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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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mal, dass dein Kühlschrank bis obenhin voll ist.«
    Jetzt hatte er es doch tatsächlich wieder geschafft, Vivi zu verblüffen. Noch nie, absolut nie hatte ein Mann für sie gekocht.
    »Also schön. Aber pass mit den Töpfen auf. Das ist ein …«
    »… Induktionsherd, habe ich schon gesehen«, grinste er. »Du bist exzellent ausgestattet: Induktionsherd, Dampfgarer, Mikrowelle, alles da. Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich dafür liebe, dass du ein echtes Kochgenie bist?«
    Schon wieder dieses Wort – Liebe. Vivis Magen schlug Purzelbäume. Sie glaubte nicht an die Liebe, obwohl sie es im Grunde ihres Herzens so sehr wollte.
    Jan inspizierte nacheinander den Kühlschrank, die Tiefkühltruhe und die Speisekammer. »Toll! Der reinste Feinkostladen! Fleisch und Gemüse in rauen Mengen. Zitronengras, Korianderwurzel, Chili! Und Kokosmilch! Weißt du was? Ich koche uns eine Tom Ka Gai.«
    Um nichts in der Welt hätte Vivi zugegeben, dass sie nicht wusste, was das sein sollte. Sie tippte auf ein asiatisches Gericht.
    »Gute Idee. Darf ich zusehen?«
    Er lächelte geschmeichelt. »Wenn du darauf bestehst, gern.«
    Vivi sank an den Küchentisch. Zunächst ließ Jan Wasser ineinen Topf laufen, den er auf den Herd stellte. Aus dem Kühlschrank holte er zwei Hühnerbrustfilets, die er in Würfel schnitt, dann kamen Frühlingszwiebeln, Chilischoten, Champignons und eine Korianderwurzel unters Messer. Geschickt öffnete er eine Dose Kokosmilch und goss die milchige Flüssigkeit in das heiße Wasser. Mit Vivis Mörser zerdrückte er das Zitronengras und schnitt es in Streifen.
    Es war eine Freude, ihm zuzusehen, denn er tat das alles mit der selbstverständlichen Eleganz eines Balletttänzers. Schwungvoll warf er das Gemüse in den köchelnden Sud, wartete ein paar Minuten und gab das Hühnerfleisch hinzu. Er salzte großzügig, dann begutachtete er Vivis Gläser mit getrockneten Kräutern und Gewürzen, bevor er schwarzen Pfeffer und Galgantpulver auswählte.
    Vivi kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dieser Mann konnte nicht nur kochen. Er war ein leidenschaftlicher, raffinierter Feinschmecker, der sich in allen Nuancen des Würzens auskannte. Ein Glücksgefühl durchströmte sie. Zum ersten Mal im Leben hatte sie das Gefühl, einen Wahlverwandten zu treffen, der sich genauso für die kulinarischen Künste begeisterte wie sie. Was aber war mit dem Rest? Sie wusste viel zu wenig von ihm.
    »So, Jan Petersen vom Dezernat für ungelöste Fälle, dann erzähl mir mal, wer du bist«, legte sie los. »Hast du Familie? Exfrauen, Kinder, Schulden?«
    Er blinzelte sie erstaunt an. »Hey, das ist ja ein hammerhartes Verhör!«
    »Ich will lieber gleich alles wissen«, stellte Vivi klar. »Damit es hinterher keine unangenehmen Überraschungen gibt.«
    »Schon gut, ich habe nichts zu verbergen«, bekannte er treuherzig.»Ich bin in Hamburg aufgewachsen, wie der Name Petersen schon vermuten lässt. Die typischen Nordlichter heißen alle so: Petersen, Hansen, Björnsen. Meine Eltern sind leider schon gestorben, Geschwister habe ich nicht. Exfrauen und Kinder auch nicht, und mein Konto ist im grünen Bereich. Zufrieden?«
    »Erst wenn ich die Tomka-Dingens probiert habe«, erwiderte Vivi mit gespielter Strenge.
    »Nur zu.«
    Er halbierte eine Zitrone, presste den Saft direkt in die Suppe und streute ein paar Korianderblättchen hinein.
    »Fertig. Was möchtest du trinken?«, erkundigte er sich. »Einen Wein? Rosé vielleicht?«
    »Nein, keinen Wein.« Vivi strahlte ihn an. »Im Kühlschrank steht eine Flasche Champagner. Die habe ich immer für einen besonderen Anlass aufgehoben.«
    »Und? Ist heute so ein Anlass?«
    Sie stand auf und flog in seine Arme. »Es könnte keinen besseren geben.«
    Sollte es tatsächlich Liebe sein? Jedenfalls fühlte es sich so an. Die Wochen vergingen, und bald schon lebten sie wie ein Paar. Schräg war das schon. Eigentlich sogar lebensgefährlich. Manchmal fasste sich Vivi an den Kopf. Sie hatte was mit einem Polizisten – ausgerechnet! Das war in etwa so, als ob ein Kannibale in einen Veganerclub eintrat. Andererseits war es auch ein beruhigendes Gefühl. Was konnte ihr schon passieren, wenn sie sich unter polizeilichem Schutz befand?
    Vivi hatte ihren Hoteljob behalten, weil er ihr Spaß machte, vor allem auf die Kochkurse, die regelmäßig ausgebucht waren,wollte sie nicht verzichten. Niemand ahnte, dass sie mit Leichtigkeit das ganze Hotel hätte kaufen können. Nach Feierabend traf sie sich mit

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