Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman
mit den bunten Förmchen, die Vivi ihnen geschenkt hatte. Bei dem Gedanken, dass Jan eine ganze Fußballmannschaft Kinder wollte, schluchzte sie erneut los. Irgendwie war der Wurm drin in ihrem Liebesleben. Und wieder dachte sie: Aha, das ist die Strafe. Das Schicksal hat beschlossen, dass ich nicht glücklich sein darf.
Sobald sie in die Küche kam, sprang Tiger ihr entgegen. Seine Barthaare zitterten vor Aufregung, und er miaute herzerweichend.
»Ist ja gut, mein Süßer, ich habe dich nicht vergessen«, beruhigte Vivi ihn. »Du bist mein Ein und Alles. Gleich mache ich dir was zu essen.«
Sie holte eine Portion Seelachs aus der Tiefkühltruhe und stellte sie in die Mikrowelle. Während sie auf das Pling! wartete, pochte es am Küchenfenster. Schnell holte Vivi ihre Tupperdose mit Haferplätzchen aus der Speisekammer, die Plätzchen mit den eingebackenen Schokoladenstückchen, die die Kinder so sehr mochten.
»Hallo, Mäuse!«, rief Vivi, während sie in den Vorgarten ging. »Hier sind eure Plätzchen!«
Sofort war sie umringt von Kindern, die ihr begierig die Hände entgegenstreckten.
»Einer nach dem anderen, es ist genug da!«
»Sieht so aus, als müsste ich mich hinten anstellen«, hörte sie eine Männerstimme, die in der vorherigen Nacht immer wieder ihren Namen geflüstert hatte.
Kapitel zwölf
Jan hielt eine riesige Sonnenblume in der Hand. Er trug noch immer sein »Yammie Yammie«-T-Shirt und sah leider umwerfend aus. Vivis Herz vollführte eine erschrockene Rolle rückwärts. Hatte sie wirklich damit gerechnet, dass er so schnell aufgab?
»War nicht gerade angenehm, allein aufzuwachen«, grummelte er. »Machst du das immer so? Einfach abhauen?«
Stumm verteilte Vivi ihre restlichen Plätzchen an die Kinder. Plötzlich war ihr hundeelend. Sie hatte schlicht und einfach Angst. Nachdem die Tupperdose leer war, strich sie sich ihre etwas fleckige Kochjacke glatt. Auch Vivi hatte sich noch nicht umgezogen.
»Entschuldige«, sagte sie kleinlaut. »Ich wusste nicht …«
»Was?«
Wie ein kleines Mädchen stand sie da. Als hätte sie etwas angestellt und erwartete nun ein Donnerwetter. »Lass uns erst mal reingehen.«
Er folgte ihr in die Küche, wo sie Tiger das aufgetaute Seelachsschnitzel hinstellte. Hungrig machte er sich darüber her.
»Cappuccino?«, fragte Vivi, was so viel wie ein Friedensangebot war.
»Man hört, dass dein Cappuccino legendär ist«, antwortete Jan schon etwas freundlicher. »Und falls du noch so ein sensationelles Pekannussplätzchen hättest, würde ich nicht nein sagen.«
Das klang so nett, so harmlos. Aber Hauptkommissar Jan Petersen war nicht harmlos. Seine Aufklärungsquote lag im oberen Bereich, das hatte Vivi nicht vergessen.
Kraftlos lehnte sie sich an die Spüle. »Jan, es war wunderbar mit dir. Mehr als das. Aber ich bin total durcheinander. Wie soll ich es sagen – du bist ein Polizist. Demnächst wirst du mich vielleicht wieder verhören. So was halte ich nicht aus. Ich meine, das ist doch verrückt! Und verboten ist es bestimmt auch!«
Ohne sie aus den Augen zu lassen, legte Jan die Sonnenblume auf den Küchentisch, hockte sich hin und kraulte Tigers Nacken. Mit diesen feingliedrigen Händen, die auch Vivis Nacken gestreichelt hatten. Ihre Haut prickelte, als sie daran dachte.
»Du bist also darauf reingefallen?«, grinste er.
Das wurde ja immer krasser. Vivi spürte, wie ihre Beine wegsackten. »Worauf soll ich reingefallen sein?«
»Na, dass ich dich verdächtige.« Er richtete sich auf. »Mein Besuch hier war reine Routine, das habe ich dir doch gesagt. Auch das Gespräch in meinem Büro war im Rahmen des Üblichen. Doch für den Kochkurs habe ich mich einzig und allein deshalb angemeldet, weil ich dich wiedersehen wollte. Und mit diesem ganzen Gerede über Giftmorde wollte ich dich nur aufziehen.«
»Du hast eine seltsame Art, Leute aufzuziehen«, murmelte Vivi. »Ich fand das gar nicht lustig.«
»Tut mir leid.« Er ging zu ihr und legte eine Hand an ihre Wange. »Verzeihst du mir?«
Sie wusste, dass ein Blick in seine klugen grauen Augen genügen würde, um ihren Widerstand zu brechen. Deshalbschaute sie zu Tiger, der seinen Seelachs schon fast verschlungen hatte.
»Ja, verziehen. Trotzdem solltest du jetzt gehen.«
Er legte ihr einen Finger auf den Mund. »Wir sind beide ziemlich durch den Wind. Was hältst du davon, wenn du dich auf die Couch packst, und ich koch dir was Leckeres? Bestimmt hast du noch nichts gegessen, und ich vermute
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