Ich komme um zu schreiben
stirnrunzelnd.
„Ich behaupte ja gar nicht, dass das ein Date sein soll.“
„Versprochen?“
„Versprochen.“
„Gibt es dieses uralte Kino denn überhaupt noch?“
„Jepp. Und sie zeigen immer noch die besten Blockbuster aus dem Vorjahr.“
Sie sah ihn noch einmal misstrauisch an, dann lächelte sie und nickte. „Okay, dann gehen wir total undatingmäßig essen und ins Kino.“
Ben zog sie wieder an sich und küsste die empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr. „Ich bringe trotzdem Kondome mit“, flüsterte er, weil er es so mochte, wenn Molly aus Vorfreude schauderte. „Und du bringst deinen kleinen blauen Freund mit.“
„Mann!“ Sie lachte und schubste ihn von sich weg. „Halt die Klappe!“
„Wieso? Vielleicht brauche ich ja Verstärkung! Wenn du erst mal richtig loslegst, bist du eine unersättliche Bestie!“
„Hör auf damit!“ Auf ihren Wangen breitete sich eine so niedliche Röte aus, dass Ben sie unbedingt noch mal küssen musste.
Er fing bei ihren Lippen an und tastete sich dann über ihre Wange zu ihrem Ohr vor. „Ich hab so den Verdacht, dass unter diesem versauten Luder ein ganz normales, anständiges Mädchen schlummert.“
„Träum weiter.“
Nachdem er ihr einen zarten Kuss auf die Nase gegeben hatte, drehte er sich um und machte sich auf den Weg. Noch ein paar Sekunden länger, und er hätte seine Arbeit einfach vergessen. Außerdem wollte er nicht riskieren, dass sein Team die Tür aufbrach, um ihn zu retten, nur weil er vergessen hatte, sich zum Dienst zu melden. Und nach allem, was in der letzten Woche vorgefallen war, zweifelte er nicht mehr daran, dass derartige Katastrophen neuerdings an der Tagesordnung waren.
10. KAPITEL
D ie tiefschwarze Nacht verschluckte alles bis auf die wenigen Verandalichter der ein oder anderen Ranch, an der sie vorbeifuhren. Selbst die Sterne versteckten sich, und der Mond schien heute einfach vergessen zu haben, aufzugehen. Molly blickte starr durch das Seitenfenster in die Dunkelheit. Sie war so tief in Gedanken versunken, dass ihr die Eintönigkeit der dunklen Landschaft nicht einmal auffiel.
„Du warst so schweigsam heute. Hat dir der Film nicht gefallen?“, fragte Ben.
Ja, schweigsam war sie allerdings gewesen. Verwirrt, panisch und schweigsam. „Doch, doch, der Film war toll. Besser, als die Kritiken behauptet haben.“
„Bist du wütend wegen dem neuen Zeitungsartikel?“
„Das sollte ich wohl eher dich fragen.“
„Meine Einstellung zu dem Thema steht nicht zur Debatte, die kennt jeder. Aber du solltest eigentlich Witze darüber reißen und so tun, als wäre das alles völlig bedeutungslos.“
Sie warf ihm ein Lächeln zu. „Ist es ja auch. Jeder weiß, dass du nicht der Leibwächter einer Topspionin bist.“
„Aber?“
Mittlerweile wusste sie einfach nicht mehr, was sie ihm erzählen konnte und was nicht. Geschweige denn, wo sie anfangen sollte! Immerhin schrieb sie wie am Fließband, was vor allem daran lag, dass sie nachts kein Auge mehr zubekam und sich so angespannt und verängstigt fühlte, dass sie nur noch beim Schreiben etwas Ruhe fand.
Sie hatte die ersten drei Kapitel an ihre Lektorin geschickt, die völlig begeistert gewesen war. Nun drängte sie Molly, so schnell wie möglich den ganzen Text abzugeben. In nur drei Wochen stand für sie noch ein Programmplatz zur Verfügung– eine andere Autorin konnte wegen privater Probleme unmöglich ihre Deadline einhalten. Molly hatte versprochen, den Roman in fünf Tagen einzureichen, und die Lektorin hatte hoch und heilig geschworen, dass sie den Text in einer Rekordzeit von achtundvierzig Stunden lesen und bearbeiten würde. Sogar am Cover wurde schon gebastelt. Alles in allem würde die Fertigstellung ihres neuen Romans wie eine Achterbahnfahrt in einem Jahrhunderttornado werden, aber Molly war dankbar um die Ablenkung.
„Was ist los, Moll?“
„Tut mir leid“, seufzte sie. „Ich wollte unser erstes Nichtdate nicht ruinieren.“
„Hat es wieder einen Vorfall bei dir im Haus gegeben?“
„Nein“, erwiderte sie aufrichtig. Im Haus selbst war ja auch wirklich nichts passiert. Dafür aber überall sonst. „Meine Mom hat die Tribune online gelesen und ist völlig aus dem Häuschen. Und das nur dank Miles, der den ganzen Tag den Polizeifunk abhört und jedes noch so kleine Detail brühwarm druckt. Sogar Quinn macht sich schon Sorgen.“
„Ja, er meldet sich häufiger mal.“
„Als ich die Zeitung heute Morgen gesehen habe, war ich mir sicher, dass
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