Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman
Information.«
Der Bodyguard scannte Vivi mit den Augen. »Spuck’s aus.«
Vivi hielt seinem durchdringenden Blick stand. Sie hatte damit gerechnet, dass man sie früher oder später zur Rede stellen würde, und war gewappnet.
»Soeben ist die Kreditkarte von Herrn Dresen im Eingangsbereich des Hotels aufgefunden worden«, sagte sie, um eine ebenso korrekte wie distanzierte Formulierung bemüht. »Ich schlage vor, dass Sie sie sofort sperren lassen.«
Das ohnehin furchterregende Gesicht des Bodyguards verzog sich zu einer aggressiven Fratze.
»Da ist was faul!«, brüllte er. »Ich kann es riechen! Und wenn du irgendwas damit zu tun hast, bestell besser gleich deinen Sarg!«
»Jetzt machen Sie aber mal ’nen Punkt!«, holte Vivi zum Gegenschlag aus. »Geht’s noch? Den ganzen Tag renne ich wie gestört durch die Gegend, um tausend Extrawünsche zu erfüllen,als wäre ich der Weihnachtsmann! Und dann verdächtigen Sie mich?«
Checker hatte ihren Ausbruch mit versteinerter Miene angehört. Nun fing er an zu lachen. »Wow, du hast Temperament! Reg dich ab, war nur ein Bluff. Aber ich werde rauskriegen, wer für diese Riesensauerei verantwortlich ist!«
»Das will ich auch hoffen«, erwiderte Vivi. »Schließlich sind Sie der Checker, oder?«
»Ja, und als Nächstes checke ich dich durch.«
Vivi wich vor ihm zurück. Mist, verdammter, dieser Kerl war eindeutig zu aufdringlich. Doch bevor der Bodyguard einen Annäherungsversuch starten konnte, erschien Mick Dresen. Er sah aus wie ein Abgesandter der Hölle, hochrot im Gesicht und mit blutunterlaufenen Augen. Nur die Teufelshörner fehlten.
»So ein Schweineladen!«, schrie er. »Der Direktor hat mich gerade angerufen! Wir reisen ab!«
Hinter ihm erschien seine Assistentin. Ihr sorgfältig geschminktes Gesicht bebte.
»Los, los, packen!«, stieß Mick Dresen hervor. »Checker, Sie canceln das Date. In einer Viertelstunde sind wir hier raus. Millie, Sie sperren die Karte und buchen eine Suite im Frankfurter Hof!«
Die Assistentin setzte sich an den Schreibtisch und fuhr einen der Laptops hoch, während sie auf ihrem Handy herumtippte.
»Herr Dresen, ich bin untröstlich«, sagte Vivi. »Was für ein bedauerlicher Vorfall. Aber kein Grund, das Vertrauen in unser Haus zu verlieren. Ich gehe davon aus, dass Ihnen die Karte unten in der Lobby abhandengekommen ist. Außerdem steht ja noch nicht fest, ob sie überhaupt benutzt wurde. Bitte bleibenSie besonnen, gerade in solch einer Situation ist ein kühler Kopf wichtig.«
»Wichtig? Sie Niemand wollen mir erzählen, was wichtig ist? Raus jetzt, bevor ich mich vergesse!«
Mit eingezogenem Kopf trat Vivi den Rückzug an. Aber ihre geschundene Selbstachtung tanzte Tango.
Maximilian Sell sah aus, als müsste er zu seiner eigenen Hinrichtung antreten. Ein uniformierter Polizist begleitete ihn, als er in den Konferenzraum kam. Es war zehn Uhr abends. Der Hoteldirektor hatte alle Mitarbeiter zusammengetrommelt, die mit Mick Dresen zu tun gehabt hatten. Mit gesenkten Köpfen hockten die Zimmermädchen am langen schwarzen Tisch des nüchtern gehaltenen Raums, außerdem waren Vivi, Ela, zwei Pagen und der Concierge vorgeladen worden.
»Wir haben einen unserer besten Kunden verloren«, eröffnete der Hoteldirektor mit leidender Stimme das Meeting. »Die Polizei wird uns bei der Aufklärung helfen. Glücklicherweise hat man uns zugesichert, dass die Öffentlichkeit nichts davon erfährt.«
Jetzt übernahm der Polizist. »Mick Dresens Kreditkarte ist heute Abend gegen halb sieben in einem Schmuckgeschäft an der Zeil benutzt worden. Sie wurde mit der unfassbaren Summe von fast dreihunderttausend Euro belastet. Damit steht fest, dass wir es mit einem Dieb zu tun haben. Zurzeit werten wir noch die Videobänder des Ladens aus. Ich bitte Sie dringend um Ihre Mitarbeit.«
»Frau Bernburg hat bereits einen Bericht geschrieben«, meldete sich Ela zu Wort. »Von unserer Seite gesehen, ist kein Fehler unterlaufen.«
»Frau Bernburg?« Ermunternd sah der Direktor Vivi an.
»Herr Dresen hat das Penthouse um halb fünf verlassen, zusammen mit seinen Angestellten«, berichtete Vivi im neutralen Tonfall eines Nachrichtensprechers. »Danach habe ich die Suite aufgeräumt und bin in ein Shoppingcenter am Stadtrand gefahren. Ich wollte persönlich die Liste mit Erledigungen abarbeiten, die Herr Dresen mir gegeben hatte. Die Quittungen habe ich meinem Bericht beigelegt.«
Wann sie weggegangen war, ließ sie bewusst im Unklaren. Ihr
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