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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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Berthold Seitz! Ela kannte sie ja alle mehr oder weniger, und ihre Versionen hörten sich womöglich anders an als Vivis. So anders, dass Jan Petersen gefährliche Informationen sammelte.
    »Nein, Ela, das wird zu eng!« Vivis Stimme überschlug sich. »Wir sollten besser da drüben …«
    »Selbstverständlich ist hier noch Platz!«, fiel Jan Petersen ihr ins Wort. »Wir rücken einfach zusammen, ist sowieso gemütlicher.«
    Ein weiterer Stuhl wurde geholt, ein weiteres Gedeck wurde aufgelegt. Ela schien überhaupt nicht zu bemerken, in welch aufgelöstem Zustand sich Vivi befand, sondern konzentrierte sich ganz auf den Mann, der ihr schon in der Küche aufgefallen war.
    »Anfänger oder fortgeschritten?«, fragte sie ihn, als sie sich gesetzt hatte.
    »Eindeutig fortgeschritten«, zirpte eine der beiden Damen aus Petersens Gruppe, eine tiefgebräunte blonde Frau Ende dreißig. »Jan ist unglaublich!«
    »Ich habe noch nie einen Mann so sensibel Gemüse schneiden sehen wie Jan!«, versicherte die andere.
    Wie man Gemüse sensibel schneiden sollte, war Vivi ein Rätsel. Und aus einem Grund, der ihr genauso schleierhaft blieb, ärgerte sie sich über die Ungezwungenheit, mit der diese Frau den Kommissar beim Vornamen nannte. Mussten die sich denn so ranschmeißen? Mit gesenktem Kopf aß sie ihren Salat und hoffte inständig, dass ihre Freundin Ela nicht Dinge ausplauderte, die Vivi dem Gefängnis ein Stück näher brachten.
    »Ich finde kochende Männer toll«, sagte Ela kauend. »Ist das ein Hobby? Oder versorgen Sie eine große Familie?«
    Ganz still wurde es am Tisch. Alle sahen Jan Petersen an. Vor allem die Frauen. Er nahm einen Schluck Champagner und schenkte Ela ein gewinnendes Lächeln. »Ich würde gern für eine Frau und eine ganze Fußballmannschaft Kinder kochen, aber die Richtige ist mir leider noch nicht über den Weg gelaufen.«
    »Sie sind bestimmt zu wählerisch«, knurrte Vivi. »So wie ich Sie kenne, checken Sie jede Frau erst mal im Internet durch.«
    »Sie scheinen mich aber sehr gut zu kennen«, schmunzelte Kommissar Petersen.
    Ela stieß Vivi unter dem Tisch mit dem Fuß an. Was geht hier ab?, fragte ihr Blick. Vivi zog eine Grimasse, die so viel bedeuten sollte wie: Vorsicht, Lebensgefahr! Aber Ela missverstand die Botschaft, und zwar gründlich.
    »Bei Vivi machen Sie gar nichts falsch«, pries sie ihre Freundin an. »Sie kann nicht nur Granate kochen, sie ist eine Seele von Mensch. Wussten Sie, dass sie in ihrem Vorgarten einenKinderspielplatz eingerichtet hat? Der reinste Engel auf Erden!«
    Petersen zog die Augenbrauen zusammen. »So? Ist sie das?«
    »Also wirklich, das nenne ich Kinderfreundlichkeit«, sagte der ältere Herr beeindruckt. »Respekt, Frau Bernburg. Sehen Sie, ich spende zwar regelmäßig für Kinderdörfer, und da die Geschäfte gut laufen, sind es größere Summen. Doch dass Sie den Kindern Ihren eigenen Garten überlassen, zeugt von Großmut.«
    »Nein, nein«, wehrte Vivi ab. »Ist doch nicht der Rede wert. Wie schmeckt es Ihnen überhaupt?«
    »Die leeren Teller sprechen für sich«, erwiderte Herr von Campendonck. »Vorzüglich, meine Liebe.«
    Während ein Kellner die Teller abräumte, näherte sich der Kommissar Vivis Ohr. »Alt, vermögend, spendabel – dieser Campendonck entspricht doch genau Ihrem Beuteschema, oder? Haben Sie sich schon überlegt, wie Sie ihn in die ewigen Jagdgründe befördern?«
    Das reicht jetzt aber langsam, dachte Vivi wütend. Dieses ausgekochte Schlitzohr von einem oberschlauen, oberpeinlichen Hauptkommissar ist fällig, aber mit Anlauf. Er hatte einen langsamen, qualvollen Tod verdient. Nun ja, leider nur in ihrer Phantasie, denn ein Mord an einem Polizisten war selbst für sie undenkbar.
    Mühsam ihre Wut im Zaum haltend, faltete Vivi die Serviette zusammen. »Meine Damen, meine Herren«, sagte sie laut, »die Regeln erfordern es, dass ich jeden Gang an einem anderen Tisch einnehme. Ela? Du begleitest mich doch, wie besprochen?«
    »Wie bespr…, o ja, äh, klar«, stammelte Ela.
    »Schade«, sagte Jan Petersen. »Es war so interessant, mit Ihnen beiden zu plaudern! Und immer schön fröhlich bleiben – schlechte Laune ist Gift für die Haut.«
    »Was war denn das, bitte?«, fragte Ela, als sie an der Hotelbar saßen, wohin Vivi ihre verblüffte Freundin geschleift hatte.
    Jetzt, am frühen Abend, war die Bar brechend voll. Viele Gäste nutzten die Happy Hour. Fast alle Sessel waren besetzt, und Ela hatte die beiden Barhocker am Tresen

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