse, die ihr Herz erfreut haben. Den Rest lässt sie an sich
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