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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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zweifellos vorhanden. Sie neigte den Kopf noch ein bisschen weiter herunter, damit ihr Gesicht unter der Hutkrempe unerreichbar für die neugierigen Kameraaugen blieb.
    »Champagner? Oh, nein«, widersprach sie mit brüchiger Fistelstimme, während sie die Plastiktüte mit ihrem dunkelblauen Kostüm umklammerte. »Das macht mein Kreislauf nicht mit. Hätten Sie vielleicht eine Tasse Kamillentee?«
    »Ganz wie Sie wünschen.« Der Verkäufer holte einen Stuhl. »Möchten Sie sich nicht setzen?«
    Stöhnend nahm Vivi Platz. »Das ist reizend, junger Mann. Es ist so selten geworden, dass die Jugend Umgangsformen kennt. Eine gute Kinderstube ist heute die rühmliche Ausnahme.«
    Der Verkäufer fuhr sich geschmeichelt durch sein gegeltes Haar. »Vielen Dank. Und an was hatten Sie gedacht? An eine Kette? Oder einen Ring?«
    Es folgte eine lange, rührselige Geschichte. Die Hauptfigur war Vivis erfolgreicher Sohn, der es zu Geld gebracht hatte, aber nun unheilbar erkrankt war. Entkräftet von der schweren Krankheit, die ihn ans Bett fesselte, und voller Dankbarkeit für seine alte, gramgebeugte Mutter, wolle er ihr eine letzte Freude machen.
    Vivi war so ergriffen von der Story, die sie erfunden hatte, dass eine Träne unter ihrer Sonnenbrille hervorrollte. Bestürzt reichte der junge Mann ihr ein kariertes Stofftaschentuch, in das sie sich geräuschvoll schnäuzte.
    »Wie schrecklich, das tut mir aufrichtig leid«, sagte er. »Wissen Sie was? Ich hole den Tee, und Sie überlegen, was Sie sich aussuchen möchten.«
    Als er mit einer Tasse zurückkam, nahm Vivi nicht einen einzigen Schluck. Vorsichtshalber. Wegen der DNA. Wozu hatte sie schließlich diese ganzen CSI-Krimis gesehen?
    »Mein Sohn hat mir vorgeschlagen, etwas aus purem Goldzu nehmen. Weil er meint, ich hätte ein«, sie schluchzte auf, »goldenes Herz. Sein Studium habe ich mir vom Munde abgespart. Er sollte es einmal besser haben als ich. Bestimmt haben Sie auch solch eine herzensgute Mutter, nicht wahr?«
    »Gold also«, wiederholte der Verkäufer, für den es offenbar allmählich zur Sache gehen sollte. »Und an welche Preislage hatten Sie gedacht?«
    Vivi rückte ganz nach vorn an die Stuhlkante. Sie hyperventilierte. Ihre Hände waren eiskalt.
    »All das viele Geld, wie soll ich sagen, ist für meinen Sohn – sinnlos, so sinnlos geworden«, erklärte sie stockend. »Er hat eine Stiftung gegründet, in die der Großteil seines Vermögens fließt. Und ich, stellen Sie sich vor, ich soll den Rest ausgeben.«
    »Wie viel?«, fragte der Verkäufer, nun schon deutlich ungeduldiger.
    Die Hypothek auf das Haus hatte etwa zweihunderttausend Euro betragen, und ein bisschen Spielgeld sollte schon übrigbleiben, fand Vivi. Sie konnte nur noch flüstern.
    »Bitte erschrecken Sie nicht – mein Sohn möchte, dass ich dreihunderttausend Euro ausgebe!«
    Vivi kollabierte fast, als sie wenig später das Juweliergeschäft verließ. Der Verkäufer hatte aus dem Tresor die dicksten Klunkern geholt, die sie jemals zu Gesicht bekommen hatte. Dass es Leute gab, die sich freiwillig mit so etwas behängten, war kaum zu glauben.
    Schwer wie Blei lag die massive Goldkette mit gleich drei passenden Armreifen in ihrer Handtasche. Den Kringel auf dem Kreditkartenausdruck hatte Vivi damit erklärt, dass ihrleidender Sohn schon seit geraumer Zeit nicht mehr zu einer leserlichen Schrift fähig sei. Dass sie ihren Ausweis nicht dabeihatte, schob sie auf ihre altersbedingte Vergesslichkeit. Der Verkäufer hatte es mehr amüsiert als besorgt hingenommen. Dieses zerstreute Mütterchen war nichts weiter als ein tragischer Fall für ihn. Und ein lukrativer dazu. Seine Provision musste gigantisch sein, da nahm man es nicht so genau mit den vorgeschriebenen Formalitäten.
    Nach wie vor tief gebeugt, schlich Vivi den Bürgersteig entlang. In der Toilette des nächstbesten Cafés zog sie sich um und wischte sorgfältig die Fingerabdrücke von der Visitenkarte – man konnte nicht vorsichtig genug sein. Die Omaklamotten steckte sie in die Plastiktüte und entsorgte sie an der nächsten Kreuzung in einem Abfalleimer.
    Sie ging jetzt wieder gerade. Obwohl das schlechte Gewissen auf ihr lastete, richtete sie sich innerlich auf. Jetzt würde sich alles zum Guten wenden. Sie würde unabhängig sein. Unabhängig von Männern. Endlich.
    Schnellen Schritts steuerte sie die nächste U-Bahn-Station an und fuhr zu einem Shoppingcenter am Stadtrand. In einer Parfümerie kaufte sie Massageöl mit Vanilleduft

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