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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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gefühlt. Sie war gnadenlos reingefallen, auf einen miesen Betrüger. Alle Register hatte er gezogen: Blumen, Restaurantbesuche, Konzertkarten. Hatte mit ihrenTräumen gespielt, ihrer Einsamkeit, sogar mit ihrer Sehnsucht nach Kindern.
    Vivi fing an zu weinen. Tränenüberströmt bog sie in die Auffahrt zum Reihenhaus ein, das ihr bald nicht mehr gehören würde. Was dann? Sie sah sich schon als Obdachlose durch die Fußgängerzone schleichen, mit einem Einkaufswagen, in dem ihre Habseligkeiten lagen.
    Schluchzend schloss sie die Haustür auf. »Du dämliche Kuh«, brüllte sie die Wände an. Sie hatte alles verloren.
    Das ist die Strafe, durchfuhr es sie. Die Strafe für Werners Tod. Unrecht Gut gedeihet nicht, sagte ihre Tante Elfriede immer. Entkräftet ließ sie sich einfach auf den Boden fallen. Sie konnte nur noch wimmern.

Kapitel fünf
    Vivi verdämmerte ein paar Minuten im Flur, bis sie in der Lage war, sich aufzurappeln und ins Schlafzimmer zu schleppen. Tiger hatte die ganze Zeit maunzend neben ihr gesessen und sie mit seiner feuchten Nase angestupst. Jetzt schlich er betreten hinter ihr her, als hätte er etwas ausgefressen.
    Eine Weile verharrte Vivi vor ihrem Prinzessinnenbett. Auf dem Nachttisch standen noch die Weingläser des vorigen Abends, die Laken waren zerwühlt von den nächtlichen Exzessen. Es hat alles keinen Sinn mehr, dachte sie. Allein bin ich eben nicht lebenstüchtig.
    Mindestens so schlimm wie die Enttäuschung war die Scham. Wie sollte sie dieses Desaster ihren Freunden und Bekannten erklären? Das war’s. Ihr Leben war vorbei. Und das alles hatte sie diesem widerlichen Schuft zu verdanken, der die Klaviatur des Betrugs so meisterlich beherrschte.
    Sie starrte auf das Bett, in dem sie so viele Nächte lang eine Prinzessin gewesen war. Richards Prinzessin. Nun hatte er sie zum Aschenputtel gemacht. Sie war bettelarm.
    »So ein Wahnsinn« , sang sie mit tonloser Stimme. »Warum schickst du mich in die Hölle? Hölle, Hölle, Hölle!«
    Ohne Vorwarnung kam die Wut. Hektisch riss sie das Bettlaken von der Matratze und schleuderte es auf den Boden. Sämtliche rosa Satinkissen flogen hinterher, dann die Bettdecken. Sie würde alles im Garten verbrennen, nahm sie sich vor. Das würde ein schönes Feuer geben. Der Scheiterhaufen ihrerGefühle. Und nie wieder würde sie einen Mann in ihr Prinzessinnenbett lassen.
    Für Tiger war es ein neues Spiel. Aufgeregt hüpfte er in die Kissen und beutelte sie, als seien es lauter große rosa Mäuse. Dann sprang er auf das Bett. Irgendetwas schien seine Aufmerksamkeit zu erregen. Vivi stutzte. Im Spalt zwischen Matratze und Nachttisch steckte etwas fest. Sie zog das Etwas heraus. Es war eine Brieftasche. Offenbar hatte Richard sie dort am Abend zuvor deponiert – und am Morgen vergessen. Kein Wunder. Die Aussicht auf Vivis Kohle musste ihn förmlich berauscht haben.
    Hastig öffnete sie die Brieftasche. Sie fand darin drei Kreditkarten, die alle auf verschiedene Namen ausgestellt waren. Und einen Ausweis. André Kowalski, las sie, wohnhaft in Köln, Mathildenstraße 6. Richard von Hardenberg existierte nicht. So wenig wie seine alte Mutter im Seniorenheim und die große Liebe, die für immer sein sollte.
    Vivi sank aufs Bett. Sie würde diesen Kerl anzeigen. Ihm die Polizei auf den Hals hetzen und dafür sorgen, dass er auf einer harten Gefängnispritsche bereute, was er ihr angetan hatte.
    Aber war das ein guter Plan? Wie würde Vivi dastehen? Als sturzblöde kleine Hausfrau, die sich dem erstbesten Hochstapler an den Hals warf? Na, was denn sonst? Auslachen würde man sie, mit dem Finger auf sie zeigen. Vor allem Inge-Gundula und Hans-Peter würden sie mit Hohn und Spott überschütten. Horden von Reportern würden ihr Haus belagern und Fotos von der Frau schießen, der ein hundsgemeiner Hochstapler den Verstand aus dem Leib gevögelt hatte.
    Schlagartig lichtete sich der Nebel in ihrem Hirn. Ganz still wurde es in ihr. Sie hatte Werner überlebt. Sie würde auchdiese Katastrophe überleben. Jetzt erst recht. Glasklar stand ihr vor Augen, was zu tun war.
    Als Erstes musste sie Richard anrufen, der in Wirklichkeit André Kowalski hieß. Kaum zu glauben, dass er den Verlust seiner Brieftasche noch nicht bemerkt hatte. Aber warum auch? Vermutlich gab er gerade mit vollen Händen ihr Bares aus. Dafür brauchte er die gestohlenen Kreditkarten nicht, und Geld war sowieso nicht in der Brieftasche.
    Was hatte er noch gesagt? Er wollte nach Hamburg fliegen?

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