Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman
Lust, stattdessen diesen aufdringlichen Petersen mit einem Hackmesser zu erledigen. Die dazugehörige Schlagzeile sah sie schon vor sich: Mord in der Küche – Kommissar stirbt bei Umfeldrecherche.
»Hey, Vivi, das läuft ja super!«, hörte sie plötzlich Elas Stimme.
Sie fuhr herum. »Ach, du bist’s. Ja, den Leuten gefällt der Kurs. Bist du nachher beim Essen dabei? Es ist genug da.«
»Warum nicht?« Ela schaute sich neugierig um. »Wow, der Typ da drüben ist ja echt Hammer. Wer ist er? Kennst du ihn?«
Vivi musste gar nicht erst hinsehen, um zu wissen, dass sie Jan Petersen meinte. Sollte sie Ela warnen? Besser war’s.
»Vorsicht«, flüsterte sie. »Das ist ein Polizist, Hauptkommissar Petersen. Der hat sich hier eingeschlichen. Ich konnte ihn leider nicht rauswerfen, er hat sich angemeldet und bezahlt. Wahrscheinlich geht’s immer noch um die geklaute Kreditkarte.«
»Seit wann gibt es denn so attraktive Polizisten?«, flüsterte Ela zurück. »Der sieht ja aus, als ob er jede Nacht drei blutjunge Groupies wegknallt. Findest du nicht auch, dass er Richard ähnelt? Oh, tut mir leid, ich wollte nicht in alten Wunden bohren.«
»Geschenkt.« Vivi machte eine wegwerfende Handbewegung. »Richard ist Geschichte. Aber auf ihn da müssen wir aufpassen, der ist ein Schnüffler vor dem Herrn.«
Ela zog die Nase kraus. »Na, an dem würde ich auch mal gern rumschnüffeln. Bestimmt riecht er gut.«
Roch Jan Petersen gut? Falsche Frage. Eher sah es danach aus, dass er den Braten gerochen hatte. Verflixt, dachte Vivi, der Kerl klebt mir an der Hacke wie Hundesch…
»Weißt du was? Der wäre der ideale Übergangsmann für dich«, überlegte Ela halblaut.
»Was ist das denn?«
»Na, ein Mann, der dich nach einer Trennung bei Laune hält, solange du nach dem Richtigen Ausschau hältst«, erläutertesie. »Frag mich, da kenne ich mich aus. Ein Übergangsmann ist sozusagen ein Coach. Du fühlst dich wieder als Frau und bekommst keine Torschlusspanik. Und da du weißt, dass es nur was für zwischendurch ist, ist jede Verletzungsgefahr ausgeschlossen.«
Vivi war platt. »Meine Güte, Ela. Du bist ein echter Beziehungsprofi.«
»Bei drei Ehen hatte ich ja auch genug Gelegenheit zum Üben«, lachte Ela. »Also, bis später. Ich gehe noch mal hoch ins Büro.«
Es war nicht gerade ein Spaziergang für Vivi, so zu tun, als habe sie alles im Griff. Was das Kochen betraf, war sie nicht so leicht zu schlagen. Die Kursteilnehmer hingen an ihren Lippen und nahmen ihre Anregungen begeistert auf. Manche machten sich sogar Notizen. Aber sobald sie Jan Petersens Blick auf sich spürte, begannen ihre Hände zu zittern.
Hätte sie gewusst, dass er kommen würde, sie hätte ihm einen guten Schuss Rizinusöl in den Cocktail gemixt. Dann hätte er die folgenden Stunden auf der Toilette verbracht. Doch er erfreute sich bester Gesundheit, flirtete nach rechts und links und schnippelte in irrwitzigem Tempo alles, was ihm unters Messer kam.
Verstohlen beobachtete Vivi ihn. Er war wirklich gut. Die meisten anderen Männer hielten sich eher zurück, sahen den Frauen nur zu und überboten sich mit theoretischen Fachsimpeleien. Jan Petersen aber packte richtig an. Mit geübten Bewegungen, die fast elegant wirkten, selbst beim Zwiebelschneiden. Er schien wirklich häufig zu kochen.
»Und? Alles noch dran?«, ätzte Vivi, als sie auf ihrer Runde an ihm vorbeikam.
»Bin komplett«, erwiderte er, die Finger spreizend. »Sagen Sie mal, die Dame eben, war das Ihre Freundin Ela Offermann, die Hotelmanagerin?«
Vivi verschränkte die Arme. »Ich hasse es, ein gläserner Mensch zu sein.«
»Weiß sie, dass wir über Ihren Club der Verstorbenen gesprochen haben?«
»Nein.«
»Will sie’s wissen?«
»NEIN«, schleuderte Vivi ihm entgegen.
Vielleicht sollte ich doch die Hackmessermethode in Erwägung ziehen, dachte sie wütend, während sie zu der Gruppe ging, die den Lammrücken mit Honig einbalsamierte.
Als die Teilnehmer des Kochkurses schließlich ins Restaurant hinüberwechselten, um ihr selbstzubereitetes Menü zu verspeisen, war die Stimmung mehr als ausgelassen. Die Frauen kicherten, die Männer berichteten von ihren angeblichen Heldentaten am Herd, der Champagner floss in Strömen. Das gemeinsame Kochen hatte die Gruppen zusammengeschmiedet, weshalb sie nun in derselben Konstellation wie in der Küche an den Vier-Personen-Tischen Platz nahmen.
Vivi blieb zögernd stehen. Sollte sie sich irgendwo dazusetzen? Oder blieb sie
Weitere Kostenlose Bücher