Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman
und zehn Aromakerzen. Im Blumenladen nebenan erstand sie die Rosenblüten. Als kleine Wiedergutmachung rang sie sich für die Liebesnacht von Mick Dresen zum Kauf von ein paar CDs mit Entspannungsmusik durch. Die hätte sie allerdings weit nötiger gehabt als er. Immer noch hämmerte das Blut in ihren Schläfen, ihr ganzer Körper war in Aufruhr. Der Plan war aufgegangen. Vorerst jedenfalls.
Zurück im Hotel, schlenderte sie langsam durch die Lobby. Neben einem Blumenkübel tat sie so, als ob ihr die Handtascheheruntergefallen wäre. Während sie sich bückte, ließ sie die Kreditkarte direkt aus der Handtasche in den Kübel gleiten. Der Page, der nur ein paar Meter entfernt stand, würde sie bald finden und an der Rezeption abgeben. Und dann kam für Vivis Fischzug jeder in Frage, der in der äußerst belebten Lobby gewesen war. Im Hotel fand ein Kongress statt, die Liste der möglichen Täter war endlos.
Mit ihren Einkäufen fuhr sie hoch ins Penthouse. In der Suite herrschte hektischer Betrieb. Ein Zimmermädchen saugte gerade Staub, ein weiteres polierte die Armaturen des Badezimmers, das dritte schüttelte die Kissen des Betts auf. Eingehend inspizierte Vivi die Badewanne und prüfte mit dem Zeigefinger eventuelle Staubspuren auf den Fußleisten.
»Sehr gut«, sagte sie dann mit strengem Blick. »Meine Damen, wie Sie wissen, befinden sich in diesem Penthouse diverse Wertgegenstände. Bitte nehmen Sie es nicht persönlich, aber ich muss mich hin und wieder vergewissern, ob alles mit rechten Dingen zugeht.«
Verblüfft starrten die Zimmermädchen sie an. Doch Vivi wollte auf Nummer sicher gehen. Keinesfalls sollten diese netten Mädchen in Verdacht geraten, die Kreditkarte gestohlen zu haben. Eingehend filzte sie ihre Mitarbeiterinnen, aber die Leibesvisitation blieb selbstverständlich ohne Ergebnis.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte Vivi. »Alles in bester Ordnung. Sie können jetzt gehen.«
Sobald die Zimmermädchen verschwunden waren, machte sie sich daran, die Suite für die erotischen Extravaganzen von Mick Dresen vorzubereiten. Es war Viertel nach acht, sie lag gut in der Zeit. Vivi packte die Kerzen aus, verteilte die Rosenblätterauf der Tagesdecke des Betts und stellte das Massageöl auf den Nachtschrank. Die CDs holte sie aus den Hüllen und legte eine in die Hi-Fi-Anlage. Sinnlich wabernde Klänge ertönten aus den Boxen.
Unwillkürlich kam Vivi ins Träumen. Wenn sie doch hier eine Nacht mit Richard hätte verbringen können, ganz romantisch, mit Rosen und Champagner. Mit den Fingerspitzen berührte sie den Aquamarinanhänger. Sie erschauerte, als sie an Richards Hände dachte, an seinen zärtlichen Mund, an die Art, wie er wildeste Leidenschaft mit innigster Hingabe verschmolzen hatte. Aber das war wohl eine Art Phantomschmerz, nichts weiter.
Ohne Klopfen flog plötzlich die Tür auf. Vivi zuckte zusammen. Mit zwei dicken Aktentaschen bepackt marschierte Checker herein. Er setzte die Taschen auf dem Teppichboden ab und lauschte erstaunt. Dann entdeckte er die CD-Hüllen auf dem Schreibtisch.
»Hey, da hat aber jemand mitgedacht.«
»Kleine Aufmerksamkeit des Hauses, ich vermute, dass Herr Dresen heute Abend entspannende Musik zu schätzen weiß«, erläuterte Vivi ihren Kauf.
»Und woran hast du gerade gedacht?«, fragte der glatzköpfige Hüne. »Du sahst irgendwie – angeschärft aus …«
Sie warf den Kopf in den Nacken und verschränkte die Arme. »Ich denke im Job immer nur daran, unsere Gäste zufriedenzustellen.«
»Ich hatte aber den Eindruck, das liegt an mir«, erwiderte Checker grinsend. Er taxierte unverhohlen ihre Figur und leckte sich erwartungsvoll die Lippen. In diesem Augenblick klingelte Vivis Handy.
»Frau Bernburg, es ist etwas Furchtbares passiert«, hörte sie die erregte Stimme des Concierge. »Man hat die Amex-Karte von Herrn Dresen gefunden, hier unten in der Lobby!«
Vivi blieb gelassen. Genauso hatte sie es erhofft. »Vermutlich hat Herr Dresen die Kreditkarte verloren, ist doch gut, wenn sie wieder da ist.«
»Gar nichts ist gut!«, rief der Concierge. »Wir sind erledigt! Dresen steigt nie wieder hier ab! Das ist eine Katastrophe!«
Checker hörte alarmiert zu. »Was ist mit der Kreditkarte?«
»Sekunde«, hielt Vivi ihn hin. Dann sprach sie wieder mit dem Concierge. »Jede Unregelmäßigkeit muss unverzüglich gemeldet werden, das wissen Sie so gut wie ich. Deshalb werde ich Herrn Dresens Mitarbeiter davon unterrichten. Danke für die
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