Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman
nichts.
»Wo wir uns schon ein bisschen näher kennen, sollten wir uns nicht duzen?«, fragte der Kommissar unvermittelt.
»Sie? Duzen?« Um Vivi drehte sich alles.
»Ja, tut gar nicht weh«, grinste Jan Petersen. »Und jetzt tue ich das, was ich schon die ganze Zeit tun wollte.«
Langsam, ganz langsam beugte er sich vor und küsste Vivi. Auf den Mund. War das alles real? Oder einer dieser Alpträume, die sie immer noch heimsuchten? Nein, weich und warm lagen seine vollen, sinnlichen Lippen auf den ihren.
Eine kleine Ewigkeit später nahm er ihre Hand. »Sag mal, das ist hier doch ein Hotel. Dann gibt es doch bestimmt so was wie ein Zimmer, in dem wir ungestört sind, oder?«
Es ging alles so schnell, dass Vivi kaum hinterherkam. Mit einem Mal hatte Jan eine Zimmerkarte in der Hand, irgendwie gerieten sie in den Aufzug, unversehens standen sie in einem halbdunklen Doppelzimmer. Die Mischung aus Erregung und Angst trieb Vivi einen Schauer über die Haut, der sich wie ein Funkenregen anfühlte. Jan machte einen Schritt auf sie zu. Im nächsten Moment zog er sie auch schon in seine Arme.
»Ich will dich«, murmelte er, während er ihr Gesicht mit Küssen bedeckte und ihre Kochjacke aufknöpfte.
Vivi wand sich unter seinen Küssen, unter seinen Berührungen, unter diesen feingliedrigen Händen, die sie sanft, aber fordernd in Besitz nahmen. Ela hatte recht gehabt, er roch gut, aber noch besser küsste er. Sie erschauerte, als er seinen schlanken, männlichen Körper an sie presste.
»Warum?«, ächzte sie. »Ich bin doch nun wirklich nichts Besonderes.«
»Du?« Ausgiebig liebkoste er ihren Nacken und löste das Gummiband, das ihren Pferdeschwanz zusammenhielt. »Du bist der Wahnsinn. Ich habe mich sofort in dich verliebt, in dem Augenblick, als du die Haustür geöffnet hast.«
»Aber …«, widersprach sie schwach.
»Und als du mir dann diese Plätzchen gebracht hast und als ich dich heute kochen sah, war ich geflasht. Sylvia …«
Er stöhnte auf und wühlte seinen Mund in ihr Haar. Dann wurde eine Weile nicht mehr gesprochen. Sie pressten ihre heißen Körper aneinander, bis er Vivi die Jeans herunterriss, vor ihr niederkniete und küssend einen Kreis rund um ihren Slip beschrieb, so lange, bis sie es nicht mehr aushielt und ihn zu sich hochzog. Mit zitternden Fingern öffnete sie seinen Gürtel, dann den Knopf seiner Jeans und zog den Reißverschluss herunter.
Alles in ihr verzehrte sich nach mehr. Dunkel wurde ihr bewusst, dass auch sie ihn von Anfang an geliebt hatte, alles an ihm, vom Scheitel bis zur Sohle. Nicht weil er Richard ähnelte, sondern weil er Jan Petersen war, ein intelligenter, attraktiver, unwiderstehlicher Mann, der eine geradezu animalische Erotik verströmte.
Ungeduldig zog er sie aufs Bett. Ohne sich ihrer übrigen Klamotten zu entledigen, umfingen sie einander und küssten sich. Die Erde bebte, als er endlich in sie eindrang. Vivi wurde von einem Rausch erfasst, der gar nicht wieder aufhörte. Sie schluchzte, als sie am ganzen Körper zitternd kam und er sein Gesicht in ihrer Halsbeuge vergrub, während er sich in sie ergoss.
Der Morgen graute, als die Glut langsam verebbte. Noch immer hielten sie einander umschlungen, flüsterten sich Zärtlichkeiten ins Ohr, lachten leise über irgendwelchen Unsinn und glitten schließlich in einen federleichten Schlaf.
Vivi erwachte von einem Geräusch, das sich wie ein Platzregen anhörte. Sie schlug die Augen auf und erstarrte. Dies war nicht ihr Bett. Dies war auch nicht ihr Schlafzimmer. Und das Geräusch war kein Regen, sondern das Rauschen der Dusche. Dann stürzten die Ereignisse der vorherigen Nacht wie ein tropischer Wolkenbruch auf sie ein.
Du lieber Himmel! Sie hatte mit Hauptkommissar Jan Petersen vom Dezernat für ungelöste Fälle geschlafen! War sie denn komplett irre geworden? Angstvoll raffte sie die Decke zusammen und zog sie bis ans Kinn. Überall im Zimmer lagen Kleidungsstücke auf dem Boden und markierten den Parcours, den sie auf dem Weg zum Bett genommen hatten. Das hätte nie passieren dürfen. Sie spielte nicht nur mit dem Feuer, sie hatte sich schon verbrannt! Doch während ihr Verstand in den Alarmmodus wechselte, funkte ihr Körper seligstes Behagen.
Jan war ein unglaublicher Liebhaber. Nein, das war es nicht. Sie hatten sich geliebt wie zwei Menschen, die wirklich etwas füreinander empfanden. So viel Leidenschaft gab es nicht bei einem One-Night-Stand, das ahnte Vivi, ohne jemals einen erlebt zu haben.
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