Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman
Oma-Outfit und der Besuch beim Juwelier hatten ziemlich viel Zeit verschlungen.
»Um etwa acht Uhr kam ich zurück«, erzählte sie weiter. »Ich möchte betonen, dass die Zimmermädchen außerhalb jeden Zweifels stehen. Ich habe sie routinemäßig durchsucht und nichts gefunden.«
Dankbar strahlten die Mädchen sie an. Der Polizist machte sich Notizen.
»Sonst noch irgendwelche Hinweise?«, blaffte der Hoteldirektor.
»Ich kann bestätigen, dass Frau Bernburg gegen acht Uhr wiederkam«, erklärte der Concierge. »Sie fiel mir auf, weil ihre Handtasche heruntergefallen war.«
Die Pagen hatten nichts gesehen, und Ela war in der fraglichen Zeit in ihrem Büro gewesen. Das waren die Fakten. Es gab ihnen nichts hinzuzufügen. Jedenfalls in der offiziellen Version.
»Ärgerliche Sache«, sagte Maximilian Sell, enttäuscht, dass die Untersuchung nichts weiter ergeben hatte.
Der Polizist erhob sich. »Wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich an. Herr Sell hat meine Nummer.«
Alle nickten betreten, aber auch erleichtert. Mick Dresen hatte mit seinen despotischen Ausrastern die gesamte Belegschaft tyrannisiert. Jetzt konnte man zur Normalität zurückkehren.
»Wenn ich dann noch um die Fingerabdrücke bitten dürfte …«, sagte der Polizist.
Einer nach dem anderen legte seine Fingerkuppen auf ein modernes Scangerät. Vivi konnte ihr Glück kaum fassen. Die Handschuhe schützten sie, denn sicherlich wurde die Teetasse schon auf Fingerabdrücke untersucht.
Als der Polizist gegangen war, wandte sich der Direktor an Vivi. »Ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Auf der Abrechnung der Extras habe ich gesehen, wie aufopferungsvoll Sie sich um Mick Dresen gekümmert haben. Sie verdienen einen Applaus.«
Die Runde klatschte, und Vivi lächelte stolz. Was auch immer sie sonst noch angestellt hatte, dieses Lob hatte sie sich verdient.
Nach dem Meeting fuhren Vivi und Ela in den obersten Stock. In der Penthouse-Suite sah es aus wie nach einem Bombeneinschlag. Die Bewohner hatten es fluchtartig verlassen, wie man an den umgestürzten Blumenkübeln, dem verstreuten Müll und den herumliegenden Papiertüten sah. Mitten im Salon lagen fünf Hundehäufchen auf dem Teppich.
»Heilige Scheiße, die kleinen Köter haben sich adäquat verabschiedet«, schimpfte Ela. »Was ist, nehmen wir noch einen Absacker unten an der Bar?«
»Wenn du nichts dagegen hast, lieber in meinem Zimmer«, seufzte Vivi. »Ich bin hundemüde.«
Sie war nicht nur hundemüde, sie war zu Tode erschöpft. Hinter ihr lag ein schier aberwitziger Tag. Sie surfte auf der letzten Rille, ihre Nerven lagen blank. Dauernd hatte sie das Gefühl, etwas übersehen zu haben. Oder gab es das perfekte Verbrechen?
In Vivis Zimmer holte Ela zwei Piccolos aus der Minibar, mit denen sie sich auf der Couch niederließen. Immer wieder sah Vivi zu ihrer Handtasche, in der die goldene Beute lag.
»Du kannst hier natürlich noch einmal übernachten«, sagte Ela. »Der Chef hat dir übrigens für morgen freigegeben, soll ich dir ausrichten.« Sie streifte ihre Schuhe von den Füßen. »So einen spektakulären Diebstahl wie heute haben wir noch nie gehabt. Jetzt mal Klartext: Komisch ist das Ganze schon.«
»Finde ich auch«, erwiderte Vivi gähnend. »Doch was soll’s? Ehrlich gesagt habe ich die Nase voll von abgedrehten VIP-Kunden.«
»Hey, vor ein paar Tagen wolltest du dir noch diesen Dresen angeln«, warf Ela ein. Sie zog ihre Stirn in Falten. »Langsam mache ich mir Sorgen um deine Herzensangelegenheiten. Du solltest wieder heiraten. Wenn nicht Richard, dann einen anderen.«
»Nee, ich komme ganz gut allein klar«, wehrte Vivi ab.
»Aber eine richtige Hochzeit, mit allem Drumherum, das wär’s doch«, entgegnete Ela verschmitzt. »Ich streue Blumen, und du lädst Werner ein, damit er sich ärgert.«
»Werner?«
»Na, wenn seine entzückende Frau heiratet, wird er in der Hölle ja wohl mal einen Tag freikriegen!«
Ela schüttete sich aus vor Lachen. Vivi lachte aus reiner Höflichkeit mit. Ihr stand nicht der Sinn nach makabren Scherzenangesichts von mittlerweile zwei Männern, die sie auf dem Gewissen hatte. Es war Zeit, die Farce mit Richard zu beenden.
»Du, Ela, ich muss dir was sagen«, druckste sie herum.
»Ja?«
»Richard hat Schluss gemacht.«
»Nein!« Entsetzt schlug Ela die Hände über dem Kopf zusammen. »Ich dachte, ihr seid glücklich!«
»Waren wir ja auch«, entgegnete Vivi. »Aber solche Fernbeziehungen halten nun mal nicht. Dauernd
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