Ich kenne dein Geheimnis
neben der Torte zu postieren. Cesco und Gerry hatten an alles gedacht und die entsprechenden Personen
bereits um sie gruppiert. Gerührt verfolgte Cesco die Szene. Zum Glück hatte Smeralda Mangano das Fest bereits verlassen.
Sie hatte ihn gebeten, sie bei Professore Principini wegen einer plötzlichen Unpässlichkeit zu entschuldigen. Auch Gerry klatschte
begeistert. Alles lief wie am Schnürchen, von dem kurzen Auftritt der Mangano einmal abgesehen.
|368| Während die Baronessa am Arm von George Clooney für die Fotografen posierte, war es Chiara gelungen, sich bis ganz nach vorn
durchzuschlängeln. Sie wartete, bis sich die Baronessa von dem Hollywoodstar verabschiedet hatte, und ging dann auf sie zu.
Doch die Distanz schien, statt kleiner, mit jedem Schritt größer zu werden. Auch die Kulisse hatte sich mit einem Schlag verwandelt.
Sie standen nicht mehr auf der Tanzfläche, sondern in dem Keller, den Chiara schon kannte. Vivy Sannazzaro verharrte reglos
am Fuße der Kellertreppe und sah sie mit den unschuldigen Augen eines Kindes an. Chiara erwiderte den Blick, doch noch bevor
sie reagieren konnte, züngelte eine Stichflamme von der Decke und verschlang die Baronin. »Feuer!«, schrie Chiara, ihre Augen
waren blind vom Rauch. Während die Kulisse erneut wechselte, konnte sie schemenhaft erkennen, wie die Baronin umgeben von
lodernden Flammen die Torte anschnitt. Dann fiel sie in Ohnmacht.
Am nächsten Morgen erwachte Vivy mit fürchterlichen Kopfschmerzen. Die Nacht war schrecklich gewesen. Gegen drei war sie aufgestanden,
um ein Glas Wasser zu trinken. Dann hatte sie sich wieder hingelegt, aber noch immer nicht einschlafen können. Zwar war das
Fest ein voller Erfolg gewesen und ohne den angedrohten Toten zu Ende gegangen, aber man konnte weiß Gott nicht sagen, dass
alles reibungslos abgelaufen war. Wie war es Smeralda Mangano gelungen, die strengen Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen? Wer
war noch durch das Sicherheitsnetz geschlüpft? Die Baronessa war mit einer schrecklichen Wahrheit konfrontiert worden, für
die sie noch keine Beweise hatte. Zu allem Überfluss war ein weiterer anonymer Brief aufgetaucht und die Journalistin von
Telestella in Ohnmacht gefallen. Wie hatte sie in all diesem |369| Chaos bis zum Schluss ihre Nerven im Griff halten können? Während Signora Bonelli vom Notarzt versorgt worden war, hatte sie
die Torte angeschnitten und den Ball eröffnet.
»Baronessa, hier sind die Zeitungen«, sagte Alfredo und stellte das Frühstückstablett auf den Schreibtisch. »Signor de’ Razzi
möchte Sie gerne sprechen.«
Vivy fuhr sich rasch durch die Haare und zupfte den Morgenmantel zurecht, dann ließ sie ihn hereinbitten.
»Meine Liebe, lass mich dir als Erstes sagen, dass du eine wunderbare Gastgeberin bist.« Cesco küsste sie auf beide Wangen.
»Schade nur, dass das nicht gereicht hat«, kommentierte Vivy und verzog das Gesicht.
Cesco warf einen Blick auf die Schlagzeilen der Zeitungen. »Die Stiftungsfeier ist
der
Aufmacher!«, schwärmte er enthusiastisch, bevor er Platz nahm und etwas weniger enthusiastisch hinzufügte: »Und natürlich
auch ihre Randerscheinungen.«
Vivy seufzte.
»Aber sehen wir es doch mal positiv. So ein sensationelles Programm hätten wir niemals planen können! Ein gefundenes Fressen
für die Presse. Alle sprechen über dich, und das ist es doch, was zählt.«
»Mag sein. Allerdings hätte ich ein Medienecho ohne Skandale vorgezogen.«
»Aber unsere Gesellschaft braucht Sensationen. Popularität hat ihren Preis.«
»Die Welt ist eine andere geworden«, sagte Vivy traurig.
Dann klopfte es an der Tür.
»Herein.«
»Besuch für Sie. Signorina Mangano.«
|370| Als Alfredo sagte, die Baronessa erwarte sie im Wohnzimmer, überlief es Smeralda heiß und kalt. Endlich war der Moment gekommen.
Auch wenn sie gewollt hätte, jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie folgte dem Diener und ballte die Fäuste, um sich Mut zu machen.
Als Smeralda in Jeans und T-Shirt den Raum betrat, glaubte Vivy ihren Augen nicht zu trauen. Das sollte die provokant gekleidete
Diva von gestern Abend sein? Ohne Schminke und Highheels, die Haare zu einem schlichten Pferdeschwanz gebunden, sah sie aus
wie ein junges Mädchen. »Buongiorno, Baronessa. Danke, dass Sie mich empfangen.« Smeralda schlug schüchtern die Augen nieder
und blieb mitten im Raum stehen.
Nachdem Vivy ihren Gast von oben bis unten gemustert hatte, bat sie die
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