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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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Dieser Taumel der Lust signalisierte weit mehr. Vivi wagte gar nicht, diesen Gedanken zu Ende zu denken. Doch im Wirrwarr ihrer Gefühle wurde ihr plötzlich bewusst, dass diese Liebesnacht alles in den Schatten stellte, sogar ihre Liaison mit Richard. Womit sie unsanft in der Realität landete – sie musste schleunigst verschwinden!
    Bevor sie flüchten konnte, schlenderte Jan ins Zimmer, tropfnass von der Dusche. Er rubbelte sich mit einem Handtuch die feuchten Haare ab und sah Vivi an. Ein zärtliches Lächeln breitete sich auf seinem schmalen Gesicht aus.
    »Wie geht es dir? Lebst du noch? Hast du noch’n Puls?«
    Vivi zog die Decke etwas fester um ihre nackten Schultern. »Alles wohlauf.«
    Obwohl sie sich vorgenommen hatte, so rasch wie möglich das Weite zu suchen, konnte sie ihren Blick nicht von ihm wenden. Jan war wunderschön. Sein Körper war nicht sonderlich muskulös, doch alles stimmte, die breiten Schultern, der flache Bauch, die festen Schenkel und nicht zuletzt sein bestes Stück, das sich auf magische Weise zu vergrößern schien.
    Lächelnd ließ er sein Handtuch zu Boden fallen. »Lust auf Frühstück?«
    Eine Sekunde später lernte Vivi, dass es kalorienfreie Frühstücke gab, die selbst einen Toast Benedikt alt aussehen ließen. Eine Stunde später schlief sie wieder ein.
    Jemand klopfte. »Zimmerservice!«
    Der Wecker auf dem Nachttisch zeigte halb zwei. Seit einer Ewigkeit hatte Vivi nicht mehr so lange in den Federn gelegen. Sie entwand sich Jans Arm, schlüpfte aus dem Bett und wickelte sich in das Handtuch, das Jan am Morgen hatte fallen lassen. Dann lief sie zur Tür und öffnete sie einen Spalt.
    »Kommen Sie bitte später wieder. Wir checken in einer Stunde aus.«
    In diesem Augenblick wurde die Tür aufgestoßen, und Ela schaute um die Ecke. »Sag mal – oh!«
    Sie hatte Jan entdeckt, der im Bett lag und tief und regelmäßigatmete. Das Haar hing ihm zerzaust in die Stirn, einen Arm hatte er um sein Kopfkissen gelegt.
    »Ist einfach so passiert«, raunte Vivi verlegen.
    »Ich fass es nicht! Du und der Vollpfosten!« Ela fing leise an zu lachen. »Hab ich’s doch gewusst, dass er der Typ Mann ist, der dich von den Socken haut. Du bist mindestens so verknallt wie er. Was hast du jetzt vor mit deinem Übergangsmann?«
    So weit hatte Vivi noch gar nicht gedacht, überwältigt vom Hier und Jetzt. »Keine Ahnung.«
    »Ruf mich später an, ja? Und grüß die Kreuzung aus Skorpion und Kampfhund von mir.«
    Vivi blieb an der Tür stehen, die sich leise geschlossen hatte. Ja, sie hatte sich verliebt. Aber es war unmöglich. Sie durfte diesen Mann nicht in ihr verkorkstes Leben lassen, sonst setzte sie alles aufs Spiel. Lautlos zog sie sich an, schnappte sich ihre Handtasche und ging.
    Die Fahrt nach Wiesbaden schien eine Ewigkeit zu dauern. Schon kurz nachdem sie die Autobahn erreicht hatte, heulte Vivi los.
    »Verdammt, ich lieb dich!«, sang sie schluchzend. »Ich lieb dich nicht. Verdammt, ich brauch dich! Ich brauch dich nicht. Verdammt, ich will dich! Ich will dich nicht – ich will dich nicht verliern!«
    Na ja, es war natürlich noch viel zu früh, von Liebe zu sprechen, aber verliebt war sie, keine Frage. Und genau damit hatte sie sich in eine Sackgasse manövriert. In ihrer Situation war ein Polizist das größte anzunehmende Risiko. Auch wenn Jan momentan ein liebesvernebeltes Hirn haben mochte, irgendwann würden seine Spürhundinstinkte wieder wach werden,und dann marschierte Vivi ins Gefängnis. Das durfte sie nicht riskieren. Es war aussichtslos.
    Während sie mechanisch wie ein Roboter den Wagen lenkte, rief sie sich die vergangene Nacht ins Gedächtnis. Was war so anders gewesen als bei Richard? Tränenüberströmt suchte sie nach einer Antwort. Dann begriff sie es: Richard hatte ein Programm abgespult, als hätte er eine Gebrauchsanleitung gelesen. Wie ein gut ausgebildeter Maschinist hatte er an den richtigen Knöpfen gedreht, die richtigen Tasten gedrückt, war stramm nach Plan vorgegangen. Anders Jan. Der hatte sich einfach dem Sturm hingegeben, den sie gemeinsam entfacht hatten, völlig spontan, ohne Kalkül. Und genau diesen Wahnsinnsmann musste sie nun auf den Mond schießen, wenn ihr ihre Freiheit lieb war. Das Leben war so ungerecht.
    Vivi fühlte sich wie eine Kugel im Flipperautomaten, als sie in die Straße einbog, in der sie wohnte. Schon von weitem sah sie, dass vor ihrem Haus einige Kinder spielten. Zwei saßen auf der Schaukel, die übrigen backten Sandkuchen

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