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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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„Lori“, blaffte Ben. „Ich komme morgen früh vorbei, um mir Mollys Wagen anzusehen. Wag es nicht, in der Zwischenzeit daran herumzuwerkeln.“ Er wollte schon auflegen, doch dann überlegte er es sich anders. „Und ich fasse es nicht, dass du mich nicht angerufen hast“, schob er noch hinterher. Dann legte er tatsächlich auf und schmiss den Hörer zurück auf die Ablage. „Und das gilt für dich ganz genauso“, fuhr er Molly an.
    Er wirkte so wütend, dass sie unwillkürlich zusammenzuckte.
    „Du wirst mir jetzt sofort erzählen, warum dir jemand schaden wollen könnte. Los!“
    „Ich weiß es nicht! Ich schwöre es! In Denver ist mir so etwas nie passiert! Es muss jemand sein, der hier lebt oder wenigstens etwas mit Tumble Creek zu tun hat.“
    „Zum Beispiel?“
    Frustriert hob sie die Arme in die Luft.
    „Ich kann mich nicht erinnern, dass du dir an der Highschool irgendwelche Feinde gemacht hättest.“
    „Ja, ich war damals ziemlich unauffällig.“
    Ben schüttelte den Kopf und umklammerte das Lenkrad noch fester, bis seine Knöchel weiß hervortraten. „Mir fällt einfach niemand ein, dem ich so etwas zutrauen würde. Wirhaben einen ehemaligen Autodieb in der Stadt, aber der ist mittlerweile fünfundsiebzig. Und einen registrierten Triebtäter, aber der hatte ein Faible für heranwachsende Jungs.“
    „Schön ist das nicht, aber …“
    „Heute Morgen dachte ich kurz, dass vielleicht Miles auf der Suche nach einer Riesenstory in deinem Haus herumgeschnüffelt hat. Aber ein Mordversuch? Nie im Leben. Ist er dir in letzter Zeit auffällig oft über den Weg gelaufen?“
    „Nein“, flüsterte sie. Ein Mordversuch. Ihre Angst hatte sich den ganzen Tag über aufgestaut. Verunsicherung, Furcht und Wut hatten sich zu einem dicken Knoten in ihrer Brust zusammengeschnürt, und jetzt befürchtete sie, dass all ihre unterdrückten Gefühle auf einmal aus ihr herausströmen könnten. Gestern Abend hatte sie Bens Angebot, bei ihm zu übernachten, abgelehnt, weil sie sich ihre Unabhängigkeit beweisen wollte. Diese alberne Unabhängigkeit, auf die sie ihr ganzes Leben über so gepocht hatte.
    In der Ferne blinkten ein paar winzige verstreute Lichter auf. Tumble Creek. Sie waren fast zu Hause. Fast bei ihrem riesigen, knarrenden, einsamen Haus. Und sie hatte keine Ahnung, wer es auf sie abgesehen hatte.
    Ihre Anspannung wuchs ins Unermessliche, bis sie es schließlich nicht mehr aushielt. „Kann ich heute Nacht bei dir schlafen?“ Die Frage war völlig unkontrolliert und eindeutig viel zu laut aus ihr herausgeschossen. Genau genommen hatte Molly gekreischt.
    Ben zuckte zusammen und verriss das Steuer leicht, sodass der Wagen kurz die gelbe Begrenzungslinie am Straßenrand übertrat. Als Ben das Auto wieder unter Kontrolle hatte, nahm er Mollys zur Faust geballte Hand in seine. Er versuchte zu lächeln, doch es misslang ihm. Trotzdem fühlten sich seine warmen, kräftigen Finger beruhigend und gut an.
    „Natürlich kannst du das.“ Er hob ihre Hand an die Lippenund küsste sie. „Entweder das, oder ich muss im Schlafsack vor deiner Haustür kampieren.“
    „Was immer dir lieber ist. Hauptsache, du lässt mich nicht alleine.“
    Er drückte noch einen Kuss auf ihre Hand und streifte geistesabwesend mit den Lippen ihre Knöchel. Die kleine Geste jagte ihr eine Gänsehaut über die Arme. „Wir haben in deinem Haus ein paar Fingerabdrücke gefunden, die weder von dir noch von mir stammen. Wahrscheinlich sind sie von deiner Tante oder den Umzugshelfern, aber ich schicke sie trotzdem an die Forensik. Ist dir einer von den Umzugshelfern komisch vorgekommen?“
    „Nein, mir ist nichts aufgefallen. Nichts Außergewöhnliches.“
    „Okay, dann sehe ich mir morgen früh dein Auto an.“ Er atmete sehr tief ein und wieder aus. „Gott, Molly.“
    „Ja, ich weiß.“
    Er hielt ihre Hand, bis sie vor ihrem Haus hielten, und stand Wache, während sie ein paar Sachen zusammenpackte und ihre nigelnagelneuen Schlösser aus gehärtetem Stahl absperrte. Und ehe sie es sich versah, fuhren sie auch schon in seine Garage.
    Sie war so aufgeregt, die ganze Nacht über von einem großen, sexy Cop beschützt zu werden, dass sie ihre Anspannung ganz vergaß und unbekümmert aus dem Truck sprang. Sie war zwar schon einmal hier gewesen, als das Haus noch seiner Mutter gehört hatte, aber seitdem waren sicher einige Veränderungen vorgenommen worden.
    Sie hatte erwartet, dass er es typisch männlich, also so gut wie gar nicht

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