Ich komme um zu schreiben
diese Reise geplant habe, dachte ich, dass Lawson dich vielleicht noch nicht aufgegeben hat. Und wie könnte man ihn effizienter loswerden, als ihm zu zeigen, wie viel ich dir noch bedeute?“
Er schlenderte zur Tasche und holte mit triumphierendem Lächeln eine Kamera heraus. Sie war riesig, silbern und mit einem professionell aussehenden Objektiv versehen.
Molly wimmerte auf. Oh Gott. Genau das hatte ihr noch gefehlt. Jetzt würde sich ihr Leben in eine Komplettkatastrophe verwandeln. Wahrscheinlich würde er die Bilder an ihre Eltern schicken, sie auf der Polizeiwache herumzeigen und sie im Internet hochladen. Seht ihr, ich hab doch gesagt, dass sie noch auf mich steht.
Aber das Schlimmste war der Gedanke daran, dass sie nur ein paar Wochen zuvor Ben gebeten hatte, Nacktfotos von ihr zu machen. Ben, nicht Cameron! Nur Ben …
Und im Gegenzug hatte Ben ihr etwas Wunderschönes geschenkt.
Sie fing wieder an zu weinen. Erst als sie schniefte, schien Cameron zu bemerken, wie sie aussah. Sein Lächeln gefror.
„Meine Güte, Molly, du siehst ja grauenhaft aus! Ganz fleckig und verschmiert!“ Er schauderte. „Gehört das zu deinemSpiel dazu? Mir gefällt das nämlich überhaupt nicht, und es wird sich ganz sicher nicht gut auf den Fotos machen.“
Sie versuchte ihre Tränen im Zaum zu halten, aber ihre Tränendrüsen waren außer Kontrolle. Cameron eilte ins Badezimmer, um Kleenextücher zu holen. Erst wollte er Molly die Packung in die Hand drücken, aber dann fiel ihm auf, dass er sie ja gefesselt hatte. Er tupfte an ihrer Nase herum, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war, und goss sich Wein nach.
„Es ist ja nicht so“, fuhr er fort, als wäre er niemals unterbrochen worden, „dass ich nicht auch ohne Ben und seine Beharrlichkeit gerne Bilder von dir machen würde. Da fällt mir auf: noch etwas, das wir früher nie ausprobiert haben! Wenn ich Fotos von dir gehabt hätte, wäre ich in den letzten Monaten vielleicht nicht so schrecklich einsam gewesen. Ich habe dich so vermisst.“
Molly beobachtete ihn. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde sie der Sache überdrüssiger. Ihre Zehen pochten in den spitzen Schuhen, ihre Hände kribbelten nicht mal mehr, sondern waren mittlerweile vollkommen taub, und ihre Nackenschmerzen verwandelten sich langsam in grauenhafte Kopfschmerzen, die ihr die Sicht vernebelten. Und Himmel, war ihr heiß!
Mittlerweile war Molly fast schon so weit, dass sie lieber mit Cameron geschlafen hätte, als noch eine weitere Stunde in diesem Stuhl zu verbringen. Gott, sie hätte echt eine grauenhafte Kriegsgefangene abgegeben. Zweieinhalb Stunden Gefangenschaft, und sie würde Propagandafilmchen drehen, nur damit man sie losband.
„Okay“, sagte Cameron so laut, dass sie zusammenfuhr, und knallte das Weinglas auf ihren kleinen Nachttisch. „Dann kann die Party ja losgehen, oder?“ Er schürzte nachdenklich die Lippen, nahm die Tasche vom Bett und kam näher. Während er Molly eingehend musterte, wog er die Kamera in seinerHand. „Ja, ich denke, das ist ein guter Anfang.“
Molly bedachte ihn mit einem finsteren Blick, doch er fing trotzdem an, auf den Auslöser zu drücken. Mittlerweile war ihre Angst fast vollkommen verflogen. Jetzt empfand sie nur noch Wut und Ekel.
Ben wusste, wie sie aussah, wenn sie echte Lust verspürte. Wenn er diese Bilder sah, würde er die Wahrheit gleich erkennen. Vielleicht mailte Cameron sie ihm ja sofort zu?! Wenn sie ihre Hände noch gespürt hätte, wäre es ihr in diesem Moment möglich gewesen, die Finger zu kreuzen. Doch stattdessen versuchte sie Cameron mit ihren Blicken aufzuspießen.
„Okay“, murmelte er, nachdem er ein letztes Mal auf den Auslöser gedrückt hatte. „Dann hätten wir die Vorbereitungen abgeschlossen. Und jetzt …“ Er warf ihr ein breites Grinsen zu, stellte die Kamera ab und langte in die Tasche. Molly war nicht sonderlich glücklich, als Sekunden später eine große Schere in seiner Hand aufblitzte.
Cameron sah sie verträumt an. „Eins nach dem anderen. Jetzt kümmern wir uns erst mal um diese wundervollen Brüste.“
Je näher die Schere kam, desto länger und bedrohlicher sah sie aus. Die Angst kehrte mit voller Wucht zurück. Molly hätte alles darum gegeben, einfach vom Erdboden verschluckt zu werden – doch ein derartiges Glück war ihr nicht beschieden. Also blieb ihr nichts weiter, als zu beten, dass die Klingen nicht ganz so scharf waren, wie sie aussahen.
Cameron ging neben ihr in die Hocke. Er
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