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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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lieber im Hintergrund, wie es ihrem Naturell entsprach? Zwischen all diesen »gehobenen« Leuten fühlte sie sich sowieso reichlich deplaciert. In den Kochschürzen hatten sie alle gleich ausgesehen, jetzt zeigten die Herren ihre teuren Freizeitoutfits und die Damen ihre Designerklamotten.
    Letztlich gehörte Vivi nicht dazu, fand sie. Dass sie vermutlich mehr Geld besaß als alle zusammen, spielte keine Rolle.Sie würde immer Sylvia Bernburg aus dem kleinen Reihenhaus in Wiesbaden bleiben. Doch die Entscheidung wurde ihr abgenommen, bevor sie sich zurückziehen konnte.
    »Frau Bernburg! Ich habe einen Stuhl für Sie organisiert!«, rief Kommissar Petersen quer durch das Restaurant. »Kommen Sie, der Salat wird schon gebracht!«
    Schon wieder hatte dieser Kerl sie überrumpelt. In Vivi schwoll eine unsichtbare Zornesader an. Mit steifen Schritten durchquerte sie den Raum, was, so wie Jan Petersen ihr dabei zusah, der reinste Spießrutenlauf war.
    »Wie nett«, sagte sie schmallippig, als sie seinen Tisch erreichte. »Wäre aber nicht nötig gewesen.«
    Das fanden die beiden Damen am Tisch auch. Es war nicht zu übersehen, wie sie ihren attraktiven Kochkumpan mit Blicken verschlangen. Eine weibliche Konkurrentin kam da ziemlich ungelegen. Nur der elegant gekleidete ältere Herr, der ebenfalls zu der Gruppe gehörte, machte eine einladende Geste, stand auf und verbeugte sich leicht.
    »Herrmann von Campendonck«, stellte er sich vor. »Es ist mir eine Ehre, dass Sie bei uns sitzen. Lassen Sie mich sagen, dass ich Ihr – wie sagt man das heutzutage? Ihr Fan? – geworden bin. Sobald wieder ein Kursplatz frei ist, werde ich wiederkommen.«
    »Da kann ich mich meinem Vorredner nur anschließen«, sagte Petersen, der Vivi den Stuhl zurechtrückte. »Sie sind die geborene Köchin. Ist wirklich ein Jammer, dass in der Spitzengastronomie hauptsächlich Männer arbeiten. Wir bräuchten mehr Köchinnen wie Sie!«
    »Ganz meine Meinung«, pflichtete der ältere Herr ihm bei.
    »Obwohl …« Der Kommissar entfaltete seine Serviette. »Eskönnte natürlich auch Gründe haben, warum es so wenige weibliche Küchenchefs gibt. Wussten Sie, dass Frauen in neunzig Prozent aller Fälle zu Gift greifen, wenn sie morden?«
    »Noch nie gehört«, zischte Vivi. »Halte ich auch für ein Gerücht.«
    »Tja, die Statistik sagt etwas anderes«, widersprach Jan Petersen. »Frauen sind sogar ziemlich erfinderisch. Mal wählen sie Insektenvernichtungsmittel, mal Rattengift …«
    Einen Moment lang überlegte Vivi, ob sie ihm ein Glas Champagner ins grinsende Gesicht schütten sollte, um ihn zum Schweigen zu bringen. Doch sie hatte eine bessere Idee. Mit dem Mut der Verzweiflung nahm sie einen Teelöffel und klopfte an ihr Champagnerglas, worauf es still wurde. Dann erhob sie sich.
    »Liebe Kochschüler, mein Mann sagte immer: ›Mit dem Heiraten ist es wie mit dem Essen im Restaurant. Man denkt, man hätte sich das Beste ausgesucht – aber nur so lange, bis man sieht, was der Nachbar auf dem Teller hat.‹« Sie erntete schallendes Gelächter. »Heute wird das nicht passieren, denn was Sie auf Ihrem Teller finden, haben Sie sich selbst erarbeitet. Für mich ist I love cooking ein unvergessliches Erlebnis, und ich hoffe, es geht Ihnen genauso. Guten Appetit!«
    Irre, das habe ich ganz ohne Zettel hingekriegt, dachte sie, als sie sich unter dem Applaus der Kursteilnehmer wieder setzte. Und das Thema Giftmorde ist damit auch vom Tisch.
    »Sehr geistesgegenwärtig«, flüsterte Jan Petersen, der direkt neben ihr saß. »Man sollte Sie nicht unterschätzen, Frau Bernburg.«
    Wie ertappt stocherte Vivi in ihrem Salat herum. Mist. Sie machte einen Fehler nach dem anderen. Oder war es nichteher so, dass Kommissar Fürchterlich ihr eine Falle nach der anderen stellte? Er hatte sie eindeutig provoziert.
    »Oh, nicht zu viele Lorbeeren, bitte«, hauchte sie. »Sonst werde ich noch übermütig.«
    Er sah sie von der Seite an, und unter seinem Blick röteten sich ihre Wangen. »Also, ich wäre gern mal dabei, wenn Sie übermütig werden.«
    Jetzt fingen ihre Wangen an zu brennen. Noch dazu kitzelte sie etwas im Sonnengeflecht. Oder etwas höher? Wie brachte dieser Mann es immer wieder fertig, sie fassungslos zu machen?
    Jemand tippte ihr auf die Schulter. »Hier bist du!«, rief Ela. »Darf man sich dazugesellen?«
    Bloß nicht, durchzuckte es Vivi. Am Ende würde Ela noch launige Geschichten über Werner zum Besten geben. Oder über Richard, Checker und

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