Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman
fiel.
»Dreihunderttausend Euro sind für Mick Dresen ein Taschengeld. Darauf kommt es nicht an. Viel interessanter ist doch, dass wir beide jetzt ein kleines Geheimnis haben.«
Scheiße, Scheiße, dreimal Scheiße, fluchte Vivi unhörbarund ausgesprochen undamenhaft. Er hatte sie in der Hand. Ängstlich raffte sie den Bademantel zusammen, als sie sah, dass der Bodyguard seine Anzugjacke auszog.
»Kommen Sie mir bloß nicht zu nahe!«
»Hatte ich dir nicht versprochen, dass wir miteinander Spaß haben werden?«, fragte er grinsend. »Und versuch nicht rumzuzicken.«
Jetzt verstand Vivi, was er wollte. Es ging um Erpressung. Die Alternative hieß Sex mit einem glatzköpfigen Monster oder jahrelanger Knast. Toll. Sie hatte die Wahl zwischen Pest und Cholera. Am widerwärtigsten war Checkers Genugtuung. So ein Ekel. Dauernd hatte er sie befingert und angemacht. Und damit sollte er durchkommen?
Fieberhaft erwog Vivi die Möglichkeiten. Sie konnte ihre Tat nicht länger abstreiten. Aber die Vorstellung, wie dieser tätowierte Muskelberg an ihr herumhupte, ging über ihre Kräfte. Über seine sicherlich exorbitante Hupe wollte sie gar nicht erst länger nachdenken.
»Okay, Sherlock Holmes«, sagte sie, am ganzen Körper bebend. »Ich ergebe mich. Aber nicht jetzt und nicht hier. Mick Dresen ist weg, man erwartet, dass ich in zehn Minuten auschecke. Nichts gegen einen Quickie, aber wenn’s schon sein muss, dann richtig.«
Verblüfft stierte Checker sie an. »Wie bist du denn drauf?«
Vivi wusste, wie sie ihn ködern würde. Er hatte eine Achillesferse – er stand auf Selbstgekochtes.
»Morgen ist Donnerstag, da habe ich frei, weil Mick Dresen ja hier abmarschiert ist«, erklärte sie ungerührt. »Ich kaufe ein, koch dir was Feines, und dann rattern wir los, dass die Dachrinne wackelt.«
»Und wie kann ich sicher sein, dass du nicht abhaust?«, fragte Checker misstrauisch.
»Kann ich mir nicht leisten«, antwortete Vivi, allen Mut zusammennehmend. »Ich muss hier noch ein paar Monate durchziehen, bis ich die Kohle genießen kann. Komm morgen Abend um sieben zum Liebfrauenberg.«
»Du willst mich wohl verscheißern?«
»Nein, den gibt’s wirklich«, lächelte Vivi. »Warte dort auf mich, ich hole dich ab. Dann geht’s zu mir nach Hause, und ich koch dich ins Bett.«
Noch in der Nacht packte Vivi ihre Sachen und fuhr in ihr Wiesbadener Reihenhaus, wo sie überschwänglich von Tiger begrüßt wurde. Er war außer sich vor Freude, sein Frauchen endlich wiederzusehen. Auch Vivi hatte ihn vermisst. Sie verwöhnte ihn mit einer Extraportion Thunfisch, bevor sie ihn mit ins Bett nahm und ausgiebig kraulte. Wie hatte es Ela noch gesagt? Männlich, anschmiegsam und keine blöden Sprüche? Genau. Tiger war der perfekte Lebensgefährte.
Um zwölf Uhr mittags am nächsten Tag kam der Bagger, den Vivi frühmorgens bestellt hatte. Unter lebhafter Anteilnahme der gesamten Nachbarschaft hob er ein tiefes Loch in Vivis Vorgarten aus. Mütter blieben mit ihren Kinderwagen stehen, Männer auf dem Weg zur Arbeit staunten das riesige Gefährt an, Rentner mit Einkaufstaschen für die tägliche Schnäppchenjagd fachsimpelten über den Fortschritt der Technik.
Mitten im Getümmel stand Vivi und passte auf, dass ihre geliebten Rosen nicht mit in die Tiefe gerissen wurden.
»Was soll das denn werden?«, fragte Fräulein Kellermann,die ältere Dame, die sich um Tiger kümmerte und deren Schwerhörigkeit eine echte Geduldsprobe darstellte.
»Ein Sandkasten«, schrie Vivi gegen den Baggerlärm an.
»Fasten? Machen Sie eine Diät?«
»Sand-kas-ten!«, brüllte Vivi. »Für die Kinder hier in der Straße. Die haben doch keinen anständigen Spielplatz! Die Schaukel war nur der Anfang, jetzt mache ich ein Kinderparadies aus meinem Vorgarten!«
Die Dame nickte eifrig. Was auch immer sie verstanden hatte, sie würde die Kinderstimmen, die hier demnächst noch vielstimmiger erschallten, nicht als störend empfinden.
Mit einem flauen Gefühl dachte Vivi an den bevorstehenden Abend. Ihr Plan war simpel, aber erfolgversprechend. Checker wirkte äußerst berechenbar. Oder würde ihn sein Instinkt warnen?
Einen Tag später, am Freitag, wurde feinster weißer Sand geliefert, und am Samstag weihte Vivi ihr Werk mit einem kleinen Nachbarschaftsfest ein. Sie hatte Berge von Kuchen gebacken, die mit Tellern und Besteck draußen im Vorgarten auf einem Tapeziertisch standen. Außerdem hatte sie einen Luftballonmann engagiert, der die Kinder
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