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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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ist mir nicht verborgen geblieben, dass Sie phantastisch kochen. Einige Gäste haben sich sogar persönlich bei mir bedankt. Deshalb gebe ich Ihnen diese Chance. Und? Was sagen Sie?«
    Vivi brauchte weniger als eine Sekunde, um sich zu entscheiden. Selbst wenn sie tatsächlich Bertholds Millionen erben sollte – sie war nicht gemacht für ein Luxusleben mit durchgeknallten Promipartys oder ewigem Urlaub auf Hawaii. Außerdemgab es bessere Verwendungsmöglichkeiten für das Geld, auch darüber hatte sie schon nachgedacht.
    »Lieber Herr Sell, ich nehme Ihr Angebot an«, sagte sie mit fester Stimme.
    »Wahnsinn! Gratuliere!«, jubelte Ela.
    Maximilian Sell zwinkerte den beiden zu. »Wie gut, dass ich rein zufällig eine Flasche Champagner habe kalt stellen lassen.« Er ging zu seinem Schreibtisch und drückte eine Taste an seinem Telefon. »Frau Winkler? Ja, Sie können jetzt den Champagner bringen.«
    Ela beugte sich zu Vivi. »Habe ich dir nicht gesagt, dass du dich hier hocharbeiten kannst? Übrigens, was wolltest du mir eben so Wichtiges mitteilen?«
    »Ach, eher unwichtig«, lächelte Vivi. »Jetzt wird gekocht, dass die Schwarte kracht!«
    Der restliche Tag zog wie im Nebel vorbei. Reich? Schwerreich sogar würde sie sein? Vivi hatte sich nie wirklich etwas aus Geld gemacht. Sicher, sie hatte um ihr Reihenhaus gekämpft, liebte gutes Essen und gönnte sich von Zeit zu Zeit eine neue Klamotte. Aber alles, was sie mit echtem Reichtum verband, protzige Villen, klotziger Schmuck, teure Kreuzfahrten und mondäne Sportarten, war ihr völlig fremd.
    Deshalb ließ sie es auch eher teilnahmslos über sich ergehen, dass Wolfram Helmholtz fast in Ohnmacht fiel und sie dann überschwänglich umarmte, als sie ihn eine Woche später über den bevorstehenden Geldsegen unterrichtete. Nachdem Herr Helmholtz sich etwas beruhigt hatte, holte er den Bankdirektor, der Vivi ebenfalls umarmte und diskret darauf verwies, es gebe ganz tolle und absolut todsichere Fonds, mit denen sie ihrVermögen – ihr »immenses Vermögen«, wie er hinzusetzte – binnen kurzer Zeit verdoppeln werde. Außerdem könne er ihr ein phantastisches Anwesen vermitteln. Direkt am Rheinufer, zwölf Zimmer, unverbaubarer Blick auf den Fluss, mit Park und hauseigenem Golfplatz.
    Vivi lehnte dankend ab. Sie habe da so eine Idee, doch die müsse noch reifen. Etwas Gemeinnütziges habe sie im Sinn. Nicht nur Adel, auch Geld verpflichte, betonte sie und ignorierte das enttäuschte Gesicht des Bankdirektors.
    »Ich zähle auf Ihre Diskretion«, sagte sie bestimmt. »Kein Wort an die Öffentlichkeit. Ich will nicht enden wie diese armen Teufel, die im Lotto gewonnen haben – von der Presse belagert, von Wildfremden angepumpt, von Wahnsinnigen beklaut. Ich kann mich doch auf Sie verlassen?«
    Die beiden nickten stumm, mit langen Gesichtern. Offenbar hatten sie erwartet, dass sie von Vivis Millionen kräftig profitieren würden. Die aber verabschiedete sich schnell, kaufte ein Thunfischfilet für Tiger und verbrachte den Abend wie alle anderen auf dem Sofa, um nachzudenken.
    Es war verrückt, geradezu absurd, doch es war die reine Wahrheit: Vivi brauchte Bertholds Geld nicht. Sie hatte es nie darauf abgesehen. Was sie wirklich freute, und zwar von Herzen, war das Angebot von Maximilian Sell. Dass ausgerechnet sie Kochkurse geben sollte, noch dazu in einem Fünf-Sterne-plus-Hotel, erfüllte sie mit einem ungekannten Hochgefühl.
    Schon wenige Tage nachdem das Hotel Miramar seinen Kochkurs »I love cooking« im Internet und in einigen Zeitungen angekündigt hatte, waren die ersten zehn Termine ausgebucht. Ein echter Erfolg, der Vivi trotz aller Begeisterung auchein wenig Magengrummeln bescherte. Es war schon ein Unterschied, ob man allein am Herd etwas zusammenbrutzelte oder ob einem zwanzig Leute dabei auf die Finger sahen. Doch Ela zerstreute ihre letzten Bedenken.
    »Niemand könnte das so gut wie du. Du hast es drauf, Hase! Zeig ihnen, wo der Löffel hängt!«
    An einem Samstagnachmittag zwei Wochen später ging es los. Der Chefkoch war ziemlich beleidigt, dass eine blutige Amateurin, wie er Vivi charmanterweise nannte, in seiner heiligen Küche das Zepter übernahm. Sie ignorierte sein feindseliges Gesicht und empfing die Kursteilnehmer mit Champagner, Cocktails und selbstgemachten Häppchen, die man hier »Fingerfood« nannte: Bruschetta mit Tomate und Sardellen, Miniquiches mit Ziegenkäsecreme, geschmorte Champignonköpfe mit einer Ratatouillefüllung.
    Das

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